Politik

Nehammer in Welt-Ranking unbeliebtester Regierungschef

Kanzler Nehammer belegt in einem internationalen Ranking von Regierungschefs den letzten Platz. Selbst Skandal-Premier Boris Johnson liegt vor ihm.

Roman Palman
Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) ist Schlusslicht im Ranking von 22 Regierungschefs.
Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) ist Schlusslicht im Ranking von 22 Regierungschefs.
GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com

In den heimischen Umfragen ist die ÖVP längst weit abgestürzt, jetzt wird auch das Ergebnis eines internationalen Regierungschefs-Rankings aus 22 Ländern zu einer schallenden Polit-Ohrfeige für Austro-Bundeskanzler Karl Nehammer.

Niemand, wirklich niemand, schneidet laut einer aktuellen Auswertung der Zustimmungswerte durch das US-Beratungsunternehmen "Morning Consult" schlechter ab als der VP-Chef. Selbst der britische Premier Boris Johnson, der nach Partygate und anderen Skandalen bereits seinen Rücktritt verkünden musste, liegt zwei Plätze vor Nehammer.

Für das Ranking wurden nach Angaben der Ersteller zwischen 20. und 26. Juli 2022 in jedem Land etwa 500 bis 5.000 Online-Befragungen mit für die Bevölkerungstruktur repräsentativen Erwachsenen durchgeführt.

Die drei beliebtesten Polit-Chefs

Ganz vorne liegt dabei der indische Premierminister Narendra Modi, der sich einer 75-prozentigen Zustimmungsrate unter den alphabetisierten Bürgern seines riesigen Landes erfreuen kann. Nur 19 Prozent lehnen seine Regierung ab. In Summe ergibt das ein Plus von 56 im Ranking und somit Platz 1.

Modi mit einigem Abstand auf den Fersen ist der derzeitige Präsidenten unserer Schweizer Nachbarn, Ignazio Cassis. Mehr als die Hälfte der Schweizer (59%) sind mit ihm zufrieden, bereits ein Viertel (24%) aber schon nicht mehr. Mit summa summarum +36 reicht es für einen knappen Platz zwei.

Silber rettet für Cassis, dass 17 Prozent der befragten Eidgenossen keine Meinung zu ihm haben, sonst wäre er hinter Andrés Manuel López Obrador, Mexikos amtierender Präsident, auf den letzten Stockerlplatz zurückgefallen. Dieser ist beliebter, hat aber auch mehr dezidierte Gegner. Unterm Strich erreicht er +34.

Nehammer totales Schlusslicht

Die unrühmlichen drei letzten Plätze gehen an Briten-Premier Boris Johnson, Südkoreas Präsident Yoon Seok-youl und unseren eigenen Kanzler Karl Nehammer.

Zwar erreicht der VP-Chef den gleichen Zustimmungswert wie der asiatische Staatschef – beide kommen auf 25 Prozent –, er ist aber bei seinen Bürgern noch unbeliebter als dieser. In Summe kommen beide auf einen negativen Beliebtheitswert von -42.

Die zwei Prozent mehr Unzufriedenen (66 vs. 68%) werden für den Austro-Regierungschef zum unschönen Zünglein an der Waage und lassen ihn gegenüber Yoon Seok-youl auf den letzten Platz zurückfallen.

Massiver Vertrauensverlust

Seit Nehammer nach den Kurz- und Schallenberg-Fallouts am 6. Dezember 2021 die desolate türkise Hälfte der Koalition übernommen hat, schwinden seine Beliebtheitswerte drastisch. Morning Consult hat diese seit der Kanzleramtsübernahme in regelmäßigen Intervallen mitverfolgt. Der Trend ist eindeutig: der Lack bröckelt immer stärker.

Während sich den Daten des US-Unternehmens zufolge im Jänner noch Zustimmung und Ablehnung mit jeweils knapp über 40 Prozent recht die Waage halten konnten, klafft die Lücke seither immer weiter auseinander. Mit bekanntem Ergebnis: Zwei Drittel der befragten Österreicher lehnen Nehammer als Regierungschef ab, nur jeder Vierte hält ihm noch die Stange.

Doch auch die Grünen kommen nicht allzu rosig weg. Denn bei der allgemeinen Umfrage, ob die Regierung weiter gut auf Schiene ist, gehen die Meinungen auch immer weiter auseinander. Mittlerweile findet nur noch ein Fünftel, dass Türkis-Grün die jüngsten Krisen gut navigiert. Denen stehen aber 80 Prozent gegenüber, für die die Regierungsarbeit bereits völlig entgleist ist.

Update, 4.8.2022

Am Tag nach dem Erscheinen dieses Berichts veröffentlichte "Morning Consult" aktualisierte Daten. Karl Nehammer konnte die Negativ-Nennungen leicht reduzieren und liegt fortan auf dem siebentletzten Platz. Briten-Premier Boris Johnson (er räumt den Platz bald für einen Nachfolger) liegt nun beispielsweise hinter dem heimischen Regierungschef. Die neuen Zahlen findest du HIER.

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