Niederösterreich

Nur 2 Betroffene! Aber Shitstorm um Aus von AMS-Projekt

Petition & Rücktritts-Forderungen – richtig viel Lärm macht derzeit die SPÖ rund um das Aus der Beschäftigungsprojekte Eibetex und J.O.B. Zurecht?

Isabella Nittner
Das AMS Niederösterreich
Das AMS Niederösterreich
Weingartner-Foto / picturedesk.com

Das AMS Niederösterreich ändert seine Förder-Strategie. Deshalb stieg in den letzten Tagen vor allem die SPÖ auf die Barrikaden. Nachdem bekannt geworden war, dass das Beschäftigungsprojekt "Eibetex" in Waidhofen/Thaya mit März 2024 aufgelassen werden soll, starteten die Gewerkschaft sowie SPÖ-Nationalratsabgeordneter Rudolf Silvan eine Petition zum Erhalt der Initiative für Langzeitarbeitslose.

Über 1.000 Unterschriften

Knapp 1.300 Unterschriften wurden binnen weniger Tage gesammelt. Auch die Grünen NÖ nannten das Aus von "Eibetex" "unglaublich und verantwortungslos". Die SPÖ forderte sogar den Rücktritt der erst kürzlich bestellten AMS NÖ-Chefin Sandra Kern, SPNÖ-Manager Wolfgang Zwander bezeichnete sie als "überfordert" und ortete "Pannen, Personalkürzungen und fehlende Transparenz gegenüber dem Landesdirektorium, dem sie jede Information verweigert, wo und wie sie mit weiteren Schließungen Niederösterreich schwächen will."

SPÖ-Nationalratsabgeordneter Rudolf Silvan startete eine Petition für den Erhalt von "Eibetex".
SPÖ-Nationalratsabgeordneter Rudolf Silvan startete eine Petition für den Erhalt von "Eibetex".
Martin Juen / SEPA.Media / picturedesk.com

Als dann noch die Schließung des Vereins "J.O.B." in Waidhofen an der Ybbs publik wurde, hagelte es erneut massive Kritik.

Auch "arbeit plus", das Netzwerk für soziale Unternehmen kritisierte den "Kahlschlag". "Bei den Beschäftigungsprojekten steht eine Streichung von knapp 200 Transitarbeitsplätzen im Raum, das bedeutet nahezu ein Drittel aller momentan bestehenden Plätze. Unter diesen Gegebenheiten müssten drei Sozi­ale Unternehmen per Jahresende den Betrieb gänzlich einstellen, weitere ihre Tätigkeiten massiv einschränken. Diese Entwicklungen treffen die Sozialen Unternehmen unerwartet und plötzlich, stellen sie vor immense Herausfor­derungen und entziehen vielen die Existenzgrundlage", heißt es in einer Aussendung.

Nur 2 Langzeitarbeitslose

Das AMS NÖ und vor allem Sandra Kern hielten in den Debatten indes die Füße still. Bis jetzt. Grund für die Restrukturierung der Gelder sei nämlich ein ganz einfacher: Es gäbe in den Regionen, die die Schließungen betreffen, einfach keinen Bedarf. "Der Rückbau der Langzeitarbeitslosigkeit im Arbeitsmarktbezirk Waidhofen/Ybbs ist ganz besonders beeindruckend gelungen: Aktuell sind nur 2 (!) Personen beim AMS vorgemerkt, die bereits länger als ein Jahr Arbeit suchen. Vor einem Jahr waren es 6", heißt es nun seitens des Arbeitsmarktservice Niederösterreich auf "Heute"-Anfrage.

Insbesondere im Wald- und Mostviertel sei die Langzeitarbeitslosigkeit überhaupt massiv gesunken. Ganz im Gegenteil zu den Bezirken Gänserndorf, St. Pölten-Land, Baden oder Wiener Neustadt. Man will den Fokus also jetzt auf diese Regionen lenken.

Der Anteil an Langzeitarbeitslosigkeit liegt im Ybbstal bei 0,0 %, in Zwettl bei 0,3%, in Waidhofen/Thaya bei 0,6% und im Bezirk Horn bei 0,1%. Im Gegensatz dazu: Im Bezirk Gänserndorf liegt sie bei 12%, im Bezirk Baden bei 14,3%, in St. Pölten-Land bei 11,9% und im Bezirk Wr. Neustadt-Land bei 10,8 %.
Der Anteil an Langzeitarbeitslosigkeit liegt im Ybbstal bei 0,0 %, in Zwettl bei 0,3%, in Waidhofen/Thaya bei 0,6% und im Bezirk Horn bei 0,1%. Im Gegensatz dazu: Im Bezirk Gänserndorf liegt sie bei 12%, im Bezirk Baden bei 14,3%, in St. Pölten-Land bei 11,9% und im Bezirk Wr. Neustadt-Land bei 10,8 %.
zVg/AMS NÖ

"Angebote anpassen"

"Der Arbeitsmarkt hat sich verändert und die Problemlage der Menschen, die unsere Unterstützung brauchen. Wir müssen unsere Angebote entsprechend anpassen." – Sandra Kern, AMS NÖ-Landesgeschäftsführerin
Sandra Kern bei "Heute".
Sandra Kern bei "Heute".
Heute

"Der Arbeitsmarkt hat sich verändert und die Problemlage der Menschen, die unsere Unterstützung brauchen. Wir müssen unsere Angebote entsprechend anpassen. Die meisten unserer Kund_innen können ihr Programm in den betroffenen Projekten ganz regulär absolvieren und verlieren ihren Platz nicht. Für jene, bei denen das nicht möglich ist, werden wir eine Alternative anbieten", sagt jetzt AMS NÖ-Chefin Sandra Kern zu "Heute". Im Falle von Waidhofen an der Ybbs beispielsweise soll das AMS selbst vermehrt Unterstützung bieten.

Die Hälfte der AMS-Gelder seien zudem für Aus- und Weiterbildungen von Arbeitssuchenden vorgesehen – insbesondere für Frauen und Jugendliche sowie die Generation 55 plus, die bereits mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hat.

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