Streit um Luxus-Hotel
Oligarch stalkt Ortschef, vergleicht ihn mit Hitler
Einen schwerreichen Russen brachte ein untersagter Quellwasseranschluss zum Schäumen. Er soll einen Bürgermeister übelst verunglimpft haben: Prozess!
Mehr als eine halbe Stunde zu spät platzte Mikhail D. (54) im Zweireiher und mit genagelten Nietenschuhen kürzlich in den Gerichtssaal am Wiener Landesgericht. Seit Jahren hatte der aufbrausende Oligarch (geschätztes Vermögen: 250 Millionen Euro) das Stalking- und Verleumdungs-Verfahren gegen sich und seine Sekretärin (Verteidigung: Florian Kreiner) mit juristischen Kniffen torpediert und mit immer neuen Schriftsätzen und Eingaben versucht, der Justiz auf der Nase herumzutanzen.
Russe plötzlich ohne Rechtsbeistand
Beim Prozesstermin tauchte der 54-Jährige plötzlich ohne Anwalt auf. Er hatte seinem Advokaten in der Nacht zuvor das Mandat entzogen. Ohne Rechtsbeistand, kein Prozess. Deswegen musste sein Verfahren von dem seiner bereits auf der Anklagebank sitzenden Ex-Mitarbeiterin getrennt werden. Dennoch blieb der Oligarch selbstgefällig im Saal sitzen, ließ sich überraschend über eine seiner Firmen als Privatbeteiligter anschließen und kommentierte die Verhandlung aus dem Zuschauerraum mit Zwischenrufen auf Russisch, sodass der Richter ihn im Stile eines Schulmeisters maßregeln musste.
Dabei wäre die Vorgeschichte zum Prozess alleine schon skurril genug: Denn der schwerreiche Russe und Immobilien-Mogul führt seit 2016 (!) einen erbarmungslosen Rachefeldzug gegen den Bürgermeister und Bauamtsleiter eines steirischen Kurorts. Dass ihm damals für ein geplantes bombastisches Boutique-Hotel der angeblich verbindlich zugesicherte Zugang zu Thermalwasser schließlich verwehrt blieb, brachte den in Vaduz wohnhaften Mann derart zum Blubbern, dass er neben diversen Amtsmissbrauchs-Anzeigen ohne jegliche Grundlage auch jahrelang gegen Gesetze verstoßen haben soll, um die ausgemachten Antagonisten zu ärgern.
Wikipedia-Eintrag abgeändert
So sei in seinem Auftrag eine Verleumdungs-Website erstellt worden, auf der die nichtsahnenden Regionalpolitiker in einer Foto-Collage übelst mit schlimmsten Nazi-Verbrechern wie Hitler und Göring verglichen und der mafiösen Struktur und schweren Korruption bezichtigt wurden. Den Link dazu ließ der Oligarch per Mail verteilen. Dann habe er sogar versucht, den Beitrag für Veränderungen auf der Wikipedia-Seite des besagten Thermal-Ortes als seriöse Quelle unterzujubeln.
Oligarch droht Haftstrafe
Zumindest die Sekretärin, die sich für den Oligarchen unter falschem Namen als Wiki-Autorin anstiften ließ, kam glimpflich davon: Freispruch vom Vorwurf der Verleumdung, Diversion mit 400 Euro Buße für die fortgesetzte Verfolgung. Auch für den mächtigen Mogul werden die Mühlen der Justiz noch mahlen, eine Haftstrafe droht – bis dahin gilt die Unschuldsvermutung.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Ein reicher russischer Oligarch steht vor Gericht, weil er aus Wut über einen versagten Quellwasseranschluss armselige Anschuldigungen gegen einen Bürgermeister verbreitet haben soll
- Der Prozess wurde durch juristische Kniffe und Verzögerungen erschwert, und der Russe soll versucht haben, die betroffenen Politiker durch eine diffamierende Website und andere Mittel zu diskreditieren