Wien
Preis-Horror im Gemeindebau: "200 € mehr zerstört Leben
Die Mieten-Explosion im Wiener Gemeindebau stürzt Bewohner Mali (40) in ein finanzielles Loch. Der Familienvater soll jetzt um Drittel mehr blechen.
"Ich habe einen Brief bekommen, dass ich statt 560 Euro 748 Euro zahlen muss. Das sind 200 Euro mehr, fünf Tage bevor ich die Miete bezahlen muss. Sogar Privatwohnungen sind billiger", klagt Mali im "Heute"-Talk (Video oben).
Die plötzliche Mieterhöhung zieht dem Gemüsefirma-Mitarbeiter (1.440 Euro Nettoverdienst) und seiner ebenfalls berufstätigen Ehefrau den Boden unter den Füßen weg. Die jungen Eltern schnallen den Gürtel nicht nur bei sich enger. "Auf eigene Wünsche müssen auch die Kinder verzichten", seufzt der zweifache Familienvater.
600 Gemeindewohnungen betroffen
Auf Anfrage von "Heute" erklärt eine Sprecherin von Wiener Wohnen: "Auf Grund des natürlichen Auslaufens der Wohnbauförderung musste für rund 600 der rund 220.000 Gemeindewohnungen das Richtwertgesetz angewendet werden. Das hatte zur Folge, dass per 1.10. der Mietzins von Kategoriemietzins auf Richtwertmietzins umgestellt wurde. Dies ist in den Mietverträgen selbstverständlich schriftlich festgehalten."
Als Mali die Mietvereinbarung für die kleine Gemeindewohnung in der Großfeldsiedlung (Wien-Floridsdorf) unterzeichnete, sei ihm dieses vertragliche Detail nicht aufgefallen. "Vor fünf Jahren bin ich hier eingezogen, da hat mir niemand gesagt, dass das geförderte Wohnungen sind und wir nachher mehr zahlen müssen", behauptet er.
Ratenzahlung für Miete?
Gegenüber "Heute" versichert die Mitarbeiterin der Stadt Wien: „Aber in Wien wird jedenfalls niemand zurückgelassen. Ein umfassendes System an Wohn- und Mietbeihilfen hilft bei Zahlungsschwierigkeiten. Seit 04.10.2022 bietet Wiener Wohnen im Service Center eine Beratung von ausgebildeten Sozialarbeiter*innen – die Case Manager*innen – für jene Mieter*innen an, die vom Auslaufen der Wohnbauförderung mit 1.10.2022 betroffen sind. Eine Terminvereinbarung ist nicht erforderlich."
Die Service-Hotline von Wiener Wohnen habe Mali Ratenzahlungen für die laufenden Kosten angeboten. "Einmal okay, aber wenn jeden Monat die gleiche Rechnung kommt, wie viele Raten kann man machen", fragt sich der 40-Jährige.
Facebook-Gruppe "Mietschock" hilft
Seine Nachbarinnen Martina und Jaqueline gründeten im September die Facebook-Gruppe "Mietschock Wien", die mittlerweile über 800 Follower hat. "Jeder, der angerufen hat, weiß im ersten Moment nicht, was er machen soll", berichtet Martina.
Weil sich viele betroffene Mieter von der Stadt Wien im Stich gelassen fühlen würden, dient die öffentliche Gruppe als Anlaufstelle. "Unser Wunsch ist, dass diese Extrem-Miete von Wiener Wohnen zurückgenommen wird", stellt Jaqueline im Gespräch mit "Heute" klar.