Politik

Österreich schnappt sich russischen Gasspeicher

Weil Gazprom einen der größten Gas-Speicher absichtlich nicht füllt, fällt er an Österreich auf der Basis eines neuen Gesetzes.

Leo Stempfl
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Derzeit zu 0,0 Prozent gefüllt, wird sich das beim Speicher Haidach ab 1. Juli schlagartig ändern.
Derzeit zu 0,0 Prozent gefüllt, wird sich das beim Speicher Haidach ab 1. Juli schlagartig ändern.
"Heute"-Montage: Franz Neumayr / picturedesk.com, Helmut Graf

Zwischen 90 und 100 Terawattstunden Erdgas verbraucht Österreich pro Jahr, 2021 waren es 96,3 TWh. Das praktische: In etwa auch genau so viel kann in allen Speichern des Landes gelagert werden. Aktuell werden diese nach und nach gefüllt, rund 0,2 TWH fließen dort pro Tag als Reserve ein.

Der rund 25 TWh fassende Speicher der OMV ist so bereits zu 68 Prozent gefüllt, der etwas kleinere der RAG zu 60 Prozent. Auch die insgesamt 28 TWh fassenden Speicher der finnischen und deutschen Unternehmen Uniper und Astora haben gemeinsam etwa 12 TWh eingespeichert. Doch es gibt einen Ausreißer.

Der zweitgrößte Speicher Österreichs, jener in Haidach, gehört der russische Gazprom-Tochter GSA. Fassen würde er 21 TWh und könnte somit ganz Österreich durch gute zwei Wintermonate bringen. Tatsächlich gefüllt ist er aber zu sage und schreibe 0,0 Prozent, zeigen Zahlen des "Kurier".

Use it or lose ist

Das von der Bundesregierung vorgegeben Ziel eines Füllstands von 80 Prozent könnte deswegen überhaupt nicht erreicht werden. Schon Mitte Mai stellte die Regierung Gazprom deswegen ein Ultimatum: Wird der Speicher Haidach nicht aufgefüllt, "überlegen wir uns Maßnahmen, damit er gefüllt werden muss". Eine Reaktion aus Moskau blieb bis jetzt aus.

Rund ein Monat später wurde deswegen eine "Use-it-or-lose-it"-Regelung auf den Weg gebracht und mit Zwei-Drittel-Mehrheit im Parlament angenommen. Speicherbetreiber werden dazu verpflichtet, ihre Speicher zu befüllen oder andernfalls an andere Betreiber abzugeben. In einem ersten Schritt müssen bis 1. Juli sämtliche Speicher zu mindestens zehn Prozent gefüllt sein.

Leitungen fehlen

Bei vier verbleibenden Tagen bis zum 1. Juli ist das für Russland in Haidach also gar nicht mehr möglich. Die österreichische Betreiberfirma RAG wird deswegen die Nutzungsrechte neu vergeben, berichtet der "Kurier". Es gibt dabei allerdings noch einen Haken.

Zwar steht der Speicher in Österreich bei Straßwalchen im Bezirk Salzburg-Umgebung an der Grenze zu Oberösterreich. Die Leitungen von dort führen aber nur nach Deutschland. Der Speicher muss also nun noch an das österreichische Gas-Netz angeschlossen werden. Bis Ende des Jahres soll das passiert sein.

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