Klimaschutz

Pandemieeffekt vorbei – Treibhausgase wieder gestiegen

Laut Prognosen des Umweltbundesamtes sind im Vorjahr die Treibhausgasemissionen um 4,8 Prozent gestiegen.

Lydia Matzka-Saboi
Wesentliche Gründe für den Anstieg der Treibhausgasemissionen sind die wirtschaftliche Erholung nach einem von Lockdowns geprägten 2020 und ein deutlich kühleres 2021, als mehr geheizt wurde. Im Gebäudebereich stiegen die Emissionen um 11,3 %, im Verkehr um 4,3 %, bei der Industrie um 6,3 %.
Wesentliche Gründe für den Anstieg der Treibhausgasemissionen sind die wirtschaftliche Erholung nach einem von Lockdowns geprägten 2020 und ein deutlich kühleres 2021, als mehr geheizt wurde. Im Gebäudebereich stiegen die Emissionen um 11,3 %, im Verkehr um 4,3 %, bei der Industrie um 6,3 %.
Ophelia / Westend61 / picturedesk.com

Eigentlich müsste Österreich seine Treibhausgasemissionen zur Erreichung von Klimaneutralität bis 2040 pro Jahr um 4,5 Mio. Tonnen CO2 senken. Stattdessen sind sie, Analysen des Umweltbundesamtes (dem so genannten "Nowcast") zufolge, 2021 um 3,5 Mio. Tonnen gestiegen.

Die Prognose des Umweltbundesamtes liefert eine Einschätzung und vorläufige Trends für das Jahr 2021. Ausgewiesen wurde ein Anstieg der Emissionen um 4,8 Prozent.

Nach den vorläufigen Zahlen wurden im Vorjahr 77,1 Mio. Tonnen Treibhausgase emittiert. Vergleichszeitraum ist das "Ausnahmejahr" 2020, das den Beginn der Pandemie mit ausgedehnten Lockdowns markierte.

"Wir müssen unsere Anstrengungen weiter massiv erhöhen", sagte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne). Dennoch ist für die Ministerin mit Verweis auf bestimmte Bereiche ein "deutlicher Reduktionstrend" erkennbar.

Höherer Verbrauch von Öl und Gas in Gebäuden

Für das vorläufige Ergebnis gibt es mehrere Faktoren: So spielte die wirtschaftliche Erholung nach einem deutlichen Rückgang 2020 eine Rolle, messbar am Bruttoinlandsprodukt, das um rund 4,5 Prozent gestiegen ist. Die Witterung 2021 war deutlich kühler, dadurch wurde auch mehr geheizt.

Im Gebäudebereich bewirkten die deutlich höhere Anzahl der Heizgradtage und der damit verbundene Heizöl- (plus 7,0 Prozent) und Erdgasverbrauch (plus 15,6 Prozent) eine Steigerung der Emissionen um 11,3 Prozent bzw. 0,9 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent.

Insgesamt zeigten die vorläufigen Zahlen für die Wirtschaftssektoren, die nicht dem Europäischen Emissionshandel unterliegen, im Jahr 2021 Emissionen in der Höhe von etwa 48,4 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent. Damit sei die Höchstmenge für 2021 um 0,4 Mio. Tonnen unterschritten worden.

Wesentliche Gründe für den Anstieg der Treibhausgasemissionen sind die wirtschaftliche Erholung nach einem von Lockdowns geprägten 2020 und ein deutlich kühleres 2021, als mehr geheizt wurde.
Wesentliche Gründe für den Anstieg der Treibhausgasemissionen sind die wirtschaftliche Erholung nach einem von Lockdowns geprägten 2020 und ein deutlich kühleres 2021, als mehr geheizt wurde.
APA-Grafik / picturedesk.com

Anstieg bei Verkehr, Industrie und Wohnen

Laut vorläufiger Zahlen für 2021 stiegen die Emissionen beim Wohnen um 11,3 Prozent, im Verkehrsbereich um 4,3 Prozent, bei der Industrie um 6,3 Prozent. Im Sektor Landwirtschaft blieben die Emissionen auf ähnlichem Niveau wie 2020. Die abnehmenden Trends der vergangenen Jahre in der Abfallwirtschaft und bei den fluorierten Treibhausgasen (F-Gase) setzten sich auch 2021 fort.

Im Verkehrsbereich stiegen die Emissionen gegenüber 2020 durch den höheren Absatz an Treibstoffen um 4,3 Prozent bzw. 0,9 Mio. Tonnen. Das Ministerium wies darauf hin, dass ein deutlicher Rückgang zur Zeit vor der Pandemie, also vor 2020, erkennbar sei. Gegenüber 2019 seien die Emissionen um zehn Prozent bzw. um 2,4 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent zurückgegangen. Gewessler nannte das "erfreulich".

Die Klimaschutzministerin kündigte an, auch die Wirtschaft, Industrie sowie den Energiesektor verstärkt in den Fokus zu nehmen – "mit dem Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWG), dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG), der Förderaktion ‚Raus aus Öl und Gas‘ oder mit der ökosozialen Steuerreform", betonte Gewessler gegenüber der APA. Es sei "völlig klar, dass für eine gute und klimafreundliche Zukunft noch mehr kommen muss. Denn die Emissionen müssen Jahr für Jahr sinken.“

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