Niederösterreich

Polizist zahlt 300.000 € für Wohnung – darf nicht rein

Um 300.000 € hatte Markus B. im Jänner 2020 eine Wohnung in Gerasdorf gekauft. Nur: Der Polizist darf nicht einziehen, er hat keinen Schlüssel. 

Polizeibeamter Markus B. (29) kaufte eine Wohnung in Gerasdorf bei Wien im Jänner 2020, hat noch immer keinen Schlüssel.
Polizeibeamter Markus B. (29) kaufte eine Wohnung in Gerasdorf bei Wien im Jänner 2020, hat noch immer keinen Schlüssel.
privat

"So etwas habe ich in dieser Form auch noch nie gehört", bekam Exekutivbeamter Markus B. (29) aus Niederösterreich in letzter Zeit öfters von Freunden, Bekannten, dem Anwalt und sogar vom "Pfusch am Bau"-Profi Günther Nussbaum zu hören.

Ein Mangel nach dem anderen

Der Beamte hatte sich vor knapp vier Jahren, im Jänner 2020, eine Eigentumswohnung in Gerasdorf bei Wien (Bezirk Korneuburg) gekauft. Am 24. Jänner 2020 wurde der Kaufpreis von 300.000 Euro für die 79-Quadratmeter-Wohnung auf ein Treuhandkonto eingezahlt. In den folgenden Wochen und Monaten wurde indes ein Mangel nach dem anderen (siehe Bilderserie) entdeckt.

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    Markus B. kaufte im Jänner 2020, hat noch immer keinen Schlüssel.
    Markus B. kaufte im Jänner 2020, hat noch immer keinen Schlüssel.
    privat

    Die Baubehörde (= Stadtgemeinde Gerasdorf) schrieb dem Bauträger zwar immer wieder Verbesserungen vor, doch diese seien stets ignoriert worden. Die Bezirkshauptmannschaft Korneuburg als Aufsichtsbehörde über die Gemeinden war von Markus B. bereits Anfang 2021 vom gegenständlichen Sachverhalt in Kenntnis gesetzt worden und hat die Baubehörde in der Folge zur Stellungnahme aufgefordert. Es wurden auch bereits Anzeigen gemäß der nö. Bauordnung gegen den Bauträger erstattet. Nur: "Die Baubehörde lässt sich hier vom womöglich finanzmaroden Bauträger vertrösten und trifft keinerlei dringend notwendige Sofortmaßnahmen", so Markus B. 

    Keine Benützungsbewilligung

    Schließlich musste Markus B. erfahren, dass für die Wohnung keine Benützungsbewilligung vorliegt. Der Gesetzeshüter wandte sich nochmals an sämtliche Behörden: an die Gemeinde, an den Bürgermeister, an die Bezirkshauptmannschaft Korneuburg, dann an einen Stadtrat. Nur: Wirklich Antworten bekam Markus B. nie. 

    Aufgrund der mutmaßlichen Untätigkeit der Baubehörde (Anm.: ist die Stadtgemeinde Gerasdorf) schaltete Markus B. im Sommer 2022 sogar die Volksanwaltschaft ein. Diese stellte zwei Missstände in der Verwaltung, betreffend der nicht erfolgten Untersagung der Nutzung und der nicht erfolgten Sofortmaßnahmen der Stadtgemeinde, fest.

    "In dem Gebäude liegen haarsträubende Mängel vor, da es aufgrund des nicht sachgemäß ausgeführten Brandschutzes, etwa im Falle eines Fahrzeugbrandes, bis in die Wohnungen hinauf brennen kann und dann wohl zahlreiche Verletzte oder auch Tote zu beklagen wären. Betreffend dieser Mängel gab es im November 2022 auch bereits eine Aussendung im TV im Rahmen der ATV-Sendung 'Pfusch am Bau'. Hierbei wurden durch den Sachverständigen Günther Nussbaum zahlreiche schwere Mängel festgestellt", erklärt der Beamte, der sogar eine Sachverhaltsdarstellung am Landesgericht Korneuburg eingebracht hatte. Nur mangels Anfangsverdachts wurde kein Ermittlungsverfahren eingeleitet. 

    "Chancenlos gegenüber Behörden"

    Der 29-Jährige schüttelt den Kopf: "Da die Stadtgemeinde Gerasdorf sowohl Baubehörde als auch Meldebehörde ist, verstehe ich nicht, wie es überhaupt sein kann, dass sich Personen in einem Gebäude ohne Baubewilligung und ohne Fertigstellungsanzeige amtlich melden können."

    "Anscheinend ist man in Österreich als Bürger gegenüber den Behörden chancenlos, da diese offenbar machen können, was sie wollen. Da ich mich bereits an alle erdenklichen Stellen gewandt habe, hoffe ich, dass der Gang an die Öffentlichkeit Bewegung in die Causa bringt", so der 29-Jährige abschließend.

    Anfragen an die Stadtgemeinde Gerasdorf sowie die Bezirkshauptmannschaft Korneuburg brachten bis Montagabend keine Antworten ein.

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