Politik
Drei Städten in Österreich dankte Selenski besonders
Präsident Wolodimir Selenski berichtete im Nationalrat von erschütternden Vorkommnissen in der Ukraine – und dankt den Österreichern.
Neben Bulgarien und Ungarn war Österreich das einzige Land der EU, in dessen Parlament der ukrainische Präsident noch keine Rede halten konnte bzw. durfte. Nach über einem Jahr nahm das zähe Ringen nun ein Ende. Nicht ganz unumstritten erschien Donnerstagfrüh Wolodimir Selenski auf der Leinwand im Nationalratssaal.
FPÖ protestiert, Mehrheit der SPÖ fehlt
In dieser Sekunde lichteten sich die ohnehin nicht voll gefüllten Reihen der Abgeordnetenbänke noch weiter. Während Grünen-Klubobfrau Sigrid Maurer und SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner sich krankheitsbedingt entschuldigen mussten, fehlten bei der SPÖ satte 22 der 40 Abgeordneten.
Jene der FPÖ verließen beim ersten Wort Selenskis demonstrativ den Saal und ersetzten sich mit Schildern – was von der russischen Nachrichtenagentur "TASS" prompt positiv und von anderen internationalen Medien kritisch berichtet wurde.
Sobotka: Österreich "Freund der Ukraine"
Einleitend gab es zuvor noch eine emotionale Ansprache von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka. "Der Ukraine, die seit über einem Jahr Opfer massiver und grausamer russischer Aggression ist, gilt die uneingeschränkte und ungebrochene Solidarität Österreichs", sagte er einleitend. Die humanitäre und finanzielle Unterstützung sei den Österreichern ein großes Anliegen. Das offizielle Österreich beziehe in diesem Konflikt klar Position für die Souveränität der Ukraine und werde diese nach Ende des Kriegs "als Freund der Ukraine" bestmöglich beim Wiederaufbau unterstützen.
Schockierende Kriegsverbrechen
Die Rede Selenskis begann sodann mit einer kleinen Panne. Die Übersetzerin war offenbar noch nicht bereit oder einfach nicht zu hören, selbst der Gebärdensprachen-Dolmetscher deutete nur Hilfe suchend auf sein Headset. Die ersten überlieferten Inhalte der Rede waren dann Danksagungen an drei österreichische Städte: Wien, Linz und Graz. Krankenhäuser dieser Städte hätten das Leben von Ukrainern mit schweren Verbrennungen gerettet.
Nach wie vor verlieren unzählige Menschen ihr Leben durch Geschosse und Minen, die von den russischen Besatzern zurückgelassen wurden. 174.000 Quadratkilometer der ukrainischen Gebiete sind durch Minen und nicht explodierte Geschosse kontaminiert. Diese kontaminierten Gebiete sind doppelt so groß wie die Fläche von Österreich. "Es gibt auch Stolperdraht-Sprengfallen, die extra zurückgelassen wurden – in Gebäuden normaler Menschen, in Straßen, Gärten und Parks."
Selenski nannte schockierende Beispiele: "Eine Handgranate wurde in einer Waschmaschine zurückgelassen, sodass sie genau in dem Moment explodiert, wenn der Mensch seine Waschmaschine aufmacht. Es gibt tausende solcher Fälle." Gebeten wird deswegen lediglich um Unterstützung bei der Rettung von Menschen.
"Danke Österreich"
"Wir wollten nie etwas haben, das uns nicht gehört. Uns haben fremde Gebiete nie interessiert. Wir wollten uns nie in das Leben anderer Völker einmischen. Wir möchten nicht, dass durch unsere Soldaten irgendjemand auf der Erde leiden oder sogar sterben muss. Wir möchten Sicherheit und Ruhe, wir möchten Freiheit und Glück für unsere Kinder."
Abschließend drückte er seinen Dank für die humanitäre Unterstützung Österreichs aus. Er lud die Vertreter der heimischen Politik dazu ein, sich selbst ein Bild von der Lage vor Ort zu machen. "Danke Österreich. Ehre der Ukraine", hieß es abschließend.