Österreich-News
Neuer Teuerungs-Hammer bei Strom & Gas ab 1. Jänner
Die Netztarife für Energie sollen mit Jahreswechsel kräftig erhöht werden. Kärntens Landeshauptmann Kaiser steigt gegen den Bund auf die Barrikaden.
Die Stromkostengrenze des Bundes deckelt ab 1. Dezember den Strompreis für Endkunden bis zu einer Verbrauchsgrenze von 2.900 kWh und bringt so im Schnitt eine Entlastung von 500 Euro pro Haushalt. Doch während der Tarif noch vor Weihnachten einen Deckel bekommt, folgt die nächste Erhöhung gleich auf dem Fuße.
Mit den neuen Verordnungen der E-Control für die Netzkosten droht schon ab 1. Jänner 2023 eine neue finanzielle Mehrbelastung der Haushalte, warnt Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) am Samstag.
Bei der Entwicklung der Netznutzungsentgelte zeigen sich für das Jahr 2023 in fast allen Netzbereichen Erhöhungen. Haushalte (Netzebene 7) müssen je nach Bundesland deutlich tiefer in die Taschen greifen, wie die folgende Grafik der E-Control zur geplanten Verordnung für 2023 zeigt:
Besonders kräftig trifft es Wien (+13,6%), Innsbruck (+12,8%), den Rest Tirols (+12,9%), Graz (+11,4%) und Salzburg (+17,2%). In Niederösterreich fällt die Teuerung ebenfalls heftig aus, bleibt aber mit +9,4% knapp unter der Zehn-Prozent-Marke. Das geht aus der Erläuterung zum sogenannten Begutachtungsentwurf zur Systemnutzungsentgelte-Verordnung 2018 - Novelle 2023 der E-Control hervor.
Auf Wiener kommen im E-Control-Beispiel oben bei 3.500 kWh Jahresverbrauch Mehrkosten von 25,2 Euro zu, Niederösterreicher blechen 19,25 Euro mehr. Im Teuerungsspitzenreiter Salzburg sind es 32,55 Euro.
Massive Teuerung auch beim Gas
Ein genauso unerfreuliches Bild gibt es beim Gas! "Zusätzlich steigen durch die hohen Gaspreise auch die vorgelagerten Netzkosten durch Verrechnung der mengenbasierten Netznutzungsentgelte für Fernleitungsnetzbetreiber gravierend an. Im Vergleich zu den Entgelten des Vorjahres ergibt sich im Österreichschnitt für die Netzebene 3 eine Erhöhung im Ausmaß von 12,95%", so die E-Control zum entsprechenden Begutachtungsentwurf für das Gasnetzentgelt 2023.
Einzig in Tirol kommt es nach der österreichischen Rechnung zu einer Senkung, weil dort deutsche Netznutzungsentgelte schlagend werden, diese aber (noch) nicht erhöht wurden.
Im Schnitt 40 Euro teurer
Beim Gas fallen die Unterschiede zwischen den Bundesländern jedenfalls noch gravierender aus: Mit +29,8% müssen Steirer am meisten zusätzlich blechen, in Kärnten beträgt die Teuerung +24,3%. Danach folgen Oberösterreich (+21,7%), das Burgenland (+19,2%), Niederösterreich (+17,9%). In Wien bleibt die Teuerung des Gasnutzungsentgelts mit 9,5% unter dem bundeweiten Schnitt. Noch weniger geht nur in Salzburg (+7,7%), Vorarlberg (+5,0%) und eben Tirol (-13,3%).
Im Bereich Gas hat die E-Control am Beispiel eines Musterhaushalts mit einem Verbrauch von 15.000 kWh im Jahr (siehe Grafik oben) auch vorgerechnet, was das in absoluten Zahlen bedeutet: Kärntner blechen plötzlich 74,3 Euro mehr, Steirer rund 73 Euro. Für Niederösterreicher sind es 41 Euro und bei Wienern knapp 28 Euro Mehrkosten. Im Durchschnitt steigen die Netzkosten für solche Musterhaushalte bundesweit um 40 Euro.
"Auf der Netzebene 2 [Verteilnetze, Versorgung von Großabnehmern, Anm.] sind die Entwicklungen ähnlich, in fast allen Netzbereichen entgelterhöhend. In den Netzbereichen Burgenland, Niederösterreich, Oberösterreich, Steiermark und Wien kommt es im nächsten Jahr zu deutlichen Erhöhungen", so die E-Control weiter.
Kaiser: Bund soll selbst zahlen
Kärntens Landeshauptmann rechnet in einer Aussendung mit Mehrkosten von rund 87 Euro für Kärntner Haushalte und steigt nun gegen diese Erhöhungen auf die Barrikaden: "Damit würde die Entlastung, die die Stromkostengrenze bringen soll, fast zur Gänze verpuffen", donnert der Sozialdemokrat. Er fordert, dass nicht die einzelne Konsumentin und der einzelne Konsument, sondern der Bund diese Mehrkosten übernehmen soll. "Die Mehrkosten für einen sicheren Netzbetrieb können nicht einfach auf die österreichischen Haushalte überwälzt werden. Das ist den Menschen in der aktuellen Situation nicht zumutbar", betont Kaiser. Er will das Thema auch bei der anstehenden Landeshauptleutekonferenz kommenden Freitag ansprechen.
Auf Referenten-Ebene hätten sich die Länder bereits geeinigt und Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) und Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) dazu aufgefordert, von der geplanten Erhöhung der Netzgebühren abzusehen.
Einmal mehr spricht sich Kaiser in diesem Zusammenhang für einen österreichweit einheitlichen Netztarif aus: "Die derzeitige Regelung mit den regionalen Unterschieden bei den Netztarifen stellt eine Ungleichbehandlung der Kundinnen und Kunden dar. Ein Netztarif für ganz Österreich würde alle Menschen gleich behandeln, ist also eine Frage der Fairness und der Solidarität". Bei Postgebühren oder Autobahnmaut sei dies ja auch möglich.