Tierische Quälerei
Müssen unsere trächtigen Kühe wirklich in die Türkei?
Der Verein gegen Tierfabriken dokumentierte den schrecklichen Transport niederösterreichischer, trächtiger Kälber in die Türkei.
Mehr als vier Tage müssen unsere niederösterreichischen Kühe in einem LKW ausharren, um in die Türkei gebracht zu werden. Das bedeutet 2.500 Kilometer ohne Wasser, ohne Futter und in der größten Sommerhitze. Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) dokumentierte jetzt zum ersten Mal solch einen Transport.
Zuchtrinder-Exporte
Wöchentlich bis monatlich finden sogenannte Zuchtrinder-Exporte, ausgehend von Versteigerungshallen in ganz Österreich, statt. In die Türkei exportiert werden hauptsächlich Kalbinnen, der Rasse Fleckvieh.
Eine sogenannte "Kalbin" ist eine junge Kuh über zwölf Monate, die aber noch nie ein Kalb zur Welt brachte – auch "Färse" genannt. Erst mit der Geburt eines Kalbs wird ein junges, weibliches Rind zur Milchkuh.
Zahlen und Fakten laut Eurostat (Statistikamt der EU)
- Laut Eurostat (Statistikamt der EU) wurden letztes Jahr 8.914 Zuchtkalbinnen aus Österreich in die Türkei exportiert
- Aus dem gesamten EU-Raum waren es 87.424.
Das VGT-Recherche-Team fuhr mehreren Tiertransportern, beladen mit jeweils etwa 30 schwangeren Kalbinnen größtenteils aus Niederösterreich, vom Versandort im Bezirk Melk bis in die Türkei nach. Einem davon sogar bis zu seinem Zielort in Kayseri in Anatolien. Der gesamte Transportvorgang dauerte von 14. bis 18. Juni 2024.
Nicht einmal alle 14 Stunden
Es ist wirklich erstaunlich, dass nicht einmal die Mindestanforderungen der EU-Tiertransport-Verordnung eingehalten werden kann. Nach 14 Stunden (!) Fahrzeit sollten die Tiere zumindest getränkt werden, was laut den VGT-Kontrollen an den Raststationen kein einziges Mal passiert ist.
Unterschreibe auch du die Petition des Verein gegen Tierfabriken und hilf mit, ein Verbot von Exporten von lebenden Tieren in Drittstaaten zu erwirken!
Die Pausen dienten meist nur den Fahrern als Essens- oder gar Schlafpausen, was ebenfalls gesetzwidrig ist. Trotz der hohen Temperaturen (teilweise jenseits von 30 Grad Celsius), war die Belüftungsanlage jedes Mal ausgeschaltet.
Das erste Mal abgeladen und versorgt wurden die Tiere erst in einem Wartestall in Svilengrad in Bulgarien. An der Grenze zur Türkei mussten die Tiere etwa acht Stunden im LKW warten. In einem anderen Transporter, ebenfalls mit Kühen aus Niederösterreich, sogar doppelt so lange. Denn obwohl die türkische Grenz-Veterinärbehörde erst um 8:30 öffnet, fuhren beide Transporter mitten in der Nacht vom bulgarischen Wartestall in Richtung Türkei los.
„Schwangere Kühe bei brütender Hitze auf einen tagelangen Transport zu schicken und ihnen dabei die meiste Zeit nicht einmal Wasser zur Verfügung zu stellen, ist an Unmenschlichkeit kaum mehr zu überbieten. Es braucht umgehend ein gesetzliches Verbot von solchen tierquälerischen Exporten in Drittländer“
24 Stunden Ruhepause?
Nach einer Transportdauer von 29 Stunden ist den Tieren 24 Stunden Ruhepause zu gewähren, nach denen sie wieder 29 Stunden weiter transportiert werden dürfen. Zwar wurde die 24-stündige Ruhepause im Wartestall in Bulgarien eingehalten, doch sowohl die Transportzeit bis dorthin als auch diejenige bis zum Zielort überschritten die – ohnedies viel zu hoch bemessene – höchst zulässige Transportdauer um einige Stunden.
Über vier Tage nach der Abfahrt erreichten die schwangeren Kalbinnen endlich ihren Bestimmungsort inmitten einer trockenen und kargen Landschaft in Anatolien.
Herdenaufbau?
Exporte von lebenden Tieren in Drittstaaten, wie der Türkei, sind nur zum Zweck des Herdenaufbaus zulässig. Da aber eine immense Anzahl jährlich importiert wird, ist in Zweifel zu ziehen, ob die Intention auch tatsächlich durchgeführt wird.
Auf den Punkt gebracht
- Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) hat den schrecklichen Transport trächtiger Kühe aus Niederösterreich in die Türkei dokumentiert, bei dem die Tiere über vier Tage ohne Wasser und Futter in größter Sommerhitze ausharren mussten
- Trotz EU-Vorschriften wurden die Mindestanforderungen nicht eingehalten, und die Tiere erreichten nach über 2.500 Kilometern unter extremen Bedingungen ihren Bestimmungsort in Anatolien