Russland
Kreml-Kritiker Nawalny ist tot – Kollaps in der Haft
Laut russischen Agenturen ist der Oppositionspolitiker Nawalny in Haft gestorben. Putins Erzfeind saß seit Januar 2021 durchgehend hinter Gitter.
Der russische Oppositionspolitiker Alexey Nawalny ist in Haft gestorben, wie russische Medien vermelden. Die Gefängnisverwaltung teilte demnach am Freitag mit, dass der bekannte Kreml-Kritiker tot sei.
Nawalny habe sich demnach während eines Spaziergangs krank gefühlt und sei wenig später bewusstlos zusammengebrochen – Wiederbelebungsversuche seien erfolglos gewesen. Die mutmaßliche Todesursache soll laut russischen Medien ein Blutgerinnsel sein.
Nach seiner Kandidatur für die Präsidentschaft im Jahr 2018 wurde Nawalny ein erstes Mal verhaftet, kam aber später wieder frei. Als er am 17. Januar 2021 nach Russland zurückkehrte, wurde er noch am Flughafen Moskau verhaftet. Seither befand er sich konstant in Haft und klagte immer wieder über die brutalen Methoden des Gefängnispersonals und die völlig unzureichende medizinische Versorgung.
Gesundheit verschlechterte sich drastisch
Immer wieder übten internationale Menschenrechtsorganisationen Kritik an den Haftbedingungen Nawalnys. Ende Februar 2021 wurde der Oppositionspolitiker ins Straflager Nr. 2 in Pokrow verlegt, wo er Ende März 2021 als Protest gegen seine Haftbedingungen in den Hungerstreik trat. Seither war Nawalny mehrmals in diverse berüchtigte Gefängnisse verlegt worden, während sich seine körperliche Verfassung stetig verschlechtert hatte.
Mitte April 2023 gab es Berichte, dass Nawalny innerhalb von zwei Wochen in Isolationshaft acht Kilo Körpergewicht verlor und an derartigen Magenschmerzen litt, dass ein Notarzt gerufen wurde. Nawalnys Anwalt forderte daraufhin eine toxikologische und radiologische Untersuchung seines Mandanten.
Die letzten Fotos von Putins Erzfeind Nawalny
Seit Dezember 2023 in brutaler Isolationshaft
Im September 2023 wurde Nawalny eigener Aussage zufolge mitgeteilt, dass er aufgrund von "Unverbesserlichkeit" für ein Jahr in eine EPKT-Zelle, die die schärfste Form der Isolationshaft in Russland darstellt, kommt.
Am 11. Dezember 2023 wurde Nawalny vom Straflager IK-6 an einen unbekannten Ort verlegt. Erst am 25. Dezember ließ seine Sprecherin dann verlauten, dass Nawalny in die Strafkolonie Nr. 3 in Westsibirien verlegt worden sei, wo der Oppositionspolitiker nebst einer Isolationszelle nur einen wenige Quadratmeter großen Hof habe.
"Vollumfängliche und unabhängige" Untersuchung gefordert
Auch in Österreich ist die Bestürzung über das Ableben des Kreml-Kritikers groß. "Russland verliert mit Alexei Nawalny eine furchtlose und mutige Stimme im Kampf gegen die Korruption und einen Verfechter eines offeneren und demokratischeren Russlands. Sein Tod so kurz vor den Wahlen erinnert uns einmal mehr daran, wie unfrei und undemokratisch Russland unter der Führung Putins ist", so Außenminister Alexander Schallenberg.
Um die Todesursache des 47-Jährigen aufzuklären, fordert der Minister umfangreiche Untersuchungen. "Ich fordere eine vollumfängliche, unabhängige Untersuchung der Umstände seines Todes. Mein zutiefst empfundenes Mitgefühl gilt seiner Familie und seinen Mitstreitern", heißt es am Freitag aus dem Außenministerium.