Faktencheck

Nein, Jolie bekam für Ukraine-Trip keine Millionen

Musk hat es geteilt, Trump Jr. auch: Ein Video, laut dem USAID Promis mehrere Millionen Dollar für Ukraine-Trips gezahlt haben soll. Das ist Fake.
11.02.2025, 08:03

Die von US-Präsident Donald Trump und Tech-Milliardär Elon Musk eingeschränkte Entwicklungshilfeorganisation USAID soll für die Reisen von Angelina Jolie, Sean Penn, Jean-Claude Van Damme, Orlando Bloom und Ben Stiller insgesamt 38,5 Millionen Dollar ausgegeben haben. Ziel sei gewesen, die Popularität des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski und des Landes selbst zu steigern. Das wird in einem Video behauptet, das angeblich von der Plattform E! News stammt. Gepostet hat es der X-Account @ImMeme0. Retweets von Elon Musk (siehe oben), Donald Trump Jr. und Sidney Powell, einer ehemaligen Anwältin Donald Trumps.

Elon Musk repostete das angebliche E! News-Video am 5. Februar 2025. E! News hat damit jedoch nichts zu tun.
Screenshot X/@elonmusk

Das Video stammt nicht von E! News. Auch für die Behauptung selbst lassen sich keine Belege finden. Der im Clip erwähnte Ben Stiller hat sie öffentlich als falsch zurückgewiesen. Auch das UNHCR, dessen Botschafter der Schauspieler ist, betonte, dass dessen "Arbeit mit dem UNHCR nicht vergütet wird und [er] seine Reisen selbst finanziert".

Das spricht dagegen, dass das Video echt ist

Vergleicht man das von Musk, Trump Jr. und Powell verbreitete Video mit solchen auf den offiziellen Instagram- und TikTok-Accounts von E! News, fällt auf, dass die integrierten, weiß hinterlegten Textboxen einander zwar ähnlich sind, aber markante Unterschiede aufweisen: In den Originalbeiträgen beginnen die meisten Wörter mit Großbuchstaben und stellen eine Art Titel zum Video dar. Sie wechseln nicht. In dem Clip über die angeblichen USAID-Zahlungen ist das nicht so. Nicht nur beginnt dort der Großteil der Wörter mit einem Kleinbuchstaben, die Texttafeln transportieren dort auch mehr Inhalt.

E! News nutzt in seinen Social-Media-Videos verschiedene Textdarstellungen. Doch wo immer die weiß hinterlegten Textboxen auftauchen, kommt der Text wie ein Titel daher. (Im Bild: Tiktok vom 12. Dezember 2024)
Screenshot TikTok/@enews

Der angeblich von E! News stammende Beitrag ist zudem nicht bei E! News zu finden – weder auf der Website noch auf X, Instagram oder TikTok. Auch in den Onlinearchiven findet man nichts.

Schreibfehler und Verdächtiges

Weiter beinhaltet das fragliche Video Schreibfehler: Der Name des Schauspielers Jean-Claude Van Damme ist falsch geschrieben – nämlich Jean-Claude Van Damm. Für einen auf Promis spezialisierten Anbieter eher ungewöhnlich. Auffällig ist auch die Schreibweise des Namens des ukrainischen Präsidenten: Statt dem sonst bei E! News gebräuchlichen "Zelenskyy" fehlt in dem Clip das letzte "y". Dort heißt es "Zelensky". Auch wird der Ukrainer nur beim Nachnamen genannt. Auch das ist ungewöhnlich: Normalerweise werden in Beiträgen bei E! News zur Einführung zunächst immer Vor- und Nachname genannt, bevor auf nur den Nachnamen gewechselt wird.

E! News distanziert sich von dem Video

Zudem hat das Newsportal gegenüber dem Faktencheck-Team der AFP erklärt (hier archiviert), dass weder das Video noch die darin enthaltene Geschichte "authentisch" seien und auch "nicht von E! News" stammen.

