Betrieb mit 500 Mitarbeitern

Palmers in der Krise: "Jeder Einzelne ist bedroht"

Die Gewerkschaft GPA bereitet sich für den Fall vor, dass Palmers keinen Investor findet und Konkurs anmelden muss. Davon wären 500 Jobs betroffen.
Aram Ghadimi
05.02.2025, 05:30

"Jetzt sind schon die Kostenrechner unterwegs", sagt Michael Pieber, der Landesgeschäftsführer der Gewerkschaft GPA in Niederösterreich zu "Heute". Für die Mitarbeiter kommen keine guten Zeiten, zumal bisher überhaupt nicht geklärt sei, wie mit der Traditionsunternehmen Palmers weitergehen soll.

Aus dem letzten Jahresabschluss des Unternehmens geht hervor, dass sich die Verluste verdreifacht haben. Offene Kredite kommen dazu.

Keine Gehälter ausbezahlt

"Das spüren auch schon die Mitarbeiter", sagt Pieber. Denn, wie berichtet, haben die rund 500 Mitarbeiter ihr letztes Monatsgehalt noch nicht bekommen. Jetzt würden viele um ihren Job fürchten, meint Pieber, weshalb man von Seiten der GPA jetzt schon Vorbereitungen treffe und Gespräche führe.

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Die Gewerkschaft setzt sich jetzt dafür ein, sagt Pieber, dass "die Mitarbeiter von Palmers so schnell wie möglich ihr Geld aufs Konto bekommen". Und längerfristig bereite man sich schon vor, vom Unternehmen einen Sozialplan für die Belegschaft einzufordern, genauso wie man das schon beim Möbelhändler kika/Leiner gemacht hat. Denn klar sei: "Wir wollen, dass so viele Mitarbeiter wie möglich ihre Jobs behalten."

Palmers wandte sich an AMS-Frühwarnsystem

Palmers hatte sich seinerseits am Montag an das AMS gewandt, um vorsorglich Kündigungen im AMS-Frühwarnsystem anzumelden. "Aktuell ist nicht abschätzbar, ob und in welchem Umfang es zur Umsetzung dieser Maßnahme kommt", hieß es vom Unternehmen. Man sei derzeit auf Investorensuche. Palmers bezifferte seine Verluste in seinem letzten Geschäftsbericht mit 14,7 Millionen Euro.

Nun kommt aber noch die Refinanzierung von Millionen-Krediten aus der Pandemie-Zeit hinzu, die das Unternehmen dem österreichischen Staat schuldet. Dazu heißt es im Geschäftsbericht, dass das Fortbestehen des Unternehmens im Wesentlichen davon abhängt, ob "die am 30. 6. 2025 fällig werdenden Kredite in der Höhe von 14,418 Millionen Euro" aus dem Corona-Hilfsfonds COFAG neu verhandelten werden können.

Neu durchstarten ist vorbei

Noch im zurückliegenden Sommer kündigte Palmers eigens an "auf heimische Top-Agenturen" setzen zu wollen. Das Unternehmen zitiert in derselben Presseaussendung Janis Jung, den Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzenden der Palmers Textil AG: "Wir wissen, wie man qualitativ hochwertige Wäsche produziert und die aktuellen Trends der internationalen Laufstege alltagstauglich interpretiert."

"Ich glaube nicht, dass es bei Palmers ein hoffnungsloses Geschäft ist", sagt Pieber und ergänzt: "Man muss sich aber sehr genau ansehen, woher genau der Verlust kommt." Eine Frage, die berechtigt erscheint, zumal Palmers ein Traditionsbetrieb mit 110-jähriger Geschichte ist.

Palmers nur eines von vielen Unternehmen

Schon längere Zeit fordern die Gewerkschaften eine permanente Arbeitsstiftung für Niederösterreich und auch Pieber bekräftigt diese Forderung gegenüber "Heute": "In den letzten Jahren hat in Österreich eine nachhaltige Industriepolitik gefehlt. Ich glaube, da werden noch andere Unternehmen folgen. Jetzt muss die Politik in Niederösterreich ihre Verantwortung wahrnehmen."

Und Pieber zählt Beispiele auf: "Die Schaeffler Austria GmbH im niederösterreichischen Berndorf, dort verhandeln wir gerade einen Sozialplan für die Mitarbeiter, denn 2026 wird die Produktion stillgelegt. Oder das Panasonic Werk in Oberösterreich, da hat man zugelassen, dass strategisch wichtige Produktion das Land verlässt."

Pieber, der rund 290.000 Arbeitskräfte vertritt, sagt: "Österreich hat das Fachkräfte-Potential, die hohe Produktivität und ausgebaute Infrastruktur." Das seien Standortvorteile, doch strategische Produktion gehöre besser geschützt. Hier habe die Politik einen Auftrag.

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