Es ist eine Schocknachricht für alle, die noch wissen, wie echtes Wirtshausleben aussieht. Die Gösser Bierklinik, das älteste noch betriebene Gasthaus Wiens, gibt es nicht mehr. Dort, wo seit 1566 in dunklen Holzstuben getrunken, gegessen und gelacht wurde, bleibt jetzt nur noch Stille.
Mit der Schließung verliert Wien eine Institution – insbesondere die Wiener Innenstadt! Kein Schnickschnack, keine Hipster-Bowls – hier war Wien noch echt. Wer einmal an einem der urigen Holztische gesessen hat, weiß: Das war ein echtes Wirtshaus, in dem die Zeit stehen geblieben schien. Doch jetzt hat die Realität zugeschlagen. Warum genau das Lokal schließen musste, wurde offiziell nicht bekanntgegeben. Vieles deutet darauf hin, dass es – wie so oft in der Gastronomie – an steigenden Kosten, Personalmangel und einer fehlenden Nachfolge lag.
Die Gösser Bierklinik war ein Wirtshaus, das älter ist als manche Weltreiche. 1406 erstmals urkundlich erwähnt, seit 1566 als Gasthaus geführt – wenn diese Wände sprechen könnten, sie hätten viel zu erzählen. Die Türkenbelagerung, die Monarchie, zwei Weltkriege – alles überstanden. Doch gegen die Herausforderungen der heutigen Zeit half keine Tradition.
Einst wurde hier über Politik und das Leben philosophiert, der Schaum auf dem Bier musste perfekt sein, das Gulasch ordentlich Paprika haben. Hier kehrten Kaufleute, Arbeiter und Künstler ein, jeder war willkommen, solange er Durst hatte. Selbst Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg konnten das Haus nicht stoppen – damals wurde es rasch wieder aufgebaut. Doch jetzt, in Friedenszeiten, gibt es kein Zurück mehr.
In der Gösser Bierklinik wurde nicht einfach nur gegessen – hier wurde Wiener Wirtshauskultur auf den Teller gebracht. Zart geschmortes Gulasch, würziges Blunzengröstl, cremiges Kalbsbeuschel – Gerichte, die Generationen von Gästen begleitet haben. Die Portionen waren großzügig, die Mehlspeisen wie aus Großmutters Küche.
Wer einmal die Rindsuppe mit Frittaten oder Leberknödel gekostet hatte, wusste: Hier schmeckte Wien, wie es sein sollte. Dazu ein frisch gezapftes Gösser, serviert von Kellnern mit Wiener Schmäh – eine Kombination, die nun für immer Vergangenheit ist.
Die Zukunft des Hauses ist ungewiss. Gibt es Hoffnung auf einen neuen Wirt? Oder wird das älteste Wirtshaus Wiens bald zu einem Souvenirshop oder gar einem Büro umfunktioniert?
Eines ist sicher: Die Gösser Bierklinik, wie sie einmal war, wird es nicht mehr geben. Ein weiteres Original stirbt, ein weiteres Stück Wiener Seele geht verloren. Und am Ende bleibt nur die Frage: Wie viele von Wiens echten Wirtshäusern werden diese Zeiten noch überleben?