Ukraine
Russen-General: Wagner soll zwei Nato-Länder angreifen
Große Wagner-Kolonnen werden in Belarus gesichtet – das benachbarte Polen sorgt sich. Aussagen eines russischen Generals füttern die Ängste weiter.
Jewgeni Prigoschin und seine Wagner-Gruppe sorgten weltweit für Aufregung, als sie gen Moskau marschierten. Der Putsch wurde schlussendlich abgebrochen, die Konfliktparteien konnten sich auf eine (vorläufige) Beilegung einigen. Kurz danach wurde angekündigt, dass die Wagner-Söldner nicht mehr an die Front in der Ost-Ukraine zurückkehren werden. Stattdessen sollen sie in Alexander Lukaschenkos Belarus stationiert werden – mutmaßlich um dort seine Armee zu trainieren. Prompt verstärkte Nachbarland und Nato-Mitglied Polen seine Bewachung entlang der 149 Kilometer langen gemeinsamen Grenze.
Nun macht ein russischer General mit Aussagen im Staats-TV auf sich aufmerksam. Seiner Ansicht nach sind die polnischen Sorgen durchaus berechtigt. Denn: die Wagner-Verbände sollen bald bereitstehen, um im Fall der Fälle gegen Polen in die Schlacht zu ziehen. Demnach könnten Prigoschins Söldner einen besonderen Ort anvisieren, den sogenannten "Suwalki-Korridor". Dieser befindet sich im Grenzgebiet zwischen Polen und Litauen, einem weiteren Nato-Staat. Doch was ist der Hintergrund einer möglichen Attacke genau an dieser Stelle?
"Aber tatsächlich machen sie nicht nur das ..."
Östlich davon liegt Belarus, westlich die russische Exklave Kaliningrad – der Korridor ist also eine Art Vier-Länder-Eck und daher ein kritischer Punkt. Das Ziel eines Angriffs auf die rund 100 Kilometer lange Grenze könnte darin bestehen, das Baltikum geographisch vom Rest der Nato abzukoppeln und eine direkte Verbindung zwischen Belarus und Kaliningrad herzustellen.
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Der Generaloberst in Reserve und Parlamentsabgeordneter, Andrei Kartapolow (59), meinte dazu in einer populären Sendung im russischen Staats-TV: "Es ist klar, dass Wagner nach Belarus gegangen ist, um die belarussischen Streitkräfte zu trainieren. Aber tatsächlich machen sie nicht nur das." Ohne viel zu erklären, ergänzte er: "Es gibt den Suwalki-Korridor."
Konvoi in Belarus angekommen
"Im Fall der Fälle würden wir den Suwalki-Korridor dringend brauchen. Es geht darum, dass eine Streitmacht bereitsteht, um diesen jämmerlichen Korridor binnen Stunden einzunehmen", so Kartapolow. Auch hier habe man den Westen "mal wieder überholt". Doch nicht alle glauben daran, dass es den Wagner-Söldnern derart einfach fallen würde, den Korridor einzunehmen. Militärexperte Thomas C. Theiner äußert auf Twitter diesbezügliche Zweifel. Er gibt russischen Kämpfern gegen polnische und amerikanische Divisionen scherzhaft "etwa vier Minuten".
Was auch immer sie dort vorhaben, die Wagner-Truppen dürften mittlerweile wohl an ihrem Ziel angelangt sein. Belarussische Oppositionsmedien berichten von einem großen Konvoi mit mindestens 60 Fahrzeugen, der am Samstag die Grenze überquert habe. Die Ukraine spricht unterdessen unter Berufung auf belarussische Partisanen von 240 Wagner-Söldnern mit 40 Lastwägen und einer großen Anzahl an Waffen. Sie seien demnach in der zentral-belarussischen Stadt Assipowitschy angekommen.