Klimaschutz
Pestizide in den Haaren von jedem Dritten nachgewiesen
Europäische Haare wurden einem Pestizide-Check unterzogen. Ein Drittel der Proben war demnach belastet. Landwirte sind besonders betroffen.
Die Allianz "Good Food Good Farming" hat unter Mitwirkung der Bewegung "Enkeltaugliches Österreich" Haarproben von 300 Personen aus zehn europäischen Ländern auf Pestizidrückstände untersucht. Auch "Heute" steuerte eine Haarprobe bei. Also ich.
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Unser täglich Gift
Obwohl nur 30 von 455 in Europa zugelassenen Wirkstoffen analysiert wurden, konnten bei 29 Prozent der 300 Haarproben Pestizidrückstände nachgewiesen werden. Bei Landwirten und Landarbeitern war der Anteil mit 43,5 Prozent am höchsten.
Am häufigsten wurde das Herbizid Prosulfocarb nachgewiesen (9,3 Prozent), gefolgt vom Fungizid Tebuconazol (7,3 Prozent). Letzteres steht im Verdacht, fortpflanzungsgefährdend zu sein, das Hormonsystem zu stören und könne laut Studienautoren auch Leberkrebs verursachen.
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Tebuconazol steht auf der EU-Liste der 53 "Substitutionskandidaten" (CfS) und gehört zu den zwölf giftigen Pestiziden, die für Umweltschützer und NGOs wie "PAN Europe" sofort verboten werden sollten. Tebuconazol wird aber nicht nur als Pestizid verwendet, sondern findet sich auch in Holzschutzmitteln.
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Sechs weitere sehr giftige Pestizide aus der CfS-Liste der EU wurden in den Haarproben nachgewiesen. Weitere häufig gefundene Pestizide waren Prosulfocarb (Herbizid) und Acetamiprid (neonicotinoides Insektizid).
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Bio ist die bessere Wahl
Jene, die Bio-Lebensmittel konsumieren, wiesen eine 20fach niedrigere Pestizidkonzentration in den Haaren auf. Pestizide, auf landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht, gelangen nicht nur über die Nahrung, sondern auch über "Abdrift" und somit über die Atemluft in unsere Körper. Für Boku-Professor Johann Zaller ist ein "Umstieg auf 100% Bio-Landwirtschaft" die Lösung und auch für Österreich machbar.
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Während sich Umwelt-NGOs für eine Reduzierung von Pestiziden einsetzen, beklagen Vertreter der Landwirtschaft, dass die EU plant, die Ziele der "Farm to Fork"-Strategie in einen rechtlichen Rahmen zu gießen, wie es in einem kürzlich präsentierten EU-Entwurf hieß. Demnach wäre eine pauschale Reduktion der eingesetzten Pflanzenschutzmenge um 50 Prozent vorgesehen, ohne die Effizienz des Wirkstoffes und Vorleistungen der Mitgliedstaaten zu berücksichtigen.