Alle in dem derzeit viral gehenden Video genannten Prominenten waren in den letzten Jahren in der Ukraine:

  • Angelina Jolie besuchte das Land im Jahr 2022. Sie war damals Sondergesandte des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, reiste aber privat dorthin. "Das UNHCR ist an diesem Besuch nicht beteiligt", wurde UN-Sprecher Matt Saltmarsh damals zitiert (etwa hier und hier).
  • Sean Penns Besuch in der Ukraine war schon vor dem russischen Angriff geplant – aus eigenem Antrieb. Er wollte in einem Dokfilm Selenski und das Land porträtieren. Als am 24. Februar 2022 die Invasion begann, war er bereits in Kiew und beschloss, die Kriegsereignisse zu dokumentieren.
  • Ben Stiller besuchte das Land im Juni 2022 als UNHCR-Sonderbotschafter anlässlich des Weltflüchtlingstags. Die Behauptung, Geld dafür erhalten zu haben, bezeichnet er am 5. Februar 2025 auf X als "Völlig falsch. Unwahr." Er habe seine "humanitäre Reise in die Ukraine vollständig selbst finanziert. Es gab keine Gelder von USAID und schon gar keine persönlichen Zahlungen." Das UNHCR bestätigte das am 6. Februar in einem Statement.
  • Ebenfalls in 2022 besuchte Jean-Claude Van Damme das Land. Er sei in Europa gewesen und habe beschlossen, "in die Ukraine zu reisen und dem ukrainischen Volk eine Botschaft der Hoffnung und des Friedens zu überbringen", heisst es in der Caption auf seinem YouTube-Kanal.
  • Orlando Bloom reiste im Jahr darauf als Unicef-Sonderbotschafter für drei Tage in die Ukraine. Er besuchte Kiew, Irpin und Demydiv, wie UNICEF schreibt.

Keine Hinweise auf Zahlungen der USAID

Es gibt keine Belege, dass die Ukraine-Reisen der Prominenten in Verbindung mit der von Trump und Musk heftig kritisierten USAID stehen. Auch auf usaspending.gov, "einer offiziellen Open-Data-Quelle, die Informationen zu Bundesausgaben sammelt", fand das AFP-Faktencheck-Team "keine Hinweise auf USAID-Zahlungen an einen der genannten Prominenten."

Jolie, Penn und Van Damme waren privat dort, Stiller und Bloom in ihrer Funktion als Sonderbotschafter der UN-Organisationen UNHCR und UNICEF. Die Konditionen sind in den UN-Richtlinien für die Ernennung von Botschaftern des guten Willens und Friedensbotschaftern geregelt. Darin heißt es auf Seite 3: "Botschafter des guten Willens und Friedensbotschafter erhalten kein Gehalt, obwohl ihnen eine symbolische Zahlung von einem Dollar pro Jahr oder der entsprechende Gegenwert gewährt werden kann." Sie könnten allenfalls "Reise- und Tagegelder erhalten, wenn sie im Auftrag der Vereinten Nationen reisen." Dass sich diese auf mehrere Millionen belaufen, ist unwahrscheinlich.

Fazit

Das angebliche E! News-Video ist keines. Stilistische Unterschiede und Schreibfehler im Clip entlarven es als Fake. Zudem hat sich E! News davon distanziert. Auch die Behauptung, USAID habe Millionen an Prominente für Reisen in die Ukraine bezahlt, ist falsch. Es gibt keinerlei Belege dafür. Die im Fake-Video erwähnten Prominenten haben die Reisen entweder auf eigene Faust unternommen oder als UN-Botschafter unentgeltlich durchgeführt. Experten sehen in der Verbreitung des Videos als eine gezielte russische Desinformationskampagne.

{title && {title} } red,20 Minuten, {title && {title} } Akt. 11.02.2025, 08:29, 11.02.2025, 08:03
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