Mitarbeiter packen aus
"René Benko? Ein Mensch, der nur auf sich schaut"
Jetzt reden wütende Mitarbeiter von Benkos deutscher Kaufhauskette Galeria, die zum dritten Mal in drei Jahren insolvent ist.
Zum dritten Mal innerhalb von drei Jahren ist René Benkos deutsche Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof insolvent. Grund ist das finanzielle Debakel beim Mutterkonzern Signa. 15.000 Galeria-Mitarbeiter zittern um ihre Jobs, nachdem in den letzten Jahren bereits Tausende Kolleginnen und Kollegen ihre Arbeitsplätze verloren hatten.
Gegenüber dem "Spiegel" berichten jetzt zwei langjährige Galeria-Beschäftigte, wie es ihnen mit der Situation geht und halten dabei auch mit einem Urteil über René Benko nicht hinterm Berg.
Kaufhaus-Mitarbeiter über Benko
"Wie ich über René Benko denke? Das wollen Sie gar nicht wissen", sagt die 53-jährige Betriebsrätin einer Galeria-Filiale, die seit ihrer Ausbildung Mitte der 80er-Jahre bei der Kaufhauskette arbeitet. Für sie sei Benko "ein Mensch, der nur auf sich, nur auf seinen Ertrag schaut – und dafür über Leichen geht. Ein Korrupter, der schon beim Kauf von Galeria Karstadt Kaufhof wusste, dass ihm nichts an den Menschen liegt, die hier arbeiten."
Was die Mitarbeiterin am meisten empört, ist Benkos Unsichtbarkeit – dass er in all der Zeit nicht einmal bei den Menschen vor Ort gewesen sei oder mit den Mitarbeitern kommuniziert habe. "Wenn sich ein Eigner während dieser ganzen Zeit nicht einmal persönlich an die Menschen wendet, die er ins Unglück reißt, dann sagt das für mich alles über den Charakter von Herrn Benko aus."
„Wenn sich ein Eigner während dieser ganzen Zeit nicht einmal persönlich an die Menschen wendet, die er ins Unglück reißt, dann sagt das für mich alles über den Charakter von Herrn Benko aus“
Die langjährige Mitarbeiterin spricht gegenüber dem "Spiegel" auch an, was die Galeria-Kette in den Abgrund gerissen habe: die extrem hohen Mieten, die Signa den Warenhäusern verrechnet habe. "Entscheidend für den Fortbestand der Filialen wird sein, ob wir es schaffen können, die horrenden Mieten herunterzubekommen. Es müssen normale Preise sein, nicht diese Signa-Mieten." In der Immobilien-Branche machte bereits die Runde, dass Signa den Galeria-Häusern teils extrem hohe Mieten aufgedrückt hatte.
Überhöhte Mieten
Galeria ist jetzt auf der Suche nach einem neuen Eigentümer. Ohne Benko wäre man besser dran, so der Tenor. Auch die Betriebsrätin findet klare Worte: "Wir bräuchten einen Besitzer, der sich mit Warenhaus auskennt und sich dafür interessiert. Nicht nur für die Immobilien in bester Lage."
Ein weiterer Galeria-Betriebsrat, der seit 33 Jahren im Unternehmen arbeitet, hofft ebenfalls, dass es ohne Benko und Signa eine Zukunft für die Galeria-Kaufhäuser gibt. "Die Signa und Benko waren wie ein Krake. Wir können froh sein, dass wir sie los sind", sagt der 57-Jährige zum "Spiegel".
„Die Signa und Benko waren wie eine Krake. Wir können froh sein, dass wir sie los sind“
"Benko ist für mich ein kluger Mensch, der verstanden hat, wie er Geld macht", meint er. "Ob das immer alles so legal war, das weiß ich nicht. Dass die Mieten, die er für unsere Filialen kassiert hat, bei denen er Eigentümer der Immobilien ist, alles andere als ortsüblich waren, weiß aber mittlerweile jede und jeder", führt er weiter aus.
Benko hatte die damals stark in Schieflage geratenen Karstadt-Kaufhäuser 2014 übernommen – für einen symbolischen Euro. 2018 zieht er die Fusion mit Kaufhof durch – die Kette heißt neu Galeria Karstadt Kaufhof. Seine Vision war eine große deutsche Warenhauskette – er wollte sich zum Handelskaiser krönen.
Gut läuft es von Anfang an nicht, die Kaufhäuser schreiben Verluste. Den Rest gibt der Kette die Corona-Pandemie mit den Lockdowns. Es folgen Schutzschirm-Insolvenzverfahren, Staatshilfen, Filialschließungen, Massenkündigungen. Das Unternehmen kam nicht mehr recht auf die Beine, wollte sich aber gerade aus dem Strudel herausarbeiten, als die Pleite-Turbulenzen bei der Signa es wieder mit herunterrissen...