Politik
Türkises Österreich: Wie Länder umgefärbt wurden
Die Wahl verändert Österreich. Die Bundesländer werden umgefärbt. Der SPÖ bleibt noch Wien und das Burgenland, der FPÖ Kärnten.
Das Rennen um den zweiten Platz war am Wahlabend spannender als das um den ersten: In der ersten Hochrechnung lag die FPÖ hinter der ÖVP, aber noch vor der SPÖ auf Platz 2 – in der Löwelstraße wurden da kurz nach 17 Uhr die Gesichter immer länger. Ab der zweiten Hochrechnung war die rote Welt dann wieder in Ordnung: Die SPÖ holte sich den zweiten Platz zurück, dahinter erst kamen die Freiheitlichen.
Der Kampf um Platz eins war da längst entschieden, nur die Höhe des Sieges blieb offen. Kurz gewann mit seiner türkisen Partei wie prognostiziert 7,4 Prozentpunkte (Hochrechnung) dazu, hält nun bei 31,4 Prozent und überholte damit ganz klar die SPÖ. Kurz kann jetzt den Kanzler-Anspruch stellen, wird wohl noch diese Woche von Bundespräsident Van der Bellen mit der Regierungsbildung beauftragt.
ÖVP beim Feiern, Grüne verwelkt
Als die ÖVP zu feiern begann, waren die Grünen schon längst verwelkt. Sie flogen mit nur 3,3 Prozent hochkant aus dem Parlament, müssen jetzt auf ein Wunder bei den Wahlkarten hoffen (die aber bei den Prognosen bereits berücksichtigt sind). Die Öko-Partei hat ihren Rauswurf Peter Pilz zu verdanken: Der Ex-Grüne schaffte aus dem Stand 4,1 Prozent und damit knapp, aber doch den Einzug ins Parlament – seine Stimmen hätten die Grünen gebraucht, um nicht rauszufliegen.
Die Neos stagnieren, liegen aber mit 5,0 Prozent klar über der 4-Prozent-Hürde. Beim Aufmarsch im ORF gaben sich alle zufrieden – bis auf die Grünen und die Fotografen: Letztere mussten draußen bleiben, weil im kleinen ORF-Kammerl in der Hofburg neben den Kandidaten nur noch der Kameramann Platz hatte.
Wahlkarten, Rücktritt: So geht es jetzt weiter
Donnerstag werden die letzten Wahlkarten ausgezählt, erst dann gibt es ein endgültiges Ergebnis. Dienstag reicht die Regierung beim Bundespräsidenten ihren Rücktritt ein, bleibt aber bis zu einer neuen Regierung im Amt.
So geht es jetzt weiter
Die Wahlbeteiligung dürfte Hochrechnungen zufolge (Wahlkarten fehlen noch) bei fast 80 Prozent liegen und damit höher als 2013 (74,9 %) sein. Donnerstag werden die letzten Wahlkarten ausgezählt, erst dann gibt es ein endgültiges Ergebnis. Dienstag reicht die Regierung beim Bundespräsidenten ihren Rücktritt ein, bleibt aber bis zu einer neuen Regierung im Amt.
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Eine erste Demo gab es am Wahlabend bereits. Mit Transparenten, auf denen "Fuck Strache" oder "Nazis raus" stand, zogen Sonntag Abend rund 50 Demonstranten vom Parlament zur Hofburg. Weitere Kundgebungen sind geplant.
Welche Koalition kommt jetzt?
Bleibt nach der Auszählung der Wahlkarten alles beim Alten, dann haben nur drei Parteien die Chance, der nächsten Regierung anzugehören: ÖVP, SPÖ und FPÖ. Umgekehrt gesagt: Die Kleinen (Neos, Liste Pilz oder die Grünen, wenn sie es doch noch schaffen) sind für die Regierungsbildung ohne Belang. 92 Mandate braucht eine Regierung, um im Nationalrat über eine Mehrheit zu verfügen. Jede Zusammenarbeit der "Großen Drei" schafft die Hürde locker. Was kommt?
■ Schwarz-Blau – derzeit die am häufigsten genannte Regierungsform. Die Mandate reichen locker.
■ Schwarz-Rot: Denkbar, aber mit vielen Hürden versehen. Im Wahlkampf hatten sich die beiden Parteien wenig geschenkt, die Schmutzkübel angerührt. Vor allem: Kern und Kern können sich persönlich nicht schmecken
■ Rot-Blau: Das geht eher, ist für Teile der SPÖ (vor allem in Wien) ein No-Go. Für die SPÖ aber die einzige Möglichkeit, Kurz zu stoppen.
Der Liveticker zum Wahltag zum Nachlesen:
(red)