Ukraine

Prostituierte packt aus: So pervers sind Putin-Soldaten

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine verändert die Männer des Landes. Russische Prostituierte schildern einer Zeitung ihren neuen Arbeitsalltag.

Krieg verändert. Russische Sex-Arbeiterinnen erzählen von ihren Erfahrungen mit Wladimir Putins Kämpfern. 
Krieg verändert. Russische Sex-Arbeiterinnen erzählen von ihren Erfahrungen mit Wladimir Putins Kämpfern. 
IMAGO/Russian Look

Die unabhängige russische Online-Zeitung "The Insider" hat mit russischen Prostituierten gesprochen – ihre Erzählungen sind teils schockierend. Sie geben tiefe Einblicke in die Psyche russischer Soldaten. Anonym erzählen zwei Sex-Arbeiterinnen von ihren Erlebnissen mit russischen Kämpfern. Das Rotlicht-Gewerbe habe sich an die neue Realität angepasst, einige Bordelle würden gezielt Soldaten umwerben, denn: sie sind jung und ledig mit geregeltem Gehalt, also das perfekte Klientel. 

"Einige Bordelle nutzen den Krieg sogar zu Marketingzwecken", erzählt eine der Frauen. "Ich bin in Moskau und St. Petersburg auf Anzeigen gestoßen, in denen (Soldaten) Rabatte angeboten werden." Alles gut und recht, doch andere Praktiken der Bordelle stoßen ab: manche Häuser versuchen demnach, russische Männer mit ukrainischen Frauen anzulocken, wobei sie auf widerliche Vergewaltigungsfetische setzen. So erzählt eine der Prostituierten: "Ich habe Salons gesehen, die für Dienstleistungen werben, bei denen Kunden 'böse Ukrainerinnen' bestrafen oder 'es mit einem ukrainischen Mädchen treiben' können."

Telefonsex direkt in Schützengräben

Wie eine der Frauen mit dem Medium teilt, kehren einige der Männer extrem gewaltbereit von den Kämpfen an der Front zurück. Vor allem bei jenen, die vorher schon aggressiv waren, könne es "jetzt noch schlimmer" sein. Sie erzählt eine Geschichte über eine Gruppe von Soldaten, die ihren Front-Urlaub in Sankt Petersburg verbrachten: "Einer von ihnen hatte eine Granate dabei und drohte, sie zu zünden, was bei den Sex-Arbeiterinnen Angst und Panik auslöste." Gewaltbereite Männer hätte es zwar schon immer gegeben, "aber in der heutigen Zeit, in der es so viele Waffen gibt, ist es besonders beängstigend".

Doch nicht nur im Urlaub nutzen russische Soldaten die Dienste von Sex-Arbeiterinnen, auch an der Front scheint Bedarf zu bestehen. Viele nutzen auch dort Handys, daher wird vonseiten der Dienstleisterinnen Telefonsex angeboten. "Eine Bekannte erzählte von einem Kunden, der direkt aus den Schützengräben anrief", erzählt eine der Frauen. Für ein zehn-minütiges Telefonat, in dem er ihr "seine Fantasien mitteilte", fallen rund zehn Euro an. Oft wurden die Gespräche unterbrochen. "Kaum hatte er im Gebüsch seine Hosen runtergezogen, ging der Akku leer." Irgendwann hörten seine Anrufe auf. Sie spekuliert: "Vielleicht hat er jemand anderen gefunden oder er wurde getötet."

Indoktriniert wie IS-Terroristen 

Eine der Frauen machte eine besonders ungute Erfahrung mit einem Veteranen, der sein Bein verloren hatte. Er habe sie betrügen wollen. Als es beim Versuch blieb, drehte der Einbeinige durch. "Daraufhin begann er, von verschiedenen Nummern aus Drohanrufe zu tätigen und sagte: 'Ich reiße euch den Kopf ab.'"

Die Sex-Arbeiterinnen vergleichen manche der Soldaten mit IS-Terroristen: "Ich hatte eine Begegnung mit einem Kunden, der sich freiwillig zur Armee gemeldet hatte. Er erhielt von Putin eine Prämie und beschloss, sie für Prostituierte auszugeben." Er habe ständig Whisky getrunken und Propaganda-Lieder über den Krieg auf YouTube angehört. "Er sagte, dass er wieder zurückgehen würde, dass er sein Heimatland verteidigen müsse. Er war nicht verrückt, aber er wurde eindeutig einer Gehirnwäsche unterzogen. Das ist wie bei den Leuten von ISIS, die bereit sind, Selbstmordattentäter zu werden – so war er auch", schildert die Prostituierte.

Sich verschlechternde Arbeitsbedingungen

Besonders hoch scheint die Nachfrage nach gekaufter "Liebe" in der Nähe von militärischen Registrierungsbüros zu sein. Einige Frauen haben ihren Standort dementsprechend angepasst. "Diese Orte ziehen eine große Anzahl von Männern an, die Stressabbau suchen", meint eine der Frauen. Eine Frau in Nowosibirsk genieße mittlerweile Kultstatus, ihr Name ist Angela. "Wenn die Männer die Militärbüros verlassen und Angela mit ihrem Auto sehen, kommen sie zu ihr, um ihren Stress abzubauen. Sie ist so etwas wie eine lokale Attraktion geworden." Manche dürften auch an der Front noch an sie denken: "Online habe ich gelesen, dass auf einer Granate, die auf die Ukraine abgeschossen wurde, 'Für Angela' stand."

Neben zunehmender Aggressivität der Kundschaft hatte die Mobilmachung von 300.000 russischen Männern weitere negative Folgen für die Arbeitsbedingungen der Frauen. Mehr als eine halbe Million Russen flohen, um der Front zu entkommen. "Dies waren die Männer, die über die Mittel verfügten, um für sexuelle Dienstleistungen zu bezahlen – und sie waren aktive Kunden. (...) Sie gingen, und wir verloren unsere Kunden und unser Einkommen." Daher müssten die Frauen nun häufig auch "Kunden akzeptieren, die sie vorher nicht angenommen hätten", etwa Alkoholiker oder wenig zahlungskräftige Männer, denen sie Extrapreise gewähren müssen. Ihnen bleibe keine andere Wahl, denn: "Keine Männer bedeutet keine Arbeit, und keine Arbeit bedeutet kein Geld."

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