Wirtschaft

Passport-Bro-Trend: Sie suchen "traditionelle Frauen"

Videos mit dem #PassportBros gehen viral. Sie wollen eine "traditionelle Frau" aus dem Ausland, die kochen und putzen kann. Feministinnen sehen rot.

Carolin Rothmüller
Auf Social Media haben sie Diskussionen angestoßen: Die sogenannten Passport-Bros finden in ihren Heimatländern keine "traditionellen Partnerinnen" mehr.
Auf Social Media haben sie Diskussionen angestoßen: Die sogenannten Passport-Bros finden in ihren Heimatländern keine "traditionellen Partnerinnen" mehr.
20min.ch

Die Männer aus den Videos wollen eine Beziehung mit klassischer Rollenverteilung, da sie in ihren Heimatländern solche aber nicht finden, suchen sie woanders. Ihre Reiseziele sind mehrheitlich Länder in Asien oder Südamerika. Videos mit dem Hashtag #PassportBros gehen derzeit viral und werden millionenfach aufgerufen. Ein sogenannter Passport-Bro ist der Amerikaner Floyd (25). Auf YouTube gibt er Männern Tipps, wie sie Teil der Community werden können. Seine Videos werden auch auf TikTok geteilt. In einem kürzlich publizierten Video präsentiert er seine neue Freundin.

"Ich bin nach Thailand gekommen, um eine traditionelle Frau zu finden. In den USA kochen und putzen Frauen nicht – sie beklagen sich nur." - Floyd, 25

Sextourismus?

Feministinnen werfen den Männern vor, in wirtschaftlich schlechter gestellte Länder zu reisen, um dort die Frauen auszubeuten. Es ist von Sextourismus die Rede. "Wenn Männer in Länder reisen, die weniger Geld und Ausbildung haben, dann ist das, weil sie eine Frau wollen, die in Bezug auf ihren Lebensunterhalt und ihre Ressourcen von ihnen abhängig ist. Das ist problematisch", so eine Tiktok-Userin. In einigen Videos bezeichnen die Kritikerinnen die Frauen unter anderem als verletzlich, ungebildet und bedürftig. Die Vorwürfe wollen die Partnerinnen von Passport-Bros nicht so stehen lassen und wehren sich auf Social Media.

Abhängigkeit

Die Konstellation der Passport-Bros ist nicht neu. Auch in der Österreich kenne man dieses Phänomen, denn was für eine nachgezogene Frau zuerst eine Chance auf ein besseres Leben und einen legalen Aufenthalt in Österreich war, kann sich – teilweise rasant – in eine einseitige Abhängigkeit verwandeln. Gründe dafür seien unter anderem teils fehlende Sprachkenntnisse, finanzielle Abhängigkeit vom Partner, kein soziales Netz, ein teilweise isolierter Alltag, manchmal mit Kindern, zu Hause und dass der Verbleib in Österreich von der Ehe abhängig sei. Letzteres kann auch als Druckmittel gegen sie verwendet werden, sollte sie eine Trennung wollen.

Rollenverteilung

Partnerinnen auch im Ausland zu suchen, ist laut Psychotherapeutin Dania Schiftan grundsätzlich unproblematisch, solange beide Beteiligten dieselben Vorstellungen haben, wie eine Beziehung aussehen soll. Eine klassische Rollenverteilung, bei der der Mann arbeiten gehe und sich die Frau um Kinder und Haushalt kümmere, könne auch Vorteile haben. "So ist stets klar, wer welche Verantwortung trägt. Bei modernen Beziehungen kann das hingegen zu Konflikten führen." Wichtig sei jedoch stets, dass beide Partner sich für das gleiche Modell entscheiden würden und dass es beiden freistehe, dieses bei Bedarf anzupassen. "Das ist bei Personen, die aus dem Ausland sind, leider häufig nicht so, weil sie oftmals finanziell und sozial von ihrem Partner abhängig sind."

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