Tierisch grausam

Pfotenhilfe: "Rauriser Wolf wiegt niemals 36 Kilogramm"

Ein Vergleichsfoto der Tierschützer mit einem 38-Kilogramm Retriever sät Zweifel zu den Angaben über den "Todeswolf" aus Rauris.

Pfotenhilfe: "Rauriser Wolf wiegt niemals 36 Kilogramm"
Nicht nur Experten zweifeln an den Angaben zum "Todeswolf" aus Rauris.
©Land Salzburg

Seit einigen Wochen kochen die Gemüter der Tierschützer im Bundesland Salzburg extrem hoch. Ein abgeschossener Wolf aus Rauris (Pinzgau) soll 23 Schafe gerissen haben, doch handelt es sich hier keinesfalls um ein gruseliges Tier aus den Grimms-Kindermärchen, sondern um ein kleines "Krewegerl", welches laut Foto noch nicht einmal ausgewachsen schien.

Was stimmt denn nun?

Die Experten der Vetmeduni in Wien sollten jedoch alle Unkenrufe aus der Tierschutzfront widerlegt haben und gaben nach der Obduktion an, dass es sich um ein dreijähriges, männliches Tier gehandelt haben soll, mit 36 Kilogramm Körpergewicht, einer guten Gesamtverfassung und sogar einem Schaf im Mageninhalt.

Die Chefs der Pfotenhilfe in Lochen jedoch glauben an eine Verwechslung des Kadavers und machten ein Vergleichsbild mit dem 38 Kilogramm schweren Golden Retriever Rüden "Gnocchi".

Der Goldie "Gnocchi" sieht auch am Foto gut genährt aus.
Der Goldie "Gnocchi" sieht auch am Foto gut genährt aus.
©Pfotenhilfe

"Wenn unser wirklich gut genährter Golden Retriever Gnocchi 38 kg hat, kann der vollkommen abgemagerte, kleine Wolf auf dem Bild des Landes Salzburg, dessen Taille ich sicher locker mit zwei Händen umfassen kann, nicht 36 kg haben. Das ist auf unserem Vergleichsbild unübersehbar, besonders wenn man so wie wir sehr oft Hunde für tierärztliche Behandlungen wiegen muss", sagt Jürgen Stadler vom Verein Pfotenhilfe. "Es kann sich also nur um eine Verwechslung der zu untersuchenden Kadaver handeln."

Illegale Abschüsse?

Die Tierschützer gehen nach wie vor von einem Jungwolf aus dem Vorjahr aus, der nicht im besten Ernährungszustand war und dessen Foto bereits vor der Abschussverordnung entstand. Der Verdacht, dass bereits mehr als ein Wolf illegal geschossen wurde, verhärte sich und die Pfotenhilfe appelliert an die Tierärzte der Vetmeduni den Befund zu veröffentlichen, um diese Ungereimtheiten im Sinne der gebotenen Transparenz und des öffentlichen Interesses aufarbeiten zu können.

Anzeige wurde erstattet

Aufgrund des dringenden Verdachts auf Wildtierkriminalität liegt mittlerweile auch eine strafrechtliche Anzeige einer Umweltorganisation wegen grob fahrlässiger Gefährdung des Tier- und Pflanzenbestands und wegen Amtsmissbrauchs vor, weil schon die Tötungsverordnungen als rechtswidrig erachtet werden.

Diese Hetze gegen Wölfe – ich nenne sie 'Wolfsverhetzung' – und auch gezielte politische Angstmacherei hat mittlerweile ein unerträgliches Ausmaß angenommen und muss endlich aufhören. Noch dazu werden bewährte Lösungsansätze konsequent ignoriert.
Jürgen Stadler
Pfotenhilfe Lochen

Für 11. Juli hat der EuGH dazu auf seiner Website ein Urteil angekündigt. Die Pfotenhilfe erachtet diese Erschießungen – ob mit oder ohne Verordnungen – daher auch als mutwillige Tötungen im strafrechtlichen Sinne, also Tierquälerei nach § 222 Strafgesetzbuch mit bis zu zwei Jahren Strafrahmen.

Auf den Punkt gebracht

  • Die Pfotenhilfe in Lochen zweifelt an den Angaben über das Gewicht des abgeschossenen Wolfs aus Rauris und präsentiert ein Vergleichsfoto mit einem 38-Kilogramm schweren Golden Retriever, um ihre Zweifel zu untermauern
  • Die Tierschützer gehen von illegalen Abschüssen aus und haben eine strafrechtliche Anzeige wegen Wildtierkriminalität erstattet
  • Sie appellieren an die Vetmeduni, den Befund zu veröffentlichen, um die Ungereimtheiten aufzuklären
red, tine
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