Politik
Nazi-Anteil in der ÖVP liegt im "Normalbereich"
Mit einer Studie zur NS-Vergangenheit in den eigenen Reihen will die ÖVP beweisen, dass der Anteil der NSDAP-Mitglieder in der Volkspartei gleich hoch war wie der in der Gesamtbevölkerung.
Wie viele Personen, die vor 1945 Mitglieder der Nazi-Partei NSDAP waren, hatten später verantwortliche Funktionen in der ÖVP inne? Dies ließ die Kanzler-Partei nun in einer 200-seitigen Studie untersuchen.
"Zur Repräsentanz von Politiker mit NS-Vergangenheit in der Österreichischen Volkspartei 1945-1980" heißt die Studie, die der unabhängige Historiker Michael Wladika im Auftrag des Karl von Vogelsang-Instituts erstellte.
Gleich wie im Rest Österreichs
Das Ergebnis: 36 von 560 untersuchten Personen (6,4 Prozent) waren laut Studie NSDAP-Mitglieder. 17 weitere Personen werden als Zweifelsfälle bezeichnet. Der Prozentsatz liege also zwischen 6,4 und 9,5 Prozent, und damit gleichauf mit der Anzahl der NSDAP-Mitglieder in der Gesamtbevölkerung, heißt es. In der Gesamtbevölkerung sind es laut Studie 7,5 Prozent. Zwischen 6 und 16 Prozent seien entweder "Alte Kämpfer" oder "Illegale" gewesen.
"Alte Kämpfer", "Illegale"
"Alte Kämpfer" ist die Bezeichnung für NSDAP-Mitglieder, die bereits von dem März 1938 beigetreten sind (da war die Partei in Österreich verboten).
"Illegale" sind solche, die bis 1938 einen Antrag zur Parteimitgliedschaft stellten, aber noch nicht aufgenommen waren. Sie betätigten sich trotz des Verbotes.
In der Studie werden 63 Personen namentlich erwähnt und unter die Lupe genommen. Nur bei 36 von ihnen soll sich der Verdacht erhärtet haben. Wie etwa beim ehemaligen Bundespräsidenten Kurt Waldheim, dessen Mitgliedschaften in verschiedenen NS-Organisationen aufgelistet werden.
Vergleich zu SPÖ, FPÖ
Die Studie vergleicht die Zahlen aus der ÖVP nicht nur mit der Gesamtbevölkerung, sondern auch mit den anderen in Frage kommenden Parteien. Oder versucht das zumindest.
Trotz unterschiedlicher Studien-Kritierien (anderer Personenkreis, abweichende Definition von "NS-Vergangenheit", unterschiedlicher Untersuchungszeitraum) sollen die Ergebnisse bei ÖVP und SPÖ ähnlich sein.
Der Vergleich zur FPÖ und ihrer Vorgänger-Organisation "Verband der Unabhängigen" (VdU) fiel noch dürftiger aus, weil es schlichtweg keine Studie gäbe, mit der man die Ergebnisse vergleichen hätte können. Aber: "Es ist bekannt, dass gerade der VdU und später die FPÖ (...) zu einem Auffang- und Sammelbecken für viele ehemalige Nationalsozialisten wurden", heißt es in der Studie. (ews)