Politischer Wandel

Rot, Blau oder Türkis: Wie wählen Wiens Gemeindebauten?

Am Sonntag entscheidet sich, wer politisch die Nase vorn hat. Eine Analyse zeigt vorab: Die Hochburgen des "Roten Wien" werden immer bunter.

Wien Heute
Rot, Blau oder Türkis: Wie wählen Wiens Gemeindebauten?
Der Karl Marx Hof im 19. Wiener Gemeindebezirk scheint eine "Ikone des Roten Wiens" zu sein. 2019 holte die SPÖ hier 45 %.
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Per Brief oder persönlich – am kommenden Sonntag haben 1.127.929 Wienerinnen und Wiener die Möglichkeit, ihre Stimme an den Wahlurnen abzugeben und über die zukünftige Bundesregierung mitzuentscheiden.

Rund eine halbe Million Menschen in Wien lebt in Gemeindebauten. Der Soziale Wohnbau ist eng mit der Geschichte des "Roten Wien" verknüpft. Entsprechend stark schneidet die SPÖ bei Wahlen in den meisten Gemeindebauten ab. Nachdem Blau und Schwarz/Türkis seit den vergangenen Jahren auf Bundes- und mitunter Landesebene tendenziell an Wählerstimmen zugewinnen, stellt sich die Frage, wie es nun in Wiens Gemeindebauten tatsächlich aussieht?

Gemeindebauten werden "türkiser"

Tatsächlich kann man sagen, dass Wiens Gemeindebauten immer "türkiser" werden. "Heute" hat sich vier Gemeindebauten – Karl Marx Hof (Döbling), Rennbahnweg (Donaustadt), Karl-Maisel-Hof (Simmering) und dem Wohnpark Alt Erlaa (Liesing) – näher angesehen. Von 2008 bis 2019 fanden vier Nationalratswahlen statt, bei denen die ÖVP in diesen Gemeindebauten stetig an Wählerstimmen gewann.

Deutlich zeigt sich das etwa im Karl-Maisel-Hof. Erzielte die ÖVP hier 2008 noch 6 Prozent, waren es 2019 21,2 Prozent. In Wien-Simmering gewann die ÖVP auch auf Bezirksebene seit 2008 stetig Wählerstimmen dazu. Im Karl Marx Hof lag die ÖVP bei 14 Prozent; 2019 waren es 21 Prozent. Im Wohnpark Alt Erlaa wählten 2019 sogar 32 Prozent die Volkspartei. In den beiden Bezirken (Döbling und Liesing) schaffte es die Volkspartei 2019 auch im gesamten Bezirk auf Platz 1.

Die Roten fast immer auf "Platz 1"

Der Karl Marx Hof im 19. Wiener Gemeindebezirk scheint eine "Ikone des Roten Wiens" zu sein. Das geht aus den Wahlergebnissen der letzten Jahre hervor, die eine positive Tendenz zeigen. Bei der Nationalratswahl 2019 lag die SPÖ im dortigen Sprengel bei rund 45 Prozent. Noch höher konnten die Roten im Gemeindebau Rennbahnweg punkten. Dort holten sie nach stetig steigenden Wahlergebnissen im Jahr 2019 rund 53 Prozent der Stimmen.

Insgesamt hatte die SPÖ bei jeder Wahl in den letzten vier Jahren im Karl-Marx-Hof und im Rennbahnweg die Nase vorne. Nur im Wohnpark Alt Erlaa lag im Jahr 2019 die ÖVP mit 32 Prozent auf Platz 1 vor der SPÖ (27 Prozent) und im Karl-Maisel-Hof landete die SPÖ mit 36 Prozent der Stimmen auf Platz 2 hinter der FPÖ (43 Prozent).

FPÖ vor allem in einem Wiener Bezirk stark

Die FPÖ hält sich in den Gemeindebauten ziemlich konstant. In Alt Erlaa erzielten die "Blauen" 2017 20 Prozent, am Rennbahnweg 32,7 Prozent und im Karl-Maisel-Hof sogar 43 Prozent. Besonders der Simmeringer Gemeindebau sticht bei den Wahlergebnissen heraus. In den vergangenen Jahren schnitt die FPÖ hier vergleichsweise stark ab. Im Jahr 2008 holte sie 34 Prozent der Stimmen, 2013 37 Prozent.

Im Gemeindebau Rennbahnweg erreichte die FPÖ bei der NR-Wahl 2017 32,7 %; 2019 waren es nur mehr 17,7 %.
Im Gemeindebau Rennbahnweg erreichte die FPÖ bei der NR-Wahl 2017 32,7 %; 2019 waren es nur mehr 17,7 %.
Sabine Hertel

Dass die FPÖ im 11. Bezirk stark ist, zeigte bereits die Wien-Wahl im Jahr 2015. Bei der Landtags- und Gemeinderatswahl hat die SPÖ nach 70 Jahren im Arbeiterbezirk Simmering den ersten Platz an die FPÖ verloren. Paul Stadler war von 2015 bis 2020 der erste blaue Bezirkschef in der Geschichte der Stadt. Nach 2020 musste er das Zepter an Thomas Steinhart (SPÖ) abgeben.

Blauer Trend im Gemeindebau?

Im Simmeringer Gemeindebau Karl-Maisel-Hof hat die FPÖ bei den letzten vier Wahlen stets einen höheren Stimmenanteil erreicht als im gesamten 11. Bezirk. Ähnliches gilt für die Donaustadt und den Gemeindebau Rennbahnweg. Auch im Karl-Marx-Hof wählten 2019 14,6 Prozent die FPÖ, während sie im 19. Bezirk nur 9 Prozent der Stimmen erhielt. Einzig in Liesing fiel der Stimmenanteil für die FPÖ in den Gemeindebauten stets niedriger aus als im gesamten 23. Bezirk.

Die Grünen scheinen im Gemeindebau eher eine weniger bedeutende Rolle zu spielen. Die Ergebnisse liegen hauptsächlich im einstelligen Bereich. Bei der vergangenen Nationalratswahl im Jahr 2019 schnitt die Partei am besten im Wohnpark Alt Erlaa (11,6 Prozent) ab. Im Vergleich zum Jahr 2017 konnten die Grünen immerhin in allen vier Gemeindebauten zulegen. So erreichten sie etwa im Karl Marx Hof 9,3 Prozent (2017: 3,7 Prozent) und am Rennbahnweg 3,4 Prozent (2017: 0,8 Prozent).

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    privat, iStock

    Auf den Punkt gebracht

    • Am kommenden Sonntag haben über eine Million Wienerinnen und Wiener die Möglichkeit, ihre Stimme bei der Nationalratswahl abzugeben
    • Während die SPÖ traditionell in den Gemeindebauten stark ist, zeigt sich ein Trend, dass die ÖVP in diesen Gebieten zunehmend an Wählerstimmen gewinnt, besonders in den Bezirken Döbling und Liesing
    • Die FPÖ hält sich konstant, insbesondere im Simmeringer Gemeindebau, wo sie in den letzten Jahren vergleichsweise stark abgeschnitten hat
    red
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