Gesundheit
Neue Erkenntnisse über den Ursprung von Depressionen
Deutsche Forscher wollten wissen, ob sich Depressionen an der Hirnstruktur oder in den Genen ablesen lassen. Die Ergebnisse sind ernüchternd.
Depressionen zählen zu den häufigsten psychischen Störungen weltweit. Oftmals als "Spinnerei" abgetan, sind sie als ernsthafte Krankheit definiert und müssen bei entsprechenden Anzeichen behandelt werden. Dazu zählen unter Antriebslosigkeit, Müdigkeit, Pessimismus, Selbstmordgedanken, Appetitlosigkeit und Schlaflosigkeit. Warum manche Menschen daran erkranken und andere nicht, kann die Wissenschaft bis jetzt nicht beantworten. Eine neue Studie gibt jedoch Hinweis darauf, dass eine entsprechende "Schwachstelle" weder in den Genen noch im Gehirn zu finden sind.
Eine deutsche Forschergruppe stellte sich daher die Frage: "Welche neurobiolgischen Unterschiede gibt es zwischen gesunden Menschen und Menschen mit Depressionen?" Fachleute von unter anderem den Universitäten Münster und Bonn sowie dem Forschungszentrum Jülich analysierten die Daten von 1809 Erwachsenen – davon 861 mit der Diagnose Depression – mithilfe modernster bildgebender Verfahren.
Kaum Unterschiede feststellbar
Das Ergebnis ist allerdings ernüchternd. Es fanden sich kaum neurobiologische Unterschiede zwischen Betroffenen und Nicht-Betroffenen. Je nachdem, welches Kriterium ausgewählt wurde, waren die Resultate in den beiden Gruppen zu 87 bis 95 Prozent gleich. Im Idealfall ließen sich aufgrund der Gehirndaten nur 2 Prozent der Unterschiede zwischen den Gruppen erklären; frühere Genetik-Studien kamen auf ähnlich magere 3 Prozent.
Damit müssen es andere Faktoren sein, die eine Depression auslösen. Dazu gibt es in der Forschung verschiedene Ansätze. Der bekannteste: Dass es sich bei Depressionen um ein Ungleichgewicht in der Biochemie der Gehirnzellen handelt. Aber auch dieser Ansatz ist umstritten.