5-4-3-2-1

Ist diese Einkaufmethode schlau oder Schwachsinn?

Auf Tiktok wird nach einer neuen Regel eingekauft: 5 Früchte, 4 Gemüsesorten, 3 Proteine, 2 Kohlenhydrate und 1 Süßigkeit. Das sagen Experten dazu.
19.03.2025, 13:08

In der Welt der Ernährung und des Essens gibt es immer wieder neue Trends. Meistens handelt es sich bei diesen Hypes um bestimmte Lebensmittel oder eine bestimmte Art der Ernährung. Nicht so beim aktuellen Tiktok-Trend: Die 5-4-3-2-1-Einkaufsmethode geht das Thema Ernährung etwas anders an. Sie beginnt und endet nämlich beim Einkaufen – also vor dem Essen und vor der Zubereitung.

Was die Zahlen bedeuten: fünf Obst-, vier Gemüsesorten, drei Proteinquellen, zwei Kohlenhydrate und eine Süßigkeit – das alles soll in einen regelmäßigen, ausgewogenen Einkauf einfließen. Die Videos von Userinnen und Usern, die diese Methode anwenden, haben mehrere Millionen Aufrufe, doch in den Kommentaren gehen die Meinungen auseinander. "Da gibt es ja nur noch Gemüsepfanne", sagen die einen, "super gesund und kreativ kann man damit auch werden", finden die anderen.

Doch wie gut ist diese Methode wirklich? Die Antwort liefern Ernährungsprofis.

"Wissenschaftliche Grundlage fehlt"

"Solche Trends kommen und gehen – ich bin mir sicher, dass auch dieser schnell wieder weg sein wird", sagt Diplom-Ernährungswissenschaftler Uwe Knop gegenüber "20 Minuten". Grund für seine klare Einschätzung zur viralen Einkaufsmethode: "Das alles ist frei erfunden." Anders gesagt: Hinter der Methode stecken keine wissenschaftlichen Grundlagen.

Dieser Auffassung ist auch Nadia Leuenberger, Ernährungsberaterin bei Peak Nutrition. Trotzdem würde sie das Konzept nicht sofort verwerfen: "Der positive Aspekt dieser Methode ist, dass der Einkauf von Gemüse und Früchten betont wird." Ebenso könne das bewusste Einkaufen von Vollkornprodukten und Proteinquellen gefördert werden – was im Einklang mit den allgemeinen Ernährungsempfehlungen der Expertin stehe.

Orientierungshilfe

Strikt nach der 5-4-3-2-1-Methode würden sich weder Knop noch Leuenberger richten. Während Knop eine solche Liste auf keinen Fall anwenden würde, sieht die Geschäftsführerin von Peak Nutrition für manche einen Nutzen: "Vor allem Menschen, die bewusster Obst und Gemüse essen möchten, könnten durch diese Methode eine Orientierungshilfe gewinnen." Sie selbst könne sich ebenfalls vorstellen, dass sie ihr beim Einkaufen mehr Struktur gibt – gerade wenn sie hungrig unterwegs ist.

„Ich würde fünf Gemüsesorten, fünf Früchte, fünf Proteinquellen, fünf Milchprodukte, fünf Vollkornprodukte und zwei Genussmittel wählen.“

Um nachhaltiger einzukaufen, würde Leuenberger die Methode allerdings modifizieren: "Damit der Einkauf für mehrere Tage reicht, würde ich fünf Gemüsesorten, fünf Früchte, fünf Proteinquellen, fünf Milchprodukte, fünf Vollkornprodukte und zwei Genussmittel wählen."

Für Sportlerinnen, Sportler und Familien hält sie die Methode allerdings weniger geeignet: "Hier müssten spezielle Ernährungsbedürfnisse und Mengen stärker berücksichtigt werden", so die Expertin.

Hilft die Methode, Foodwaste zu vermeiden?

Hier sind sich beide Ernährungsprofis einig: Lebensmittelverschwendung sollte vermieden werden. Doch während Leuenberger glaubt, dass die virale Methode Spontankäufe reduziert und dadurch Foodwaste vorbeugen könnte, sieht Knop das anders.

"Das Verhältnis von frischen und haltbaren Lebensmitteln ist zu unausgewogen", kritisiert er. "Dabei würde viel Gemüse und Obst eingekauft, das die meisten wohl nicht rechtzeitig verwerten – und dann leider wegwerfen."

Eine entscheidende Frage, die sowohl für Leuenberger als auch für Knop offen bleibt: Wissen die Konsumentinnen und Konsumenten, welche Menüs sie damit planen sollen?

Profi-Tipps: So klappt der Einkauf – und die Verwertung

Beide Ernährungsprofis empfehlen, sich beim Einkaufen nicht zu sehr auf eine Methode zu versteifen, sondern auch auf eine sinnvolle Verwertung der Lebensmittel zu achten. "Meist scheitert eine ausgewogene Ernährung daran, dass einseitig gekocht wird", erklärt Leuenberger.

Ihr Tipp deshalb: "Am besten plant man die Mahlzeiten ausgehend von der Proteinquelle und erstellt nach dieser Menüplanung die Einkaufsliste." So sei es wahrscheinlicher, dass Eiweiß, Gemüse und Kohlenhydrate auf dem Teller landen. Ein flexibler Einkaufsansatz sei außerdem wichtig, um persönliche Ernährungsziele, saisonale Produkte und individuelle Bedürfnisse zu berücksichtigen.

"Diese Methode mag für manche Menschen funktionieren. Aber die perfekte Ernährung ist individuell und lässt sich nicht in einer vorgefertigten Einkaufsliste finden", sagt Knop. Er appelliert: "Finde für dich selbst die beste Vielfalt, die dir schmeckt, die du verträgst und die du verarbeiten kannst – also nicht wegwirfst."

{title && {title} } red,20 Minuten, {title && {title} } Akt. 19.03.2025, 14:20, 19.03.2025, 13:08
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