Politik

Putin-Kenner: "Er hat ordentlich gelernt von Stalin"

Ex-Bundespräsident Heinz Fischer traf Wladimir Putin während seiner Polit-Laufbahn mehrfach. Er verortet einen massiven Persönlichkeitswandel.

Roman Palman
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Wladimir Putin habe "ordentlich von Stalin gelernt", befindet Ex-Präsident Heinz Fischer.
Wladimir Putin habe "ordentlich von Stalin gelernt", befindet Ex-Präsident Heinz Fischer.
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Im Interview in der kommenden erscheinenden Ausgabe des Nachrichtenmagazins "profil" äußert sich Ex-Bundespräsident Heinz Fischer in seltener Offenheit über den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Achtmal ist er ihm begegnet. Putin habe auf ihn stets "sehr rational gewirkt", erinnert sich Fischer. Getäuscht oder verraten habe er sich von dem Quasi-Diktator nie gefühlt.

Das ist jetzt anders. "Ich glaube, Putin hat sich verändert", sagt das frühere Staatsoberhaupt nach dem Angriff auf die Ukraine. Neben allen strategischen Überlegungen stelle er bei Putin einen "Persönlichkeitswandel" fest: "Er hat kaltblütig die Unwahrheit gesagt".

Alt-Bundespräsident Heinz Fischer bei einer Rede in Linz 2021.
Alt-Bundespräsident Heinz Fischer bei einer Rede in Linz 2021.
FOTOKERSCHI.AT / APA / picturedesk.com

"Von Stalin gelernt"

Putins Kriegsrede Donnerstagfrüh hält Fischer für "sehr entlarvend und gefährlich". Man könne nicht sagen, Putin wolle Stalin nacheifern, "aber er hat ordentlich gelernt von Stalin."

Ob die Sicherheitslage in Europa besser wäre, wenn man sich in der Osterweiterung der NATO wie von Putin gefordert mehr Zurückhaltung auferlegt hätte? – "Das ist eine diskussionswürdige Frage", befindet Fischer.

12 Jahre Bundespräsident

Heinz Fischer, mittlerweile 83 Jahre alt, war Alexander Van der Bellens Amtsvorgänger und von 2004 bis 2016 der Bundespräsident der Republik Österreich. Zuvor war der aus Graz stammende Sozialdemokrat Wissenschaftsminister unter den Kanzlern Fred Sinowatz und Franz Vranitzky in den 1980ern und Zweiter Nationalratspräsident.