Warnung an Europa

"Nicht Putins Endziel" – Habsburg mit Schreckens-Ansage

Kaiser-Enkel Karl Habsburg (63) zählte seit dem Gift-Anschlag auf Alexej Nawalny 2020 zu dessen Freunden. Jetzt spricht er eine Warnung an Europa aus.

Roman Palman
"Nicht Putins Endziel" – Habsburg mit Schreckens-Ansage
Karl Habsburg ist das Oberhaupt der früheren Kaiser-Familie Österreichs. Er war ein Freund des verstorbenen Putin-Gegners Alexej Nawalny.
Starpix / picturedesk.com

Schockwellen gingen um die Welt als russische Gefängnisverwaltung am Freitag den Tod von Alexej Nawalny meldeten. Die Propaganda-Maschine des russischen Unrechtsstaates lieferte gleich eine "natürliche" Ursache für das plötzliche Ableben von Wladimir Putins schärfstem und bekanntesten Gegner. Nach einem "Spaziergang" im Gefängnishof soll Nawalny kollabiert sein, wegen eines "abgelösten Blutgerinnsels", heißt es.

Diese Narrative verbreitete dann auch Österreichs Putin-verliebte Ex-FPÖ-Außenministerin Karin Kneissl ("Riesenfan", "der intelligenteste Gentleman"), die nicht mehr nur mit ihm Walzer, sondern mittlerweile voll auf dessen Linie tanzt. Der persönliche Arzt Nawalnys hält derweil eine solche Thrombose als Todesursache für unwahrscheinlich. Noch einen Tag zuvor habe der Kreml-Kritiker bei einem Gerichtstermin "fröhlich, gesund und munter" gewirkt.

Kaiser-Enkel "kommt die Galle hoch"

Karl Habsburg-Lothringen (63) kommt bei der Stellungnahme der russischen Behörden "die Galle hoch", wie er selbst in einem Interview mit der "Kleinen Zeitung" sagt: "Ich weiß von Nawalny und seinem Anwalt, wie so ein Spaziergang im Gulag ausgesehen hat. Er war in Dauerisolationshaft. [...] Er durfte einmal am Tag etwa für eine halbe Stunde raus, allerdings in einen zwei mal zwei Meter großen Innenhof. So sieht ein Spaziergang im Gulag aus."

Der Kaiser-Enkel hatte Nawalny nach dem lebensgefährlichen Giftanschlag auf seine Person im Jahr 2020 in der Reha-Klinik in Deutschland kennengelernt, wesentlich an der Ausforschung der Hintermänner mitgearbeitet und schließlich Freundschaft geschlossen.

Nawalny "war in erster Linie Aktivist"

Als während der Recherchen herauskam, dass Agenten gezielt den Nervengift-Kampfstoff Nowitschok gegen ihn eingesetzt hatten, sei Nawalny aus allen Wolken gefallen, erinnert sich Habsburg. "Er hat es nicht für möglich gehalten, dass die Regierung so ein Mittel gegen ihn einsetzt."

Für Putin war Nawalny ein Schreckgespenst
Karl Habsburg

"Er war in erster Linie ein Aktivist, nicht Politiker" und habe vorrangig gegen die politische Korruption in Russland mobilisiert. Das brachte ihn schnell ins Visier der russischen Macht-Eliten: "Für Putin war Nawalny ein Schreckgespenst", sagt Habsburg. 

Kreml-Kritiker Nawalny ist tot

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    Alexej Nawalny ist laut russischen Behörden am 16. Februar 2024 in Gefangenschaft gestorben.
    Alexej Nawalny ist laut russischen Behörden am 16. Februar 2024 in Gefangenschaft gestorben.
    Alexander Zemlianichenko / AP / picturedesk.com

    Allerdings ein menschlich "unglaublich positives" und "charismatisches" Schreckgespenst. Nawalny sei gerne auf die Leute zugegangen und habe immer an einen guten Ausgang geglaubt. So auch als er nach seiner Gesundung wieder zurück nach Russland ging, wohlwissend, dass ihn das Putin-Regime ins Gefängnis stecken werde. "Er dachte: Irgendeinmal komme ich raus, und wir gehen in eine bessere Zukunft."

    "Absegnung von Putins weiterer Tyrannei"

    Für den Kreml-Herrscher hat Karl Habsburg keine freundlichen Worte übrig: Die anstehende Wahl 2024 – es wurde bisher kein oppositioneller Gegenkandidat von der Wahlkommission zugelassen – bezeichnet er als "Absegnung von Putins weiterer Tyrannei". Dieser setzte alles daran, "um möglichst glorifiziert auszusteigen".

    Kriegsgegner Boris Nadeschdin darf nicht gegen Putin antreten

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      Die russische Wahlkommission hat am Donnerstag den Oppositionspolitiker <strong>Boris Nadeschdin</strong> nicht zur <a rel="nofollow" data-li-document-ref="120016958" href="https://www.heute.at/s/putin-ist-offiziell-als-wahl-kandidat-registriert-120016958">Präsidentschaftswahl im März</a> zugelassen.
      Die russische Wahlkommission hat am Donnerstag den Oppositionspolitiker Boris Nadeschdin nicht zur Präsidentschaftswahl im März zugelassen.
      IMAGO/ITAR-TASS

      Politisch sitze der Autokrat zu fest im Sattel, doch in der Ukraine entscheide sich womöglich dessen Zukunft. Habsburg mahnt: "Wenn es Russland nicht gelingt, in einem großen Ausmaß Territorium der Ukraine zu annektieren, ist es eine politische Niederlage für Putin. Wenn wir in Russland was bewirken wollen, müssen wir jetzt die Ukraine unterstützen."

      Die Ukraine ist für Putin nur ein erster Schritt.
      Karl Habsburg

      Er sieht düstere Zeiten auf Europa zukommen. "Wenn man genau hinhört, was in Moskau etwa an diesem Wochenende wieder gesagt wurde, dann ist es klar, dass es nicht nur um den Donbas oder die Krim geht, sondern um die gesamte Ukraine", warnt er. Im nächsten Schritt drohe auch den baltischen Ländern (Korridor nach Königsberg / Kaliningrad) und der Republik Moldau (Transnistrien) Gefahr.

      Er ist sich sicher: "Die Ukraine ist für Putin nur ein erster Schritt. Das ist nicht das Endziel. Wir müssen uns sehr warm anziehen."

      rcp
      Akt.