Niederösterreich
Prozess! Heimbewohnern Polster auf Gesicht gedrückt
Vier Pflegern wird vorgeworfen, Bewohner in einem Heim in NÖ gequält und missbraucht zu haben. Jetzt schilderten Zeugen erste Details vor Gericht.
Zu unfassbaren Handlungen soll es in einem Pflegeheim in Sitzenberg-Reidling (Tulln) gekommen sein. Vier ehemalige Mitarbeiter sollen laut Zeugen die Bewohner gequält, beschimpft und bespuckt haben.
Quartett bekannte sich nicht schuldig
Der Prozess um Vorfälle in einem Pflegeheim hat Ende Jänner am Landesgericht St. Pölten begonnen - mehr dazu hier. Den vier Angeklagten - drei Frauen und einem Mann - wird vorgeworfen, Bewohner körperlich misshandelt, gequält, missbraucht, beschimpft und bespuckt zu haben (es gilt die Unschuldsvermutung). Weiters sollen zusätzliche Medikamente verabreicht worden sein, um Patienten ruhigzustellen. Das Quartett bekannte sich zu Beginn der Schöffenverhandlung nicht schuldig.
"Beim Umziehen aufs Bett gestoßen"
Am Donnerstag (23.2.) wurde der Prozess fortgesetzt. Erste Zeugen wurden befragt. Unter den Zeugen waren jene zwei früheren Kolleginnen der Angeklagten, die die Ermittlungen ins Rollen gebracht hatten. Eine 50-Jährige hatte bereits im Sommer 2020 einen Vorfall gemeldet. Laut ihren Aussagen soll die 45-jährige Erstangeklagte einem Bewohner beim Umziehen einen „festen Stoß gegeben, dass er auf sein Bett geflogen ist“, ihn bespuckt und beschimpft haben.
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Weiters soll sie ihm einen Polster auf sein Gesicht gedrückt haben, damit er aufhört zu schreien. Außerdem soll die Beschuldigte dem betagten Mann Parfum ins Gesicht gespritzt und ihn angespuckt haben. Die Zeugin sagte auch aus: "Sie hat den Bewohner kalt abgeduscht und ihn bei offenem Fenster im Bett liegen lassen haben."
Bewohnerin auf Hintern geschlagen
Eine weitere Zeugin sagte aus, dass der Mann eine „hartnäckige Bindehautentzündung“ gehabt hätte – diese sei aber nie wieder aufgetreten, nachdem die Angeklagten weg waren. Einer Frau, die nicht mehr gut schlucken konnte, soll eine Angeklagte „mit Gewalt“ einen Becher Wasser eingeflößt haben. Die Pensionistin soll mit dem Kopf gegen das Bett geschlagen sein.
Der männliche Angeklagte soll laut Aussagen der 25-jährigen Zeugin einer Bewohnerin auf den Hintern geschlagen haben. Über die vorgeworfenen sexuellen Übergriffe, konnte die Zeugen keine Angaben machen. Die Angeklagten sollen in ihren Nachtdiensten den Bewohnern zusätzliche Medikamente zur Ruhigstellung gegeben haben.
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Die 25-Jährige und die 50-Jährige hatten im März 2021 Vorfälle der Leitung des Senecura-Heims gemeldet. Es folgten einvernehmliche Kündigungen. Die Dienstverhältnisse mit den vier Angeklagten wurden sofort nach Bekanntwerden der Vorwürfe beendet.
Nächste Termine am 2., 16. und 30. März
Der Partner der jüngsten Angeklagten verweigerte am Donnerstagnachmittag die Aussage. Die Opfer sind nicht aussagefähig. Im Fall einer Verurteilung drohen dem Quartett bis zu zehn Jahre Haft. Bei den nächsten Prozessterminen am 2., 16. und 30. März sollen weitere Zeugen befragt werden.
Bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung vor Gericht gilt für die Beschuldigten die Unschuldsvermutung.