Ukraine
Putins Wagner-Söldner werben am Balkan um Freiwillige
Die russische Söldnertruppe Wagner wirbt auf serbisch und im serbischen TV um Freiwillige für den Krieg in der Ukraine.
Serbische und pro-ukrainische Aktivisten haben am Donnerstag Strafanzeige gegen die paramilitärische Wagner-Gruppe und ihre Unterstützer erstattet. Sie werfen der russischen Söldnertruppe vor, serbische Staatsbürger für den Krieg in der Ukraine zu rekrutieren, was illegal ist.
Brisant: Neben dem russischen Botschafter in Serbien, Alexander Botsan-Kharchenko, gehört auch der Chef des serbischen Geheimdiensts BIA zu den Beschuldigten.
Gegen Aleksandar Vulin liege ein begründete Verdacht vor: Er habe "Befehle, Weisungen und Richtlinien gegeben, wonach die Aktivitäten der Wagner-Gruppe in Serbien nicht verhindert werden sollten", sagt Rechtsanwalt und Bürgeraktivist Cedomir Stojkovic.
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Anwalt Stojkovic erklärte, dass Botsan-Kharchenko wegen der diplomatischen Immunität in Serbien nicht strafrechtlich verfolgt, aber des Landes verwiesen werden könne. Sobald eine Strafanzeige gestellt wird, entscheidet die Staatsanwaltschaft, ob ein Verfahren eingeleitet wird oder nicht.
Serbische Freiwillige zwischen 22 bis 50
Diese Woche gaben in Serbien bereits Aufnahmen der russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti zu reden: Darin werden zwei serbische Freiwillige vorgestellt, die angeblich an einem Wagner-Waffentraining in der Ukraine teilnehmen. Auch dass im Stadtzentrum von Belgrad plötzlich das Wagnersche Totenkopf-Emblem auf einer Mauer prangte, wurde bemerkt.
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Zuvor sorgte die Wagner-Werbung, die der Ableger des russischen Staatssenders RT diesen Monat in Serbien ausstrahlte, für Empörung: Darin ruft die russische Söldnertruppe auf serbische Freiwillige im Alter von 22 bis 50 Jahren zum Kampf in der Ukraine auf und stellt hohe Löhne, Ausbildung, Kranken- und Lebensversicherung in Aussicht.
"Warum tun Sie Serbien das an?"
"Warum tun Sie Serbien das an? Warum rufen Sie von Wagner dazu auf, obwohl es gegen die Vorschriften verstößt?", reagierte darauf der serbische Präsident Aleksandar Vucic in einem national ausgestrahlten Fernsehinterview.
Die Äusßerungen von Vucic werden als seltene Kritik des serbischen Präsidenten Richtung Russland gesehen. Moskau ist ein enger Verbündeter des Balkanlandes, das neben Belarus als einziges europäisches Land die Sanktionen des Westens gegen Russland nicht mitträgt.
Gleichzeitig verurteilt Vucic die Invasion: "Für uns ist die Krim die Ukraine, der Donbas ist die Ukraine, und das wird auch so bleiben", stellte er diese Woche wieder klar – siehe Video oben.
Zwei Dutzend Verurteilungen wegen "Kämpfen an fremden Fronten"
Viele Serben befürworten den russischen Angriff auf die Ukraine, was sich auch angesichts der pro-russischen Demonstrationen in Belgrad zeigt. Serbische Freiwillige und Söldner kämpfen seit 2014 auf der Seite pro-russischer Separatisten in der Ukraine.
Eine Zahl haben die Behörden bislang nicht veröffentlicht, doch serbische Gerichte haben laut BBC über zwei Dutzend Personen wegen der Teilnahme an "Kämpfen an fremden Fronten" verurteilt.
"Ihren Aktivitäten ein Ende zu setzen"
Angesichts der Aktivitäten des russischen privaten Militärunternehmens und dessen Rekrutierungsversuche zeigt sich ein Berater des US-Außenministeriums besorgt. "Wir sehen, dass die Wagner-Gruppe versucht, Soldaten aus Serbien und anderen Ländern zu rekrutieren", sagte Derek Chollet nach einem Treffen mit dem serbischen Präsidenten.
Das könne man nicht dulden: "Wir freuen uns darauf, mit der Regierung hier in Belgrad und anderswo, wo Wagner aktiv ist, zusammenzuarbeiten, um ihren Aktivitäten ein Ende zu setzen."