Ukraine

"Nicht Putin" – jetzt spricht Wagner-Chef Klartext

Der Anführer der Wagner-Gruppe, Jewgeni Prigoschin, hat sich erstmals nach dem gestoppten Marsch auf Moskau erstmals zu Wort gemeldet.

Der Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin hat sich erstmals seit seinem Aufstand geäußert.
Der Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin hat sich erstmals seit seinem Aufstand geäußert.
Screenshot/Telegram

In einer elfminütigen Audiobotschaft hat sich Wagner-Anführer Jewgeni Prigoschin zu Wort gemeldet. Die Rebellion sei eine Reaktion auf einen Angriff auf seine Truppe gewesen, bei dem mehrere Kämpfer getötet worden seien. "Ziel des Marsches war es, die Zerstörung der Wagner-Gruppe zu verhindern. Wir sind nicht marschiert, um die Führung Russlands zu stürzen", so Prigoschin. Wagners Vormarsch Richtung Moskau habe "schwerwiegende Sicherheitsprobleme" in Russland offenbart, betonte er. Seinen Aufenthaltsort gab der Wagner-Chef in der Audiobotschaft nicht bekannt.

Nach dem bewaffneten Aufstand des russischen Söldnerchefs Prigoschin und seiner Wagner-Armee ist das Strafverfahren gegen ihn Moskauer Medien zufolge bisher nicht eingestellt worden. Ermittler des Inlandsgeheimdienstes FSB untersuchten den Fall weiter, berichtete die Zeitung "Kommersant" unter Berufung auf die Fahnder. "Die Ermittlungen laufen weiter", meldete auch die russische Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf eine eigene, nicht näher benannte Quelle. Der Kreml hatte zuvor mitgeteilt, dass das Strafverfahren gegen Prigoschin und die Wagner-Aufständischen eingestellt werde.

Wo er sich aufhält, ist unbekannt

Von dem 62-Jährigen fehlte unterdessen weiter jede Spur. Er soll nach Kremlangaben im benachbarten Belarus Zuflucht finden. Kremlchef Wladimir Putin hatte am Samstag in einer Rede erklärt, dass die Drahtzieher des Aufstandes ihrer "unausweichlichen Bestrafung" zugeführt würden. Dass dann der Kreml wenig später erklärte, die Aufständischen kämen nach Ende der Revolte und dem Abzug aus Russland doch ungeschoren davon, löste Erstaunen in dem Riesenreich aus. Kommentatoren legten das Einlenken Putins als Schwäche des Kremlchefs aus.

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    Dieser Videoscreenshot soll Jewgeni Prigoschin am Abend des 24. Juni 2023 beim Verlassen von Rostow am Don zeigen. Kurz zuvor hatte er den Wagner-Aufstand überraschend abgeblasen.
    Dieser Videoscreenshot soll Jewgeni Prigoschin am Abend des 24. Juni 2023 beim Verlassen von Rostow am Don zeigen. Kurz zuvor hatte er den Wagner-Aufstand überraschend abgeblasen.

    Offenbar Prigoschins Familie bedroht

    Russische Geheimdienste drohten, der Familie von Prigoschin Schaden zuzufügen. Dies berichten britische, den Geheimdiensten nahestehende Quellen laut dem "Telegraph". Prigoschin sei in der Folge dazu bewogen worden, den Marsch auf Moskau abzubrechen. Zudem sei festgestellt worden, dass die Söldnertruppe nur über 8.000 statt der behaupteten 25.000 Kämpfer verfügt und beim Versuch, die russische Hauptstadt einzunehmen, mit einer Niederlage hätte rechnen müssen.

    Wladimir Putin werde nun versuchen, die Soldaten der Wagner-Gruppe in das russische Militär einzugliedern und ihre ehemaligen Anführer auszuschalten, schreibt der "Telegraph". Unklar bleibt weiterhin, welche formelle Vereinbarung getroffen wurde, wenn es überhaupt eine gab.