Ukraine

Putin-TV bereitet Russen auf Weltkrieg gegen NATO vor

Putins Staatssender "Rossija 1" schockt mit immer offeneren Kriegsfantasien. EU, USA und NATO sollen vernichtet und "entmilitarisiert" werden.

Roman Palman
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Kreml-Scharfmacherin Olga Skabejewa bei einer ihrer Talkshow-Moderationen im russischen Staatssender Rossija 1.
Kreml-Scharfmacherin Olga Skabejewa bei einer ihrer Talkshow-Moderationen im russischen Staatssender Rossija 1.
Screenshot Twitter

Nicht nur im Donbass lässt Wladimir Putin jetzt die schweren Geschütze auffahren. Auch seine staatliche Medien-Maschinerie bombardiert das eigene Volk mit Horrorszenarien und Allmachtsfantasien. Seine Propaganda scheint jetzt die Russen auf einen neuen Weltkrieg gegen die NATO vorzubereiten.

"Das ist der Dritte Weltkrieg"

Auf dem Sender Rossija 1, der von 135 Millionen Zusehern empfangen werden kann, sind es nicht nur die Studiogäste, die mit haarsträubenden Aussagen für Aufsehen sorgen, sondern auch die Moderatoren. BBC-Journalist Francis Starr veröffentlichte den Mitschnitt der verstörenden Kriegserklärung von Kreml-Scharfmacherin Olga Skabejewa auf Twitter:

"Vielleicht ist die Zeit gekommen, zuzugeben, dass die Spezialoperation in der Ukraine vorüber ist. Aber in dem Sinne, dass ein echter Krieg begonnen hat. Das ist der Dritte Weltkrieg", erklärte die Moderatorin auf Sendung. Und legte nach: "Wir sind dazu gezwungen, nicht nur die Ukraine zu entmilitarisieren, sondern auch die NATO."

Ein solcher Versuch würde voraussichtlich wirklich in einem Weltkrieg enden. Ist das Putins eigentliches Ziel? 

Putin-Politiker mit Atom-Fantasien

Die Vorstellung, mit Atomschlägen den Rest der Welt auszulöschen, scheint zumindest in der Sendezentrale von Rossija 1 eine gewisse Erregung auszulösen. So gehört etwa der linksnationalistische Duma-Abgeordnete und Rodina-Parteichef Alexej Schurawljow zu den Stammgästen einer der wichtigen Talkshows des staatlichen Senders.

Rodina ("Vaterland") ist eine linksnationalistische Partei in Russland, die aus dem Umfeld von Wladimir Putin gegründet wurde, um den russischen Kommunisten (KPRF) einen Teil der Wählerstimmen abzugraben. Ihr Parteivorsitzender ist Alexej Schurawljow.

Bei mehreren Auftritten wütete er, dass Russland die EU und die USA in kürzester Zeit auslöschen könne – in seiner Vorstellung, ohne einen Gegenschlag befürchten zu müssen. "Eine Sarmat-Rakete und die britischen Inseln werden nicht mehr sein", donnerte er Ende April.

Alexej Schurawljow im russischen Staats-TV: "Vier Raketen" reichen, um die USA zu vernichten.
Alexej Schurawljow im russischen Staats-TV: "Vier Raketen" reichen, um die USA zu vernichten.
Screenshot

Massaker an Millionen Ukrainern

Einen knappen Monat später legte er noch in Richtung der Vereinigten Staaten nach: "Vier Raketen und es wird nichts mehr übrig sein". Der von Wladimir Putins Medienwächtern kontrollierte Sender untermalte das anschaulich mit eingeblendeten Bildern von Raketenstarts und Atomexplosionen.

Bei seinem jüngsten Auftritt erklärte Schurawljow auch, dass in der Ukraine – "wenn wir ihre Gehirne richtig reinstallieren" – vermutlich rund fünf Prozent der Bevölkerung "unheilbare Nazis" seien. Für sie hat der Putin-Politiker auch schon einen Plan: "Sie werden jetzt entnazifiziert – also vernichtet."

Unzensierter Militär-Experte schockt Russen

Doch längst nicht alle teilen diese Vorstellung von einem Russland, das es der Welt jetzt heimzahlen werde und ohne Zweifel über alle Gegner triumphieren werde. Während Schurawljows Hassrede stand etwa einem anderen Studiogast die Fassungslosigkeit ins Gesicht geschrieben.

Ex-Offizier und Militäranalyst Michail Chodarenok hat einen durchaus realistischeren Blick auf die Dinge. Bei einem früheren Auftritt in derselben Talkshow hatte er unerwartet unzensiert Kritik an der Lage, in die Putin Russland mit der Ukraine-Invasion manövriert hatte, üben können.

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    Militäranalyst <strong>Michail Chodarenok</strong> konnte im Russen-TV beinahe ungehindert scharfe Kritik am Überfall auf die Ukraine äußern.
    Militäranalyst Michail Chodarenok konnte im Russen-TV beinahe ungehindert scharfe Kritik am Überfall auf die Ukraine äußern.
    Screenshot Rossiya-1; Twitter/Steve Rosenberg

    "Die ganze Welt ist gegen uns"

    "Die Situation [für Russland] wird sicher noch schlechter werden", sagte er damals mit Verweis auf die kontinuierlichen Waffenlieferungen des Westens und die ungebrochene Moral der Verteidiger. Man müsse sowohl militärisch als auch politisch immer realistisch bleiben. "Sind wir das nicht, dann wird uns die Realität früher oder später so hart treffen, dass wir nicht wissen wie uns geschieht." 

    Russland sei "geopolitisch komplett isoliert", auch die weitere Unterstützung durch Indien und China sei kein Freundschaftsdienst. "Die Situation kann nicht normal sein, wenn es eine Koalition aus 42 Ländern gegen uns gibt". Der Analyst schlägt mit ernüchternden Worten um sich: "Die ganze Welt ist gegen uns, auch wenn wir das nicht zugeben wollen."

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