Bestätigung da
Von wegen "verhungert" – dieser Wolf riss 23 Schafe
Große Empörung folgte auf den Abschuss eines Wolfs in Salzburg ("fast verhungertes" Jungtier). Untersuchungen haben das Gegenteil bewiesen.
Die Aufregung bei Bevölkerung und Bauern in und um Rauris (Pinzgau) war groß. Wie berichtet, kam es dort Ende Mai zum ersten Wolfsriss des Jahres. Acht Schafe wurden dabei getötet, vier verletzt, vier weitere galten als vermisst. Wenig später stieg die Zahl der toten Schafe auf insgesamt 23.
"Fast verhungert"
Wenig später hat das Land Salzburg deswegen eine Abschussverordnung erlassen, die am 6. Juni in Kraft trat. Möglich wurde dieses rasche Vorgehen durch eine im April beschlossene Novelle des Jagdgesetzes. Nur wenige Stunden später haben Jäger tatsächlich einen Wolf in der Region erlegt, ein Foto davon wurde prompt auf den Kanälen des Landes gepostet und per Pressemitteilung in Umlauf gebracht.
Tierschützer und weitere Social-Media-User waren jedoch skeptisch. Der "Verein gegen Tierfabriken" zeigte sich in einer Aussendung "entsetzt". Es handele sich um ein ungewöhnlich kleines Tier, seine Größe und Körpermasse würden beweisen, dass es "extrem hungern" hat müssen. "Die Erklärung dafür liegt auf der Hand: die Jägerschaft hat letztes Jahr die Eltern des Tieres abgeknallt, sodass die Kinder verhungert sind oder fast verhungern mussten", so der VGT.
So verhältst du dich richtig, wenn dir ein Wolf begegnet
Mache dich groß und sei laut! Dadurch wird Dominanz gezeigt und der Wolf eingeschüchtert. Außerdem sollte man dem Wolf immer in die Augen schauen.
Mit Gegenständen werfen! Stöcke, Steine oder andere Dinge in Griffweite können nach dem Tier geworfen werden, um ihn zu verschrecken. Wichtig ist es aber, kein Essen nach dem Wolf zu werfen. Dadurch würde dem Wolf nämlich vermittelt, dass er vom Menschen nichts zu befürchten hat.
Klettern! Anders als Bären können Wölfe selbst nicht klettern. Ein Baum oder Hochstand in der Nähe ist deshalb eine gute Möglichkeit, um in Sicherheit zu warten, bis der Wolf sich von selbst wieder verzieht oder Hilfe eintrifft.
Nicht weglaufen! Besser ist es, unter Blickkontakt langsam rückwärtszugehen. Weglaufen weckt das Interesse beim Wolf oder kann dieses sogar noch verstärken.
Bauern und Schafe atmen auf
Landes-Wolfsbeauftragter Hubert Stock witterte rasch "Unsinn" – und sollte Recht behalten. Experten der Veterinärmedizinischen Universität Wien haben das Tier genauestens untersucht und sind zu dem Ergebnis gekommen: Der Wolf war männlich, bereits zwei Jahre alt, 36 Kilo schwer und in einem sehr guten Ernährungszustand. Anhand des Mageninhalts konnte man sogar zeigen, dass er zuletzt ein schwarzes Schaf gefressen hatte.
"Schon als ich zur Begutachtung kam, habe ich gesehen, dass der Wolf ausgewachsen ist und auch relativ schwer. Fotos können eben täuschen und ich halte ohnehin nichts von Ferndiagnosen, die auf reinen Vermutungen basieren", mahnt Stock.
Erleichtert zeigt sich auch die Jägerin und Landeshauptmann-Stellvertreterin Marlene Svazek: "Diese Fakten der Experten wiegen so schwer wie der erlegte Schadwolf. 36 Kilogramm ist alles andere als abgemagert, sondern es handelte sich um einen ausgewachsenen Wolf. Die schnelle Handlungsweise mit der Verordnung zur Entnahme des Wolfes – nachdem das Tier in kürzester Zeit mindestens 23 Schafe gerissen und mehrere verletzt hat – war genau richtig. Mittlerweile haben die Almbauern in Rauris die Schafe wieder aufgetrieben und es gab bisher keine weiteren Vorfälle mehr."