Transfrau gefangen

"Noch heute habe ich Angst vor Männern mit Vollbärten"

Ein 30-Jähriger soll eine Transfrau tagelang in seiner Wiener Wohnung festgehalten haben. Vor Gericht schildert das Opfer sein Martyrium.

"Noch heute habe ich Angst vor Männern mit Vollbärten"
Der mutmaßliche Amokfahrer muss sich auch wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung verantworten.
Sabine Hertel

Montag (11.11.) taten sich am Wiener Landesgericht Abgründe auf. Eine groß gewachsene Blondine im weißen Hosenanzug schilderte ein Martyrium, das ihr Darko T. (30, Name geändert) angetan haben soll – eines von gleich mehreren Delikten, die dem Mann vorgeworfen werden.

Drei Tage lang eingesperrt

Im Juni soll es online auf einer Datingbörse zwischen ihm und der 42-jährigen Transfrau aus Serbien gefunkt haben. Daraufhin habe er sie in seine Wohnung in Favoriten eingeladen. Zuerst sei es nett gewesen, man habe einvernehmlichen Sex gehabt. Doch dann habe der 30-Jährige seine brutale Seite gezeigt und sie drei Tage lang in der Wohnung gefangen gehalten.

Der 30-Jährige war wegen mehrere Delikte angeklagt.
Der 30-Jährige war wegen mehrere Delikte angeklagt.
Sabine Hertel

"Ich habe dem Tod ins Auge geblickt", so die Zeugin vor Gericht. Darko T. habe Pizza geholt und sie dann in der Wohnung eingesperrt. "Ich wollte gehen, doch er hinderte mich daran. Dabei wurde er immer aggressiver!"

Ich schrie vom Balkon um Hilfe, aber niemand half.
Zeugin (42)
über ihr Martyrium

Nase gebrochen: "Alles war voller Blut"

Dabei soll er ihr von seinen Mietschulden vorgejammert haben, ihr mit Druck die Bankomatkarte und Pin herausgelockt haben, um das Konto leerzuräumen. Viel war nicht zu holen – in Summe nur 150 Euro. In ihrem Favoritner Gefängnis soll es für die Transfrau extrem gefährlich geworden sein. Immer wieder habe er sie angeschrien, aus Angst um ihr Leben habe sie sexuelle Handlungen über sich ergehen lassen.

"Er wurde immer aggressiver und hat auf mein Gesicht und meinen Hinterkopf eingeschlagen. Ich war voller Blut, die Nase war gebrochen", so die Zeugin vor Gericht. "Ich schrie vom Balkon um Hilfe, aber niemand half."

"Angst vor Männern mit dunklen Vollbärten"

Zur Einschüchterung soll er ihr auch eine Waffe gezeigt haben: Immer wieder habe er sie angeschrien, aus Angst um ihr Leben habe sie sexuelle Handlungen über sich ergehen lassen. "Ich war in Panik und hatte Angst vor Gewalt." Laut Richter könnte es sich dabei um Vergewaltigung gehandelt haben.

Der 30-Jährige habe die Situation irgendwann aber nicht mehr ganz unter Kontrolle gehabt. "Er hatte vergessen, die Türe zuzusperren und ich entkam auf die Straße." Vom Balkon im zweiten Stock zu springen, sei zu hoch gewesen. "Noch heute habe ich Angst vor Männern mit dunklen Vollbärten, fahre nur in Begleitung wohin." Die 42-Jährige befindet sich seit dem Vorfall im Sommer in psychologischer Behandlung.

Amir Ahmed vertritt den Angeklagten.
Amir Ahmed vertritt den Angeklagten.
GEORG HOCHMUTH/APA/picturedesk.com

"Crystal Meth und Koks genommen"

Aufgeflogen war alles nach einer Amokfahrt am 5. September. Der Angeklagte lieferte sich da zwischen Ebenfurth und Sollenau (NÖ) angeblich eine wilde Verfolgungsjagd mit der Polizei, beschleunigte im Ortsgebiet auf 100 km/h und rammte ein Polizeiauto. Führerschein hatte er keinen, das Kennzeichen war gefälscht. Vor der Fahrt soll der 30-Jährige Drogen genommen haben.

"Ich war unter Drogen. Ich habe vier Mal pro Woche Crystal Meth und Kokain genommen", rechtfertigt sich Darko T. mit ruhiger Stimme vor dem Richter. Seine Sucht habe er mit dem Geld seiner Eltern finanziert. "Sie haben mir immer geholfen!"

Der Einzelrichter fällte am Montag ein Unzuständigkeitsurteil. Nun wird ein neuer Prozess mit Schöffen geplant, es droht eine Anklage wegen Vergewaltigung – Strafrahmen: bis zu 15 Jahre Haft. Die Unschuldsvermutung gilt.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Ein 30-jähriger Mann, Darko T., steht vor Gericht, weil er eine Transfrau in seiner Wohnung in Wien-Favoriten festgehalten und misshandelt haben soll
    • Neben der Entführung und Misshandlung wird ihm auch vorgeworfen, das Konto des Opfers geleert und ein Polizeiauto gerammt zu haben; der Prozess wird wiederholt und es droht eine Anklage wegen Vergewaltigung mit bis zu 15 Jahren Haft
    pet, red
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