Wiener Neustadt
Protest gegen Straßen-Bau! Aktivisten besetzen Au
Im Kampf um den umstrittenen Bau der Ostumfahrung Wr. Neustadt wird jetzt zu altbewährten Mitteln gegriffen: Einer Besetzung.
Seit Jahrzehnten will das Land NÖ einen lückenlosen Umfahrungs-Ring um Wiener Neustadt errichten. Die 4,8 Kilometer lange B17-Ostumfahrung ist der letzte Teil, der noch fehlt. Nach einer umfangreichen Umweltverträglichkeitsprüfung soll es nun endlich so weit sein, einem Großteil der dort ansässigen Landwirte wurden bereits Gründe abgekauft.
Protest immer größer
Insgesamt neun Bauern weigern sich aber, ihr Land zu veräußern, seitens des Landes NÖ wurde ein Verfahren zur Enteignung eingeleitet. Alles dazu hier:
In der Zwischenzeit formierte sich eine regelrechte Protest-Bewegung. Die Initiative "Vernunft statt Ostumfahrung" versucht mit allen Mitteln, das Straßenbau-Projekt doch noch zu verhindern, auch prominente Unterstützung bekamen die Landwirte im Laufe des Streits.
Die Umwelt-Aktivisten griffen nun zu einem altbewährten Mittel, das bereits in der Vergangenheit Erfolg brachte: Einer Besetzung. Ähnlich wie im Dezember 1984, als die Stopfenreuther Au im Kampf gegen den Bau eines Kraftwerks besetzt wurde, besetzte man jetzt die Fischa-Au in Lichtenwörth. Es wurde auch ein Baumhaus errichtet, das auf den "Umweltkiller Straße" aufmerksam machen soll. So sollen die mutmaßlich geplanten Rodungen in der Au verhindert werden.
"Nachdem vor wenigen Wochen unangekündigt und intransparent mit Vorarbeiten begonnen wurde und sogar schon Bäume gefällt wurden, befürchten wir, dass das Land Niederösterreich rund um die Beton-Fraktion Mikl-Leitner, Landbauer und Schneeberger die kalte Jahreszeit nutzen will und die Fischa-Au in einer Nacht- und Nebelaktion schlägert. Und das, obwohl die Enteignungsverfahren gegen neun Landwirt:innen noch völlig offen sind", sagt Irene Nemeth von "Vernunft statt Ostumfahrung".
"In Zeiten der globalen Klimakatastrophe ist für uns klar: lokaler Widerstand ist nötig und die Fischa-Au bleibt!" zeigt sich Besetzerin Ulli Eichhorn kampfbereit.
"Heute"-Berichterstattung zur Ost-Umfahrung
Das sind die Entwicklungen der letzten Jahre:
- ÖsterreichOstumfahrung: Grüne geben Tipps für Einwände13. September 2021
- ÖsterreichKritik an Ostumfahrung: "Naturschutz ausgehebelt"13. September 2021
- NiederösterreichVerwirrung um Aus für Ostumfahrung in Wr. Neustadt16. Januar 2022
- NiederösterreichBauern-Aufstand gegen Ostumfahrung in Wr. Neustadt23. Oktober 2022
- NiederösterreichEcht schräg! Klimastreik in St. Pölten mit Traktoren07. September 2023
- NiederösterreichAnrainer orten "heimlichen Kahlschlag" für Ostumfahrung28. September 2023
- Wiener NeustadtEnteignung steht bevor! Nun prominente Hilfe für Bauern10. November 2023
500 Unterschriften
Eine von zwei Studentinnen initiierte Petition, die eine Volksbefragung zum Bau der B17-Ostumfahrung erwirken soll, brachte indes in kürzester Zeit 500 Unterschriften.
"Der Zulauf ist enorm, wir werden jedenfalls bis Weihnachten sammeln, bevor wir unseren Initiativantrag einbringen. Die Bevölkerung ist vor allem darüber sauer, dass das Naherholungsgebiet, die wertvollen 'Lichtenwörther Äcker' und 'Fischa-Auen' zerstört werden sollen, obwohl nach dem Bescheid des Bundesverwaltungsgerichts (BVWG) klar ist, dass diese Betonschneise keine Entlastung, sondern überall zusätzlichen Verkehr bringen wird", so Sophie Gatschnegg, eine der Initiatorinnen.