Politik
Experten sehen steigende Blackout-Gefahr in Österreich
Eine vom Nationalrat in Auftrag gegebene Studie ortet Nachholbedarf, was die Vorbereitung auf einen möglichen Blackout betrifft.
Über den Sommer, als die Corona-Verschwörungstheoretiker mangels Maßnahmen neue Ängste zu schüren versuchten, wurde ein möglicher Blackout großes Thema. Über soziale Medien verbreiteten sich immer mehr Gerüchte, teilweise wurden sogar gezielte Daten genannt, an denen die Regierung die Strom abschalten werden, um die Macht endgültig an sich zu reißen.
Dem wurde mit Aufklärung, Beruhigung und eine Informationskampagne des Bundesheeres entgegengetreten. Teilweise kam es trotzdem bereits zu Hamsterkäufen, insbesondere Equipment wie Kurbelradios und Campingkocher wurden sprunghaft teurer.
Behandlung im Parlament
Das österreichische Parlament hat deswegen das Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und das Austrian Institute of Technology (AIT) mit einer Studie zum Thema "Blackout-Vorsorge" beauftragt. Deren Endbericht liegt nun vor.
Grundsätzlich sei die Wahrscheinlichkeit des Eintretens eines Blackouts sehr gering, die nächsten Jahre würden aber einige Gefahren mit sich bringen. Solche Gefahrenpotenziale ortet man in den Feldern Klimawandel, Digitalisierung und Energiewende.
Bevorstehende, unausweichliche Veränderungen würden es nun notwendig machen, dass die Regierung ihr Augenmerk verstärkt auf Vorsorgemaßnahmen zur Sicherung des Stromsystems sowie zur Erhöhung der Resilienz und der Verbesserung der Reaktionsoptionen im Krisenfall richten müsse.
Strukturänderungen erwartet
Einer der schlagkräftigsten Faktoren ist das Vorhaben der Bundesregierung, bis 2030 den Gesamtstromverbrauch zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen zu gewinnen. Diese sind aber auch mit größeren Schwankungen behaftet. Dieses ambitionierte Vorhaben bringe bereits jetzt erhebliche strukturelle Veränderungen im Stromnetz mit sich.
Darüber hinaus sollen im Jahr 2040 alle wirtschaftlichen Sektoren in Österreich klimaneutral sein. Der Energiesektor wird dadurch zunehmend komplexer. Aus- und Umbau der Infrastruktur werden nötig, wesentliche strukturelle Veränderungen im Stromversorgungsnetz erwartet.
Versorgungssicherheit könne sich ändern
Die Autoren stellen abschließend fest, dass das österreichische Stromsystem momentan zwar weitgehend versorgungssicher sei. Allerdings könne sich das in den nächsten Jahren durchaus ändern. Schon jetzt gibt es solche Veränderungen, die für zunehmende Schwankungen sorgen.
Damit diese Schwankungen weiterhin im Regelbetrieb ausgeglichen werden können und das Risiko von Großstörungen und damit verbundenen Versorgungsengpässen bewältigbar bleibt, gelte es, entsprechende Vorsorgemaßnahmen auf unterschiedlichen Ebenen zu treffen.