Rheuma wird oft als "Alte-Leute-Erkrankung" abgetan – ist es aber nicht. Tatsächlich können bereits Kinder und Jugendliche und sogar Kleinkinder und Säuglinge rheumatische Erkrankungen haben. Laut Andrea Skrabl-Baumgartner von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde Graz sind rund 3.000 Personen bis zum jungen Erwachsenenalter in Österreich betroffen.
Rheuma ist ein Überbegriff für mehr mehrere hundert verschiedene Krankheitsformen. Unter diesem Begriff fasst man alle Schmerzen und auch Funktionsstörungen im Bewegungsapparat (Knochen, Knorpel, Gelenke und Muskeln) zusammen.
Die Schwierigkeiten liegen in der geringeren Häufigkeit im Vergleich zu Erwachsenen und daher in wenig zugelassenen Therapien. Das Diagnosespektrum umfasst über 400 entzündliche und nicht-entzündliche rheumatische Erkrankungen.
Die Krankheitsbilder junger Betroffener unterscheiden sich von jenen älterer Menschen, weshalb Kinder nicht einfach als "halbe Erwachsene" angesehen werden sollten.
Es handelt sich um eine chronische Arthritis, also Gelenkentzündung – oft schon in den ersten sechs Lebensmonaten – mit Schwellungen, Überwärmung, Morgensteifigkeit oder Funktionseinschränkungen. "Kinder mit Rheuma sind ganz anders als Erwachsene, Schmerzangabe ist kein zuverlässiger Parameter", so Skrabl-Baumgartner.
Mehr als die Hälfte der Diagnosen betreffen die Juvenile idiopathische Arthritis (JIA). 1 von 1.000 Kindern ist davon betroffen, wobei mehrere Arten unterschieden werden – darunter die Oligoarthritis als häufigste und beispielsweise die Psoriasis-Arthritis und die Systemische JIA.
Rheuma bei Kindern betrifft auch das Wachstum. Sie haben beispielsweise unterschiedlich große Füße oder das Wachstum ist eingeschränkt. Bei einem Viertel seien die Kiefergelenke betroffen, was auch zu sichtbaren Fehlbildungen führen kann.
Bei Oligoarthritis liegt die "Erblindungsgefahr trotz unserer Möglichkeiten, die wir heute haben, immer noch bei ein bis zwei Prozent", sagte die Kinderrheumatologin. Wird nicht rechtzeitig bei Augenarzt behandelt, gibt es keine Chance, die Veränderung zu entdecken.
Die Therapie der Juvenile idiopathische Arthritis (JIA) bedarf der Zusammenarbeit verschiedener medizinischer Fachgebiete: Augen- und Hautärzte, Kinder- und Kieferorthopäden sowie die Kinder und Jugendpsychologie.
Die jungen Patienten würden "sehr erfreulich" auf die Therapien ansprechen. Jeder Zweite erreiche das Ziel der inaktiven Erkrankung. Es gebe jedoch aufgrund der Seltenheit von Rheuma bei Kindern wenig Studienteilnehmer. "Biologika (...) haben die Prognose wesentlich verbessert und konnten Kortikosteroide (Kortison; Anm.) zurückdrängen", Skrabl-Baumgartner abschließend.
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