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Ohne Lesen kein Job – wie die Schule versagt

Glattauer gibt Noten. Heute: Ohne Lesen kein Job: Wie die Schule versagt. Familie verlässt wegen Schule Österreich. Und: Experte kritisiert HÜ.

Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor und vergibt in "Heute" Noten.
Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor und vergibt in "Heute" Noten.
Sabine Hertel

Ohne Lesen kein Job: Wie die Schule versagt

Die Lesekompetenzstudie "Pirls" hat also ergeben, dass jedes fünfte Kind in Österreich nach (!) der Volksschule nicht imstande ist, altersadäquate Texte "sinnerfassend" zu lesen. Schlimm! Denn natürlich steigen diese Kinder weiter auf, vor allem in die MS, aber mit den richtigen Eltern immer öfter auch in die AHS, wo sie später nerven- und ressourcenverschleudernd wieder ausgesiebt werden. Die Kinder sind schuldlos, denn sie können nichts dafür, dass man ihnen das Lesen nicht rechtzeitig beibringt. Und sie bleiben die Opfer.

Laut Statistik Austria ("Bildung in Zahlen", vorige Woche präsentiert) sind Schulabgänger mit nur Pflichtschulabschluss massiv von Arbeitslosigkeit bedroht; für ein Jobangebot, falls überhaupt eines daherkommt, warten sie im Schnitt 234 Tage (fertige Lehrlinge nur 32). Neben Disziplinlosigkeit das Hauptproblem: schlechtes Deutsch. Nach zehn Jahren der Kindergarten- und Schulbildung … Was, frage ich, ist diese Schule noch wert?

Gesamtnote: Nicht genügend

Glattauer gibt Noten
Niki Glattauer war 25 Jahre Lehrer und Schuldirektor in Wien. Er hat bisher 13 Bücher veröffentlicht, alle zum Thema Schule wurden Bestseller. Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten.
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Familie verlässt wegen Schule Österreich

Der renommierte Molden-Verlag hat jetzt bei mir angefragt, ob es mich nicht reize, wieder ein Buch zur Lage der Bildung zu schreiben. Nein, habe ich gesagt, reizt mich nicht. Wie sollte es. Es ist ALLES gesagt, es ändert sich trotzdem NICHTS. Das heißt, es ändert sich dauernd etwas, aber nie das, worauf es ankäme. Ich weiß schon: Viele im Schulapparat (vom Kindergartenpädagogen bis zur Sektionschefin im Ministerium) geben ihr Herzblut, aber was nutzt das, wenn Österreichs hohe Schulpolitik seit Jahrzehnten alles Mögliche im Fokus hat, nur nie die Kinder.

Frau P. schreibt mir, dass sie nach 15 Jahren in Wien "wegen der Schule" nach Bonn zurückziehen wird. "Mein Sohn hat alle Fächer geliebt, als er in die Grundschule ging. Jetzt ist er zwölf und mag kein einziges mehr. Er kann lesen, weil WIR mit ihm gelesen haben. Er kann Mathe, weil er YouTube-Lehrern zuschaut. Es wird wohl etwas aus ihm werden, aber nicht wegen der Schule, sondern trotz ihr."

Note: Nicht genügend

Experte kritisiert HÜ und "Schule Mama"

Frau P. (siehe oben) schreibt, sie maile mir, nachdem sie in "Heute" gelesen habe, dass sich laut Ö3-Umfrage 69 Prozent der jungen Menschen andere Lehrpläne wünschen. Ich darf ergänzen: Und mehr als 50 Prozent fühlen sich durch Schule "unter Druck", 25 Prozent in ihren Klassen vor den Augen der Pädagoginnen gemobbt. Ein Totalversagen der Schule, die sich gleichzeitig mit ihrem Kernauftrag, nämlich der Bildung, mehr denn je auf die Eltern verlässt, also auf die "Schule Mama" …

Der Bildungsexperte Stefan Hopmann sagte auf Ö1, es brauche neue Methoden und eine neue Unterrichtsorganisation: "Elterneinsatz und Hausaufgaben spielen in Österreich eine völlig überzogene Rolle. Da hat sich in den letzten 20, 30 Jahren nichts geändert. Da hätte man längst massiv eingreifen müssen." Stattdessen hat man Titel und Etiketten geändert.

Note: Nicht genügend
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