Ukraine
Putins neue Superwaffe "Kinschal" – so gefährlich ist
Die Hyperschallrakete "Kinschal" ist eine der neusten Superwaffen in Putins Vernichtungsarsenal. Die Ukraine kann ihr nicht viel entgegensetzen.
Die russische Armee wird von den Verteidigern an vielen Fronten aufgerieben, der Vormarsch stockt. Deshalb lässt Wladimir Putin in der Ukraine nun immer größere Geschütze auffahren. Seit dem Wochenende lässt er nun auch Ziele mit einer furchteinflößenden neuen Waffe im Arsenal seiner Armee bombardieren – der Hyperschallrakete Ch-47M2 "Kinschal" (dt. Dolch).
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Am Sonntag wurde nach Angaben aus Moskau damit ein Treibstofflager im Süden der Ukraine zerstört und schon am Samstag soll eine Kinschal ein unterirdisches Munitionsdepot bei Iwano-Frankiwsk im westukrainischen Karpatenvorland vernichtet haben. Die gleichnamige Gebietshauptstadt liegt nur rund 600 Kilometer von Wien entfernt – eine Strecke, für die diese neue Rakete weniger als drei Minuten benötigen würde.
Doch können diese neuen Raketen den Kriegsverlauf entscheidend verändern? Über das erst Ende 2017 in den Dienst gestellte und von Wladimir Putin im März 2018 offiziell präsentierte Waffensystem ist nur wenig bekannt.
12.350 Kilometer pro Stunde
Das rund 7 Meter lange Geschoss wird in der Luft von Tu-22M3 oder MiG-31K Kampfjets ausgeklinkt, erst nachdem der Flieger selbst in Sicherheit ist, zündet der eingebaute Feststoff-Raketenantrieb.
Aus Moskau heißt es, die Hyperschallrakete könne dann zehnfache Schall-Geschwindigkeit (Mach 10, circa 12.350 km/h) und eine Flughöhe von 20 Kilometern erreichen. Dafür braucht sie eine eigene Hitzebeschichtung, um nicht durch die eigene Luftreibung zu verglühen.
Gesteuert wird sie vermutlich von einem unabhängigen Computer an Bord, der womöglich zusätzlich von Signalen der russischen GPS-Alternative Glonass gefüttert wird.
Kann Nuklear-Sprengköpfe tragen
Russischen Angaben zufolge beträgt die Reichweite der Kinschal mehr als 2.000 Kilometer, westliche Einschätzungen gehen eher von 500 bis 1.000 Kilometern aus. Unabhängig von der Entfernung richtet die Rakete bei ihrem Einschlag massive Zerstörung an. Im Normalfall ist sie mit einem konventionellen 500 Kilo schweren (Splitter-)Sprengkopf ausgestattet. Sie kann aber auch mit Nuklear-Sprengköpfen ausgerüstet werden.
Wie das deutsche Nachrichtenmagazin "Stern" berichtet, gehen westliche Geheimdienste davon aus, dass diese Hyperschallrakete vor allem für den Einsatz gegen kritische Militärinfrastruktur in Europa entwickelt wurde. Auch US-Raketenabwehrstellungen oder Flugzeugträger könnten ihre Ziele sein.
Kaum Abwehrmöglichkeiten
Putin spricht davon, dass die Rakete "unverwundbar" sei, weil sie sogar bei höchstem Tempo noch agil bleiben und möglichen Gegenmaßnahmen ausweichen können soll. Diese neue strategische Unsicherheit sorgt auch im Westen für Kopfzerbrechen und große Sorgen. Die Frage, die sich dadurch jeder Verteidiger stellen muss: Fliegt eine konventionelle Rakete so schnell auf mich zu oder ist es ein nuklearer Angriff? Um zu reagieren, bleiben in beiden Fällen nur wenige Minuten.
"Hyperschallraketen mit ihrer neuartigen Kombination von Geschwindigkeit und Manövrierfähigkeit können alle gegenwärtigen Raketenabwehrsysteme überwinden und verkürzen radikal die Reaktionszeit des angegriffenen Akteurs", heißt es in einem Bericht der Münchener Sicherheitskonferenz 2019.
"Dolch"-Stöße sollen Kampfeswillen der Ukrainer brechen
Trotz all ihrer Macht soll die Kinschal im Ukraine-Krieg nach Einschätzung von US-Verteidigungsminister Lloyd Austin nicht den entscheidenden Wendepunkt bringen können. Wie er gegenüber dem Sender CBS erklärte, greife Putin auf solche Waffen zurück, um dem stockenden Vormarsch seiner Truppen wieder neuen Schwung zu bringen.
In den Kreisen der NATO wird das dem "Stern" zufolge ähnlich gesehen. Prinzipiell sei die russische Luftwaffe auch ohne Hyperschallraketen klar überlegen, deren Einsatz sei aber ein Besorgnis erregender Hinweis darauf, dass Putin gewillt ist, (fast) alle zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen, um die Ukraine zur Kapitulation zu bringen.