Gesundheit
Neuer Coronaviren-Hotspot: Macht Covid-19 unfruchtbar?
Das Coronavirus soll laut einer neuen Studie neben den Atemwegen, Darm, Nieren und Leber auch die Fortpflanzungsorgane schädigen.
Eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 kann verschiedene Organe beeinträchtigen. Vor diesem Hintergrund haben Forscher des Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) und der US-Universität Cornell und der US-amerikanischen Cornell University zelluläre Faktoren untersucht, die für eine Infektion von Bedeutung sein könnten - und dabei einen neuen Viren-"Hotspot" im menschlichen Körper ausgemacht.
Demnach soll das neuartige Coronavirus neben den Atemwegen, Nieren, Leber und Darm auch die Fortpflanzungsorgane schädigen. "SARS-CoV-2 infiziert nicht nur die Atemwege, sondern hat das Potenzial, viele andere Organe im Körper zu beeinträchtigen. Selbst wenn das Virus zuerst das Atmungssystem infiziert, ist es wichtig, vorhersagen zu können, wohin es als nächstes gehen könnte. Das hilft, Therapien zu entwickeln. Wir wollten deshalb mehr darüber erfahren, was die verschiedenen Organe für eine Infektion anfällig macht“, erklärt Dr. Vikas Bansal, Datenwissenschaftler der DZNE.
Hoden und Plazenta potentielle "Hotspots"
Gemeinsam mit US-Forschern ermittelte Bansal 28 menschliche Gene, die den Eintritt des Virus in Körperzellen ermöglichen. Konkret handelt es sich hierbei neben den Rezeptoren auf der Zelloberfläche um Proteine, die der Erreger mutmaßlich benötigt, um sich innerhalb einer Zelle zu vermehren. Dabei kam man zum Ergebnis, dass Darm, Nieren, Hoden und Plazenta potentielle "Hotspots" im Körper darstellen.
Diese Organe scheinen durch eine ausgeprägte, gemeinsame Expression von ACE2 und TMPRSS2 gekennzeichnet zu sein. TMPRSS ist ein Enzym, das in Kombination mit ACE2 am Eintritt des Virus in die Zelle beteiligt ist. "Wir konnten zudem eine Reihe zellulärer Faktoren identifizieren, die alternativ zum ACE2-Rezeptor dazu beitragen könnten, dass SARS-CoV-2 in Lunge, Herz und zentrales Nervensystem gelangt", erklärt Dr. Bansal.
Dass SARS-CoV-2 neurologische Störungen auslösen kann, ist bereits bekannt. Zwar wurde das Virus bisher nicht in Neuronen nachgewiesen, das Nervensystem umfasst jedoch auch andere Zellen, die an der Regulation der sogenannten Blut-Hirn-Schranke beteiligt sind. Das ist die Schnittstelle zwischen Gehirn und Blutkreislauf.
Eingeschränkte Spermienproduktion
"Wenn das Corona-Virus diese Blut-Hirn-Schranke überschreitet, kann es die körpereigene Abwehr einschränken und Entzündungsprozesse im Gehirn auslösen, zudem kann es nicht nur Schäden an Lunge und Gefäßen zur Folge haben, sondern auch die Spermienproduktion einschränken – ähnlich wie bei Mumpserkrankungen, die Hodenentzündungen auslösen und sich auf die Fruchtbarkeit auswirken können", erklärt Internist Dr. Thomas Aßmann.