Politik

"Grundfalsch" – Rendi zerlegt im ORF eigene Genossin

Bei ihrer Solidarität für die Ukraine zeigt Rendi-Wagner klare Kante. Bei ihrer Partei lässt sie die Zügel schleifen: "Haben erwachsene Abgeordnete".

Roman Palman
Pamela Rendi-Wagner im "Report" bei ORF-Moderatorin Susanne Schnabl am 4. April 2023.
Pamela Rendi-Wagner im "Report" bei ORF-Moderatorin Susanne Schnabl am 4. April 2023.
Screenshot ORF

Der Showdown um den SPÖ-Chefsessel ist eröffnet. Innerhalb der Sozialdemokratie zeichnen sich neue Allianzen ab. Bundesratspräsident Günter Kovacs und Ex-SPÖ-Manager Max Lercher sind Team Dosko.

Die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures, Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl und Wiens Bürgermeister Michael Ludwig finden sich dagegen im Team Rendi.

Auch der Traiskirchener Bürgermeister Andreas Babler ist mit im Rennen, bekam nach Angaben einer Sprecherin mehr als 2.000 Unterstützungserklärungen.

Rendi-Wagner im ORF

An der Basis rumort es jedenfalls vor der in rund drei Wochen angesetzten Mitgliederbefragung. Nachdem Pamela Rendi-Wagner tagelang abgetaucht war, wagte sie am Dienstag den Sprung vor die ORF-Kameras. Im "Report" bei Susanne Schnabl wurde im Vorfeld erwartet, dass die amtierende SPÖ-Vorsitzende in die Offensive gehen wird. Stattdessen hatte sie sichtlich mit den Fragen der TV-Moderatorin zu kämpfen.

Pamela Rendi-Wagner im "Report" bei ORF-Moderatorin Susanne Schnabl am 4. April 2023.
Pamela Rendi-Wagner im "Report" bei ORF-Moderatorin Susanne Schnabl am 4. April 2023.
Screenshot ORF

Den Anfang machte das katastrophale Bild, das die Sozialdemokraten während der Rede von Ukraines Präsident Wolodimir Selenski am Donnerstag vor dem Nationalrat abgegeben hatten. Während die FPÖ mit einem kompletten Protest-Auszug der eigenen Mandatare für einen Eklat sorgte, bliebt es bei den Roten ruhig in den lichten Reihen. Mehr als die Hälfte der SPÖ-Abgeordneten war der Rede ferngeblieben – selbst Rendi-Wagner fehlte.

Ihre eigene Absenz schreibt die Parteichefin ihrem Gesundheitszustand zu:  "Mit persönlich tut es leid, weil ich am Vorabend erkrankt und mit Fieber nach Hause gegangen bin. Ich bin dann aufgewacht, mit einem Schnupfen, der sich gewaschen hat".

Eine Erklärung für das Fernbleiben der Genossen konnte oder wollte sie nicht liefern, betont aber, dass die SPÖ eine klare Positionierung zur russischen Invasion habe. Das abgegebene Bild am Donnerstag sei "kein schönes", gestand sie ein. Allerdings sei es den Abgeordneten frei gewesen, dieser Veranstaltung – es war keine offizielle Parlamentssitzung – beizuwohnen oder eben nicht. Für deren Verhalten sei sie trotz Chefinnen-Position nicht verantwortlich: "Wir haben schon erwachsene Abgeordnete".

"Ich finde diese Aussage grundfalsch"

Rede schwänzen geht für Rendi-Wagner also klar, ein Führungsversagen ihrerseits will sie hier nicht wahrhaben. Was sie aber gar nicht will, sind blau-gefärbte Aussagen wie jene der roten Bildungssprecherin Petra Tanzler. Diese hatte gegenüber dem "Falter" ihr Fernbleiben damit begründet, dass "eine Rede eines kriegsführenden Staatschefs, der Kriegspropaganda betreibt, die Gewerkschaften in seinem Land bekämpft und angeblich Streu- und Phosphatbomben auf Unschuldige abwerfen lässt, in einem Parlament eines sich zur Neutralität bekennenden Landes, nichts zu suchen" hat.

Pamela Rendi-Wagner im "Report" bei ORF-Moderatorin Susanne Schnabl am 4. April 2023.
Pamela Rendi-Wagner im "Report" bei ORF-Moderatorin Susanne Schnabl am 4. April 2023.
Screenshot ORF

Danach rappelte es offenbar in der Partei, denn Tanzler ruderte nur wenige Stunden vor dem Report zurück: "Ich möchte klarstellen, dass ich den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine verurteile und daher bei zahlreichen Entschließungen, die im Nationalrat dazu verabschiedet wurden, mitgestimmt habe. Ich stehe zu den Hilfsleistungen für die Ukraine und den Sanktionen gegen Russland."

"Ich lehne diese Aussage entschieden ab. Ich finde diese Aussage grundfalsch", donnerte die Parteichefin dann im ORF. "Das ist nicht die Position der Sozialdemokratie." Sie stellt klar: "Ich habe diese Rede absolut mit der österreichischen Neutralität vereinbar gehalten." Auch Solidätirät mit der Ukraine sei "selbstverständlich vereinbar", Österreichs Neutralität sei eine militärische.

Aber eigentlich wollte Rendi-Wagner lieber bei solchen Themen über die Türkisen reden: "Dass nur zwei ÖVP-Regierungsmitglieder auf der Regierungsbank gesessen sind, ist auch kein gutes Bild" – das sagte sie im Laufe der Sendung ganze drei Mal.

Pamela Rendi-Wagner im "Report" bei ORF-Moderatorin Susanne Schnabl am 4. April 2023.
Pamela Rendi-Wagner im "Report" bei ORF-Moderatorin Susanne Schnabl am 4. April 2023.
Screenshot ORF

Die Kritik an den kuriosen Werbe-Sujets in den Sozialen Medien ihrer Partei – inklusive Hühnern, Schnitzeln mit Ketchup und Rock'n'Roll-Omas – lacht Rendi einfach weg: "Das ist eine Sprache, die ich nicht spreche und Sie auch nicht."

"Wie wollen Sie eine Regierung führen?!"

Doch das war erst die Einleitung. Moderatorin Susanne Schnabl griff daraufhin frontal an: "Wenn Sie den eigenen Club nicht im Griff haben? Wie wollen Sie eine Regierung führen?!"

Klare Ansagen blieb Rendi-Wagner dann schuldig. Das Alleinstellungsmerkmal einer SPÖ unter ihrer Führung? "Mut zu Verantwortung", sagte sie erneut mit Verweis darauf, dass sie die Partei in einer schwierigen Zeit übernommen habe und jetzt nicht bereit sei, diese Verantwortung einfach so wieder aufzugeben.

Dennoch setzt auch sie zur kommenden Mitgliederbefragung ein Ultimatum: "Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich das Ergebnis natürlich respektieren werde". Sollte sie nur eine Stimme weniger als der Erstplatzierte bei der Mitgliederbefragung bekommen, werde sie noch vor dem Parteitag einen "ehrlichen Schlussstrich" ziehen und aus der Politik ausscheiden.

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