Science
Donaulachs & Co – Österreichs Fische sterben aus
Nur ein Bruchteil der heimischen Gewässer steht Fischen noch als Lebensraum zur Verfügung. Über die Hälfte sind gefährdet, manche drohen auszusterben.
Huchen, Äsche & Co – diese Namen kennen nicht viele Österreicher. Doch obwohl diese einheimischen Fische und ihre Verwandten so wichtig für ein funktionierendes Gleichgewicht in unseren Gewässern sind, blickt die Mehrheit der 58 Arten keiner rosigen Zukunft entgegen. Eine neue Studie der Universität für Bodenkultur (BOKU) im Auftrag des WWF hat ergeben, dass ihr natürlicher Lebensraum in unseren Gewässern rapide geschrumpft ist. Weniger als 15 Prozent der Flüsse befinden sich demnach in einem ökologisch sehr guten Zustand.
"Jahrelange Fehlentwicklung" sei dafür verantwortlich, dass nur noch 17 Prozent der 32.267 untersuchten Flusskilometer ohne Hindernisse fließen könnten und gar nur bei einem Prozent intakte Aulandschaften vorhanden seien, beklagt die NGO in einer Aussendung am Mittwoch. "Unsere Flüsse sind zu stark reguliert und verbaut, vor allem durch die mehr als 5.200 Wasserkraftanlagen in Österreich. Dennoch sind sogar hunderte neue Kraftwerke geplant und das oft auch noch in ökologisch sensiblen Gebieten", warnt Bettina Urbanek vom WWF Österreich. Die Umweltschutzorganisation fordert daher von der Politik einen konkreten Rettungsplan für die letzten intakten Flüsse.
Ein solcher werde dringend benötigt, attestieren auch die Ersteller der Studie. Es gebe derzeit nur einen "mangelhaften" Schutz vor einer weiteren Verschlechterung der Lebensbedingungen der Wassertiere. Projektleiterin Sigrid Scheikl von der Universität für Bodenkultur erklärt: "Von den 58 heimischen Fischarten, die heute noch in Fließgewässern anzutreffen sind, sind 34 entweder gefährdet, stark gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht." So könnte der stark gefährdete Huchen, der auch Donaulachs genannt wird, schon in den nächsten 20 Jahren aus Österreich verschwunden sein – und das vielleicht für immer.
"Energiewende muss beim Verbrauch ansetzen"
11.500 Kilometer an Flussstrecken wurden in der Studie als besonders schutzwürdig identifiziert, weil sie von herausragender Bedeutung für bedrohte Arten sein sollen, einen sehr guten Zustand oder noch intakte Aulandschaften aufweisen, beziehungsweise freie Fließstrecken sind. "Davon sind jedoch nur 24 Prozent streng nach Naturschutz oder Wasserrecht effektiv vor weiterer Wasserkraftverbauung geschützt", so Scheikl weiter.
Gerade Letzteres sei laut WWF einer der Hauptfaktoren für die starke Belastung der Natur. 80 Prozent der bisher bestehenden Wasserkraft-Anlagen würden die ökologischen Mindeststandards nicht erfüllen, dennoch seien selbst im Umfeld von Schutzgebieten weitere subventionierte Kraftwerke geplant. "Eine echte Energiewende muss beim Verbrauch ansetzen", postuliert deshalb Bettina Urbanek.