Tag vor dem Tod
Das letzte Video von Kreml-Kritiker Nawalny
Am Freitag soll er plötzlich ohnmächtig geworden und gestorben sein, berichten russische Quellen. Auf dem vielleicht letzten Video lacht Nawalny noch.
Der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny ist tot, wie die russische Gefängnisverwaltung "FSIN" am Freitag mitteilte. Russlands prominentester Regime-Kritiker starb am Freitag überraschend im berüchtigten Straflager "Polarwolf" rund 2.000 Kilometer entfernt von Moskau. Wegen Extremismus-Vorwürfen war der 47-Jährige vergangenes Jahr zu 19 Jahren Haft verurteilt worden.
Die Gründe für den Tod müssten erst untersucht werden, hieß es am Freitagmittag von Putin-Sprecher Dmtri Peskow. Mitarbeiter des inhaftierten Kremlgegners haben Berichte über dessen Tod als sehr glaubwürdig eingestuft. Nawalny sei "mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit" tot, sagte der Direktor von Nawalnys Anti-Korruptions-Stiftung, Iwan Schdanow am Freitagabend. Noch vor zwei waren Mitarbeiter mit dem Oppositionellen in Kontakt gewesen. "Damals war alles in Ordnung," erklärten Nawalny-Vertraute.
Vor wenigen Tagen "lebendig, gesund und glücklich"
Ähnlich äußerte sich Nawalnys Mutter Ljudmila Nawalnaja gegenüber der russischen Zeitung "Nowaja Gaseta". Noch am Montag dieser Woche habe sie ihren Sohn gesehen, da sei er "lebendig, gesund und glücklich gewesen".
Der BBC-Journalist und Russland-Experte Francis Scarrr hat nun ein Video veröffentlich, das von dem unabhängigen Internetportal "Sota.vision" stammt. Sind das die letzten Aufnahmen des 47-Jährigen? Es soll bei einer Online-Gerichtsanhörung am Donnerstag, den 15. Februar aufgenommen worden sein. Einen Tag vor seinem Tod scheint Nawalny den Umständen entsprechend wohlauf zu sein, er lacht sogar.
Das vielleicht letzte Video von Alexej Nawalny:
Nawalny soll sich nach einen Spaziergang unwohl gefühlt haben und fast direkt danach das Bewusstsein verloren haben. Wiederbelebungsmaßnahmen hätten keinen Erfolg gehabt, heißt es von der Gefängnisbehörde.
Der Tod von Russlands wichtigsten Oppositionellen hat auf der ganzen Welt Entsetzen und Bestürzung ausgelöst. Bundespräsident Alexander Van der Bellen machte "Putin und sein mörderisches Regime" verantwortlich. Nawalnys Ehefrau Yulia forderte am Rande der Münchener Sicherheitskonferenz, Putins Regime zur Verantwortung zu ziehen. "Wenn es wahr ist, will ich, dass Putin bestraft wird", sagte sie. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International verlangte, "unverzügliche und unparteiische" Untersuchungen.
Nawalny ist tot: Gedenken für den Kreml-Kritiker
Währenddessen gab es am Freitagnachmittag zahlreiche Kundgebungen. Laut APA-Berichten versammelten sich etwa 50 Angehörige der russischen Community vor der russischen Botschaft in Wien, um dem Verstorbenen zu gedenken. Sie skandierten dabei unter anderem "Putin ist ein Mörder" und protestierten gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Für Für den Abend soll eine weitere Kundgebung geplant sein. In Berlin demonstrierten Menschen vor der russischen Botschaft und der Residenz des Botschafters. Sie trugen Plakate mit der Aufschrift "Putin ist ein Killer mit sich".
Auch Russland gab erste Proteste. In St. Petersburg gab legten Menschen Blumen nieder. In Moskau warnte die Staatsanwaltschaft vor Demonstrationen im Stadtzentrum. Sie seien "nicht mit den Behörden der Stadt in Übereinstimmung mit dem gesetzlich festgeschriebenen Vorgehen koordiniert", berichtet die Agentur Reuters.