Wien

Sohn (22) über Bluttat: "Mütter sind bei Jugos heilig"

Ein 22-Jähriger soll seine Mutter im Februar 2023 in Liesing im Streit um eine Essensbestellung mit einem 36 Zentimeter-Messer getötet haben. 

Der Angeklagte (22) tötete seine Mutter mit einem Küchenmesser, hier mit Anwalt Arbacher-Stöger.
Der Angeklagte (22) tötete seine Mutter mit einem Küchenmesser, hier mit Anwalt Arbacher-Stöger.
Hertel Sabine

Eine Wienerin (54) mit Balkan-Wurzeln hatte selbst als Sozialarbeiterin bei der Caritas mit "schwierigen" Jugendlichen gearbeitet, war im Umgang mit Teens ein Vollprofi, dürfte aber offenbar mit dem eigenen Sohn (22) nicht zurecht gekommen sein. Ende Februar soll der 22-Jährige sie schließlich mit einem Küchenmesser erstochen haben - mehr dazu hier

Sohn tendierte zum radikalen Islam

Nach der Volksschule und vier Jahren Gymnasium litt der Sohn offenbar schwer unter der Scheidung seiner Eltern und gab der Mutter die Schuld an der Trennung. Beruf lernte der 22-jährige in Wien geborene österreichische Staatsbürger mit serbischen Wurzeln keinen, konsumierte immer mehr Alkohol und Cannabis und zockte laut Anklageschrift recht häufig. Schließlich meldete die Mutter im Jahr 2021 ihren Sohn selbst bei der Polizei: Sie habe eine Wesensveränderung festgestellt, er sei zum Islam konvertiert und vertrete radikale Ansichten. 

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    Der Angeklagte (23) tötete seine Mutter mit einem Küchenmesser - hier mit Anwalt Manfred Arbacher-Stöger.
    Der Angeklagte (23) tötete seine Mutter mit einem Küchenmesser - hier mit Anwalt Manfred Arbacher-Stöger.
    Hertel Sabine

    Immer wieder soll es zu gröberen Gewaltausbrüchen gegenüber der Mutter gekommen sein, doch die 54-Jährige machte stets vom Recht der Aussagebefreiung Gebrauch, die Verfahren gegen den Sohn wurden eingestellt. Als er dann im Mai 2022 mit einer Machete in Wien-Ottakring angehalten wurde, kam er schließlich auf die Psychiatrie. In der Folge wurde die Mutter als Erwachsenenvertreterin bestimmt. Bei einer Gewalthandlung soll er gegenüber der Mutter gesagt haben: "Nicht Gott entscheidet, sondern ich".

    Mutter hatte Angst, kümmerte sich um ihn

    Obwohl die 54-Jährige laut Anklage Angst vor ihrem Sohn gehabt haben soll, schlief der 22-Jährige, der in Wien-Ottakring gemeldet war, mehrmals die Woche bei der 54-Jährigen in Wien-Liesing, sie soll sich rührend um ihn gekümmert haben.

    Am 28. Februar hatte der 22-Jährige via App Essen bestellt und verlangte Geld von seiner Mutter. Die Mutter weigerte sich jedoch, da soll der 22-Jährige zum Messer gegriffen und drei Mal auf die Frau eingestochen haben. Der 22-Jährige lief zum Nachbarn, erzählte, dass sich die Mutter im Bad mit einem Messer verletzt habe.

    Nachbar wollte 54-Jährige noch retten

    Der Nachbar lief sofort in die Wohnung der 54-Jährigen, alarmierte Rettung und Polizei und leistete sofort Erste Hilfe. Doch die schwerst verletzte 54-Jährige verblutete.

    Im Zuge der Vernehmungen änderte der Beschuldigte zwei Mal seine Aussagen und rückte schließlich mit dem Streit um die Essensbestellung heraus. Die Gutachterin attestierte eine Persönlichkeitsstörung und stufte den Verdächtigen als gefährlich ein.

    Beim Prozess am Montag am Wiener Landl weinte die Schwester im Zeugenstand: "Die Polizei läutete in der Nacht und teilte mir die furchtbaren Geschehnisse mit. Es gab ständig Streit, sie gab ihm täglich Geld." Denn der 22-Jährige habe der 54-Jährigen die Schuld an der Scheidung gegeben, sie habe alles falsch gemacht und büßen müssen.

    Sohn galt als "Risikofall"

    Der 22-Jährige galt bei den Behörden als "Risikofall", die Mutter hatte die Behörden mehrmals gewarnt und ein Gewaltverbrechen befürchtet. Drei Mal hatte es ein Betretungsverbot für den 22-Jährigen am späteren Tatort gegeben. Nur: Als ermittelt worden war, enthielt sich die 54-jährige Sozialarbeiterin der Aussage, brachte es nicht übers Herz, gegen ihren Sohn auszusagen.

    Der 1,93 Meter große und kräftig gebaute Sohn meinte schließlich, dass ihm die Bluttat furchtbar leid tue. Eine Mordabsicht bestritt der Angeklagte indes vor Gericht: "Ich war blind vor Wut, wollte sie verletzen." Dass er krank sei, sehe er ein und er wolle deshalb schnellstmöglich auf Therapie.

    20 Jahre Haft

    Der Angeklagte meinte, er bereue die Tat zutiefst und weine viel. Er liebe seine Mutter. Die Richterin: "Sie haben Sie getötet." „Ich bereue es. Mütter sind das Allerheiligste. Das ist bei uns Jugos so“, konterte der Angeklagte.

    Rechtsanwalt Manfred Arbacher-Stöger hob die Unbescholtenheit hervor, sprach von absichtlicher Körperverletzung, doch die Geschworenen entschieden mit 6:2 Stimmen für Mord. Die Strafhöhe: 20 Jahre Haft plus Einweisung in eine Anstalt. Das Urteil ist rechtskräftig.

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