Burgenland
Paradeiser-Kaiser: "Stehen mit dem Rücken an der Wand"
Das Wasser im Seewinkel verschwindet. Der bekannte Landwirt Erich Stekovics sieht eine Katastrophe unaufhaltsam auf seine Region zusteuern.
Im Burgenland brennt der Hut. Die anhaltende Trockenheit und ausgedehnte Hitzewellen haben vom Süden Niederösterreichs bis in den Seewinkel zu einem Absinken des Grundwasserspiegels gesorgt. Besonders deutlich wurde die Problematik durch den Zicksee, der bereits vollständig verdunstet ist – "Heute" berichtete.
Trotz Knappheit des lebenswichtigen Nass' müssen die Landwirte im Seewinkel ihre Äcker weiter bewässern. Genau dort bestellt auch Erich Stekovics, der über die Landesgrenzen hinaus als "Paradeiser-Kaiser" bekannt ist, seit 22 Jahren seine Felder.
Von Anfang an setzte er in Sachen Bewässerung auf Sparsamkeit und propagierte immer wieder öffentlich, dass (seine) trockenresistente Tomaten nach dem Einsetzen nicht bzw. kaum noch gegossen werden müssten. Doch überall rundherum wird von anderen Landwirten oft in der größten Mittagshitze intensiv bewässert.
Selbst Weingärten werden sterben
Er verstehe seine Kollegen, doch "wenn das Wasser versiegt, wird nicht nur kein Gemüseanbau mehr im Seewinkel sein, wir werden auch viele Flächen mit Weingärten verlieren. Von den anderen Kulturen wie Mais, Kartoffeln gar nicht zu reden."
Stekovics ist sich sicher, dass die Katastrophe unaufhaltsam kommen wird: "Ich glaube, dass der Zug abgefahren ist. Der Seewinkel wird das Mahnmal werden für künftige Regionen,... es wird in dieser Weise vermutlich nicht weitergehen", beschreibt Stekovics gegenüber Ö1 die (leider nur sprichwörtlichen) dunklen Wolken, die er am Horizont aufziehen sieht.
"Gemüse ohne Wasser ist unmöglich"
Etwas weniger düster sieht es Manfred Weinhappel, Leiter der Abteilung Pflanzenproduktion in der Landwirtschaftskammer Niederösterreich. Er glaubt, dass die Anbaumethoden in Zukunft was Wasserverbrauch angehen noch effizienter werden.
Doch auch er stellt klar: "Gemüse ohne Wasser ist im Grunde genommen unmöglich." Deshalb appelliert er an die Bauern, die Bewässerungssysteme zu optimieren, Rückhaltebecken für Regenwasser zu schaffen und auf abgeernteten Feldern Gründüngung anzubauen, um ein Austrocknen des Bodens zu verhindern.
"Stehen mit dem Rücken an der Wand"
Stattdessen auf andere, noch dürre-resistentere Nischen-Kulturen wie etwa Erdnüsse umzusteigen, sei für den Seewinkel als Ganzes aber keine Option, fügte der ansässige Paradeiser-Kaiser noch hinzu. "Für eine Region wie den Seewinkel, die tausende Hektar hat... das funktioniert so nicht. Wir stehen einfach mit dem Rücken an der Wand."
Langfristig könne der Klimawandel und damit die Bedrohung für die Landwirtschaft der Region nicht aufgehalten werden. Zumindest kurzfristig wünscht sich Stekovics aber mehr Initiative seitens der Politik. Diese müsste die Menschen auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereiten.