Der Sendungsleiter des "Report", Robert Wiesner, kritisierte indirekt Innenpolitikchef Hans Bürger. Der soll sich beim ORF-Chef darüber beschwert haben.
"Der Preis wäre jedenfalls zu hoch, denn wer sich einer politischen Gruppe als Freund anbietet, darf sich nicht wundern, wenn die dann ständig Freundschaftsdienste von ihm verlangt".
Es war unter anderem dieser Satz, der derzeit die Wogen am Küniglberg hochgehen lässt. Was war passiert? Das Medienhaus Wien hatte dem "Report" sowie dem Parlamentsmagazin "Hohes Haus" seinen Walther-Rode-Preis für "profunden, politischen TV-Magazinjournalismus" verliehen. Die Dankesrede hielt "Report"-Sendungsleiter Robert Wiesner.
"Freiheit keienswegs garantiert!"
Die Ansprache war gespickt mit Anspielungen - auch auf das eigene Haus. Wiesner beklagte den Personalmangel ("Kein Auftrag eines mächtigen Chefredakteurs oder selbstbewussten (General-)Intendanten hindert uns, und doch geht vieles nicht, vor allem in der geachteten Disziplin des investigativen Journalismus").
Und er wurde noch direkter. Die erreichte journalistische Freiheit sei keineswegs "auf ewig garantiert". "Und akut droht die größte Gefahr nicht 'von oben' oder durch die berüchtigten 'Interventionen' von außen – sondern von innen."
"Wir lächeln darüber"
Der ORF-Manager unterlegte das mit einem , wie er es nannte, "kleinem Beispiel". "Letzten Dienstag, am frühen Nachmittag, erreicht uns in der Redaktion ein Anruf aus 'türkisen Kreisen'. Die Botschaft: Man sollte bloß nicht übersehen, dass SPÖ-Chef Kern in seiner Pressekonferenz soeben gesagt habe, sein Plan A sei sogar für seine eigenen Wähler zu schwer zu verstehen. Wir lächeln über den mäßig raffinierten Versuch, uns einen Spin anzudrehen, und lächeln auch noch, als wir ihn in der Online-Schlagzeile eines Boulevardblatts wiedererkennen. In den Qualitätszeitungen findet sich keine Spur davon, aber in einer Sendung im ORF klingt's ganz ähnlich. Das ist dann nicht mehr lustig."
Der Anrufer soll Gerald Fleischmann sein, Pressesprecher von Außenminister und ÖVP-Chef Sebastian Kurz – der dementiert das Gespräch mit Wiesner, schreibt der "Standard".
Pikant sind die Vorwürfe aber auch aus einem anderen Grund. Es gab nämlich einen Beitrag mit dem Kanzler-O-Ton in der ZiB. Dort analysierte Innenpolitikchef Hans Bürger. "Wir haben den Beitrag gesehen. Selbst der Bundeskanzler sagt: Vielleicht waren wir etwas zu komplex, vielleicht haben ihn die Bürgerinnen und Bürger nicht ganz verstanden, weil er so schwer verdaubar war".
"Brauche keinen Fleischmann"
Im Gespräch mit dem "Standard" zeigte sich Bürger "fassungslos" über die Vorwürfe. "Ich kann nicht beurteilen, ob Fleischmann an dem Tag in der 'Report'-Redaktion angerufen hat, bei mir hat er nicht angerufen." Und: Den Satz zu bringen und zu kommentieren, "dazu brauche ich keinen Fleischmann".
Bürger soll sich, laut "Kurier", bei ORF-Chef Alexander Wrabetz beschwert haben. Ach ja: Wiesner geht 2018 in Pension. Als Channelmanager für ORF 2 im Gespräch - Hans Bürger.
(red)