Polizei ermittelt

Nackter Erwin Wurm sorgt für Einsatz in Nationalbank

Die Kunst ist frei, der Umgang mit ihr nicht: In der Wiener Nationalbank zog ein entblößtes Erwin-Wurm-Kunstwerk nun einen Polizei-Einsatz nach sich. 

Clemens Oistric
Nackter Erwin Wurm sorgt für Einsatz in Nationalbank
Ein 43-jähriger Wiener "entblößte" in der Nationalbank eine wertvolle Skulptur von Erwin Wurm.
Denise Auer, Andreas Tischler, Screenshot "Heute"

Bei diesem Bewerbungsgespräch war der Wurm drin – und zwar buchstäblich. Unlängst bewarb sich ein 43-jähriger Wiener um einen Job in der Nationalbank (ÖNB). Kurz nach Mittag sollte das Gespräch in der Zentrale am Wiener Alsergrund über die Bühne gehen. Im Vorfeld kam es zu kabarettreifen Szenen, die von der Überwachungskamera aufgezeichnet wurden, erfuhr nun "Heute".

Wiener reißt Pullover von Skulptur

Im Foyer, wo der Bewerber auf seinen Termin wartete, steht ein Kunstwerk von Welt-Künstler Erwin Wurm. "Ich und Über-Ich" heißt das gute Stück, dessen Bestandteil ein übergezogener 5.200 Euro teurer Pullover ist. "Der Mann verhielt sich merkwürdig, spazierte quer durch das Foyer und ging zu der Skulptur", so ein Mitarbeiter bei der Polizei. Der Zeuge weiter: "Dann zog er den Pullover einfach von der Skulptur und warf ihn in die Mülltonne." Da der Pullover dabei beschmutzt wurde, erstatteten Mitarbeiter der ÖNB Anzeige. 

Mein Klient leidet unter einem ausgeprägten Ordnungssinn. Hätte er gewusst, dass es sich um ein Kunstwerk handelt, hätte er es niemals berührt.
Melanie Kolar
Verteidigerin, Kanzlei Rast

"Ausgeprägter Ordnungssinn"

Verteidigerin Melanie Kolar von der Kanzlei Rast und Musliu umkreist gegenüber den Behörden die Faktenlage gekonnt: "Mein Klient weist alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurück. Er leidet unter einem ausgeprägten Ordnungssinn, weswegen er den Pullover intuitiv von Skulptur nahm und auf einen Metallbehälter daneben legte."

Es sei ihm "nicht im Entferntesten" in den Sinn gekommen, "dass es sich bei dem Pullover um einen Teil eines Kunstwerks handelt". Der ÖNB-Bewerber wollte laut eigenen Angaben "schlechtweg den für ihn deplatzierten Pullover auf die Seite legen und so für Ordnung sorgen." Erst beim Verlassen der Nationalbank sei dem nunmehr Beschuldigten mitgeteilt worden, dass der Pulli Teil einer Skulptur sei und er eine Anzeige zu erwarten habe. Der edle Stoff war da bereits wieder über die Metall-Büste gespannt. "Hätte er nur ansatzweise angenommen, dass es um einen Teil eines Kunstwerks handelt, hätte er diesen selbstverständlich niemals berührt", so Juristin Kolar gegenüber den Ermittlern.

Wiener Polizei ermittelt

Wie anzüglich die Behörden die Causa finden? Derzeit ist noch offen, ob Anklage erhoben wird. Die Nationalbank hat jedenfalls einen Sachverständigen damit beauftragt, den Schaden zu begutachten und zu beziffern. Einen Job hat indes nur die Wiener Polizei. Sie ermittelt wegen des Verdachts der schweren Sachbeschädigung. Es gilt die Unschuldsvermutung.

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