Politik
Österreichs Lehrer arbeiten zu wenig
Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SP) präsentierte am Montagabend die ersten Ergebnisse der "Education at a Glance" Studie der OECD.
Bereits zum 26. Mal veröffentlichte die OECD ihren jährlichen Bericht "Education at a Glance". Die Studie, die in allen OECD-Staaten darunter Österreich parallel durchgeführt wird, zeigt wichtige Indikatoren aus dem Bildungsbereich im internationalen Vergleich. Das breit angelegte Forschungsprojekt bietet Staaten verlässliche Daten zu Input, Output, Organisation und Zugang zu Bildungssystemen und gilt deshalb als wichtige Grundlage sachpolitischer Entscheidungen. Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SP) lud deshalb zusammen mit dem Generaldirektor der Statistik Austria, Konrad Pesendorfer, zu einer Diskussion der ersten Ergebnisse ein.
"Heute" bringt hier wichtigsten Ergebnisse der Studie im Überblick:
Eine erfreuliche Nachricht vorweg: Laut Studie hat sich der Bildungsstand der österreichischen Bevölkerung während dem letzten Jahr verbessert. "Das gute Niveau im Bildungsbereich konnte gehalten und sogar noch leicht ausgebaut werden", so Konrad Pesendorfer von der Statistik Austria.
Bildung wird in Österreich vererbt:
Weniger rosig stellt sich die Situation allerdings im Bereich der Bildungsmobilität dar. Lediglich 10,1 Prozent der 30- bis 44-Jährigen, deren Eltern keinen Hochschulabschluss vorweisen können, schaffen den Sprung in ein höheres Bildungsniveau. Bei älteren Jahrgängen zeigen sich die mangelnden Aufstiegsmöglichkeiten im Bildungsbereich noch eklatanter: In der Altersgruppe der 45- bis 59-Jährigen schaffen es lediglich 5,9 Prozent zu einem Hochschulabschluss. Hammerschmid, selbst Doktorin der Molekularbiologie und jahrelange wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Wien, dazu direkt:"Ich weiß selbst auch wie schwer es sein kann als Arbeiterkind!"
Weniger Unterrichtsstunden als der OECD-Schnitt:
Die Arbeitssituation der österreichischen Lehrer wurde ebenfalls in den internationalen Vergleich gerückt, mit teilweise überraschenden Ergebnissen. Laut Studie leisten österreichische Lehrkörper durchschnittlich 589 Unterrichtsstunden pro Jahr. Ein Wert der klar hinter den 662 Stunden verbleibt, die Lehrer im OECD jährlich unterrichten. Von einer Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung will Hammerschmid dennoch nichts wissen und verweist auf OECD-Staaten, die in der Studie besser abgeschnitten hätten und noch weniger Unterrichtsstunden per Lehrer verlangen wie Korea oder Finnland. Auch zwei Monatsstunden mehr für Lehrer lehnt Hammerschmid, unter Verweis auf die Mehrbelastung der Lehrer durch das neue Autonomiepaket, kategorisch ab: "Wir verlangen bereits sehr viel von unseren Lehrern!"
Lehrer immer älter – Jobanfänger gesucht:
Die zunehmende Überalterung des österreichischen Lehrkörpers wurde ebenfalls diskutiert. Im gesamten Bildungsbereich sind der Studie nach insgesamt knapp 46 Prozent der Beschäftigten älter als 50 Jahre. Hammerschmid zeigte sich allerdings zuversichtlich, dass die kommende Pensionierungswelle durch die bereits gesetzten Maßnahmen wie verbesserte Angebote für Quereinsteiger und eine Anhebung der Einstiegsgehälter an OECD-Niveau, abgefedert werden können.
(mat)