Ukraine

Putin kündigt Teilmobilmachung der russischen Armee an

Wladimir Putin hat am Mittwoch eine sofortige Teilmobilisierung seiner Armee angekündigt. Es ist eine gewaltige neue Eskalation im Ukraine-Krieg.

Roman Palman
Russlands Präsident Wladimir Putin bei der Ankündigung der Teilmobilisierung der russischen Streitkräfte am 21. September 2022.
Russlands Präsident Wladimir Putin bei der Ankündigung der Teilmobilisierung der russischen Streitkräfte am 21. September 2022.
Kreml via REUTERS

Es ist eine gewaltige neue Eskalationsstufe im Krieg gegen die Ukraine, die Wladimir Putin am Mittwoch in die Wege geleitet hat. In einer knapp eine Minute langen Ansprache, die am Vormittag über den Staatssender "Rossiya 24" ausgestrahlt wurde, hat der Kreml-Despot eine Teilmobilmachung seiner Streitkräfte angekündigt.

Noch heute soll ein weiterer Teil seiner Armee auf den Kriegseinsatz in der Ukraine vorbereitet werden. 300.000 Reservisten aus dem ganzen Land sollen nun eingezogen werden.

Wie bereits von ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz prognostiziert, nutzt der Kreml-Despot überraschend angekündigten "Referenden" in den besetzten Gebieten als Legitimation für diesen folgenschweren Schritt.

"Russland wurde aufgefordert, die Referenden zu unterstützen", donnerte Putin in seiner Wutrede. Eine neue großangelegte Offensive durch die ukrainischen Streitkräfte und ein Angriff auf die Krim wären unvermeidbar, was im Kreml eine Entscheidung über eine "präventive Operation" notwendig gemacht hätte.

Putin weiter: "Wir werden unser Bestes tun, um die Wahl unter den Bewohnern der Regionen Cherson und Saporischschja zu unterstützen. Die Volksrepublik Luhansk wird vollständig von Neonazis gesäubert. Die Kämpfe in der Volksrepublik Donezk gehen weiter."

"Um unsere Heimat und unsere Integrität zu schützen, halte ich es für notwendig, eine Teilmobilisierung zu unterstützen", so der russische Präsident. Er macht den Westen, der Russland zerstören wolle, wieder für alles verantwortlich.

1/4
Gehe zur Galerie
    Russlands Präsident Wladimir Putin bei der Ankündigung der Teilmobilisierung der russischen Streitkräfte am 21. September 2022.
    Russlands Präsident Wladimir Putin bei der Ankündigung der Teilmobilisierung der russischen Streitkräfte am 21. September 2022.
    Kreml via REUTERS

    Gewaltige Eskalation droht in wenigen Tagen

    "Das ist sicherlich eine gewaltige Eskalationsstufe in der Auseinandersetzung. Denn mit diesen sogenannten Referenden [diese werden zwischen 23. und 27.9. abgehalten, Anm.] habe ich dann plötzlich auch offiziell einen direkten Krieg zwischen Russland und der Ukraine – und natürlich auch der NATO und den USA, die die Ukraine unterstützen", hatte Star-Reporter Wehrschütz nur etwas mehr als eine Stunde vor der offiziellen Ankündigung über eine mögliche Generalmobilmachung gesagt.

    Nun kommt mit der Teilmobilisierung die etwas abgespeckte Version, dennoch ist dies eine massive Eskalation. Für Putin gehe es hier auch sehr stark um die Mobilisierung der öffentlichen Meinung in Russland, so Wehrschütz weiter. "Putin ist es egal, was wir im Westen denken, es geht um die Seelen der Russen. Das heißt: Russisches Territorium ist angegriffen, wir müssen Russland verteidigen, das ist die Bedrohung aus dem Westen. 'Die Mutter Heimat ruft', so wie auch Stalin 1941 diesen Aufruf veröffentlicht hat. Das ist das, was, glaube ich, dahinter steckt."

    Klar sei aber auch gewesen, dass bei der zu vorigen Lage die von Russland gesteckten Hauptziele wohl nicht erreicht hätten werden können.

    ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz bei einem Interview in der ZIB 13:00 am 20. September 2022.
    ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz bei einem Interview in der ZIB 13:00 am 20. September 2022.
    Screenshot ORF

    Eine Mobilmachung wäre für Russland selbst jedenfalls ein "zweischneidiges Schwert", mahnt Wehrschütz. Einerseits könnten alle weitere Bürger in den Kriegsdienst gerufen werden, doch bereits jetzt sehe man bei den aktiv dienenden Armeeangehörigen, dass dieser Krieg "trotz aller Propaganda alles andere als populär" sei.

    "Ins Mittelalter zurückbomben"

    Es könnte eine gewaltige Eskalation in den Kampfhandlungen geben: "Wenn es auch offiziell zu einem Kriegszustand zwischen Russland und der Ukraine kommt, dann könnte Russland etwas tun, was es bisher nur angedeutet hat: das gesamte Land ins Mittelalter zurückbomben", so der ORF-Korrespondent. Putin könnte die gesamte ukrainische Infrastruktur – Kraftwerke, Eisenbahnen, und und und – mit Raketen dem Erdboden gleich machen. "Das kann alles noch viel ärger werden!"

    Doch auch das wäre ein Schritt, den der Kreml keinesfalls leichtfertig setzen dürfte. Denn: "Auf der anderen Seite kann auch die Ukraine stärker angreifen." Die strategisch äußerst wichtige Krim-Brücke – ein absolutes Prestigebauwerk Putins – sei bisher nicht angegriffen worden. "Da gibt es leider einen Rattenschwanz von Eskalationsmöglichkeiten am Schlachtfeld und Kriegsschauplatz."

    Alle aktuellen Entwicklungen zum Ukraine-Krieg auf einen Blick >

    1/53
    Gehe zur Galerie
      <strong>04.11.2014: Luxus durch 399-€-Parkstrafen – nun spricht Mastermind</strong>:&nbsp;Jener Wiener Jurist, der die Strafenfirma "Zupf di" erfand, soll von den Einnahmen aus Besitzstörungsklagen im Luxus leben – <a data-li-document-ref="120068653" href="https://www.heute.at/s/luxus-durch-399-parkstrafen-nun-spricht-mastermind-120068653">jetzt packt er aus</a>.
      04.11.2014: Luxus durch 399-€-Parkstrafen – nun spricht Mastermind: Jener Wiener Jurist, der die Strafenfirma "Zupf di" erfand, soll von den Einnahmen aus Besitzstörungsklagen im Luxus leben – jetzt packt er aus.
      privat