Ukraine

Nächste Putin-Offensive? Experten hegen diesen Verdacht

Am 9. Mai wollten die russischen Generäle ihre Erfolge in der Ukraine feiern. Da diese bislang ausbleiben, könnte eine neue Großoffensive bevorstehen.

Nikolaus Pichler
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Weiterhin läuft es für Kreml-Despot Wladimir Putin nicht nach Plan.
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ALEXEY DANICHEV / AFP / picturedesk.com

Der 9. Mai ist ein äusserst wichtiger Tag in Russland. An ihm wird die Kapitulation der deutschen Armee im Jahr 1945 gefeiert. Jedes Jahr zelebriert Russland dieses Datum mit einer Militärparade in Moskau. Auch für den Krieg in der Ukraine hat der Tag eine besondere Bedeutung. So gingen bisher zahlreiche Beobachter davon aus, dass Putin bis zum 9. Mai einen Sieg in der Ukraine präsentieren wolle.

In einem neuen Bericht vermuten Experten des Royal United Services Institute (RUSI) jedoch jetzt, dass Russland an diesem Tag eine neue militärische Mobilisation starten will. Die Autoren Jack Watling und Nick Reynolds schreiben: "Der 9. Mai hat sich von einer Deadline für den Sieg in den Beginn einer riesigen Mobilisierung gewandelt." Um die russischen Ziele zu verwirklichen, brauche es eine Grossoffensive im Sommer, heißt es weiter.

Die Invasion läuft weiter "extrem schlecht"

Militäranalysten hatten nach der Ernennung des Generals Dwornikow zum Oberbefehlshaber über die russische Invasion spekuliert, dass Russlands Generäle Putin vor dem 9. Mai einige greifbare Erfolge auf dem Schlachtfeld präsentieren wollten. Gleichzeitig wurde die Ernennung Dwornikows als Zeichen gedeutet, "dass die Russen erkannt haben, dass es extrem schlecht läuft und sie etwas anders machen müssen".

Deshalb, so die Experten in ihrem Bericht, werde der Stichtag nun für Russland eine andere Bedeutung einnehmen: "Es wird immer wahrscheinlicher, dass die russische Regierung den 9. Mai nicht zur Verkündung des Sieges nutzt, sondern als den Tag, an dem die 'besondere militärische Operation' offiziell als 'Krieg' bezeichnet wird." Die Verschiebung in Richtung Mobilisierung deute dabei auf die Vorbereitung eines längeren Kampfes hin, wobei der 9. Mai zu einem "Wendepunkt" werden könnte.

Lawrow spricht von "Stellvertreterkrieg"

Watling und Reynolds bemerken zudem, dass sich die Rhetorik in Russland bereits in diese Richtung ändert. So spreche die russische Spitze längst von einem Konflikt mit der Nato, wie der "Focus" berichtet. Unlängst betonte der russische Aussenminister Lawrow, Die Nato sei "in einen Krieg mit Russland über Stellvertreter" eingetreten "und bewaffnet diese Stellvertreter".

Es bleibt abzuwarten, wie die russische Regierung den 9. Mai genau nutzen wird. Möglich, dass die Invasion der Ukraine bald auch von russischer Seite als "Krieg" bezeichnet wird – sowohl mit der Ukraine als auch mit der Nato.

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