Politik
Mückstein will Eklat-Plakate entfernen lassen
"Mit Behinderung nicht gebraucht" – Eine Werbekampagne in den Wiener Öffis sorgte für reichlich Empörung. Nun reagiert der Gesundheitsminister.
Die knallgelben Plakate mit dicken, schwarzen Lettern überfluten Wiener Öffi-Stationen. "Mit einer Behinderung wirst du nicht gebraucht" oder "Älteres Personal einstellen lohnt sich nicht mehr" ist darauf zu lesen. Bei vielen "Heute"-Leserreportern sorgte das für Empörung, nähere Erklärungen gibt es auf den Plakaten nämlich nicht.
Auf Social Media entflammte ein regelrechter Shitstorm, zahlreiche Betroffene zeigten sich verletzt und herabgesetzt. Der Werbeflächen-Betreiber blieb trotzdem hart: "Bei dem Sujet handelt es sich um die erste Phase einer Werbekampagne eines Kunden. Die Auflösung dieser Teaser-Kampagne wird am 21. Oktober erfolgen. Wir sind nach Rückfrage nicht berechtigt, den Kunden zu nennen", erklärte man gegenüber "Heute".
Auflösung am 21. Oktober
"Die aktuelle Plakatkampagne soll Aufmerksamkeit erlangen und schlussendlich zum Positiven aufgelöst werden. Auf Grund der aktuellen Situation bitten wir die Firma Gewista mit dem Werbepartner eine raschere Aufklärung herbeizuführen", ergänzten die Wiener Linien.
Das Behindertenberatungszentrum "Bizeps" erwägt hingegen rechtliche Schritte. "Es wird mit einer kalkulierten, widerlichen Provokation Aufmerksamkeit erregt. Angeblich sollen die Plakate noch bis 21. Oktober hängen und dann 'aufgelöst' werden", ist Martin Ladstätter von "Bizeps" verärgert und ergänzt: "Keine Wendung kann so stark sein, um diese Aussagen zu neutralisieren. Der Schaden ist angerichtet."
Mückstein bezieht Stellung
Der Eklat zog derart große Kreise, dass sich nun sogar der Gesundheitsminister persönlich zu Wort meldet. Auf Twitter schließt er sich der Kritik des Kritik des Österreichischen Behindertenrats und "Bizeps" an. Mit aller Deutlichkeit stellt er sich gegen diese "diskriminierende, verletzende und potenziell re-traumatisierende" Werbung.
"Es ist nicht im Sinne einer inklusiven, diversen Gesellschaft auf diese Art und Weise Aufmerksamkeit zu erregen. Wir brauchen noch viel mehr Sensibilisierungsarbeit in Österreich, damit so etwas nicht passiert", hält Mückstein fest. "In diesem Sinne rufe ich die Urheber dieser Kampagne auf, besagte Sujets zeitnah zu entfernen."
Verfrühte Enthüllung
Angesichts der eskalierenden Lage hat sich das Unternehmen hinter der Kampagne nun offenbar früher als geplant dazu entschieden, die Kampagne aufzulösen. Es handelt sich um die Supermarktkette Billa. Über dem Plakat "Älteres Personal einstellen lohnt sich nicht mehr" prangt seit Dienstag ein älterer Herr in grauem T-Shirt, auf welchem "Älteres Personal einstellen lohnt sich" steht.
Auf Twitter rechtfertigt man sich so: "Die Irritation wird aufgelöst, indem auf Plakaten BILLA-Mitarbeiter:innen stehen & diese Vorurteile entkräften. Alle abgebildeten Personen sind echte BILLA-Mitarbeiter:innen. Unsere 33.000 BILLA-Mitarbeiter:innen spiegeln diese Vielfalt wider, darauf sind wir stolz. Ohne die vielen Menschen in unserem Unternehmen wären wir gemeinsam nicht da, wo wir heute stehen als führender und kompetenter Nahversorger. Wir brauchen Vielfalt und machen Menschen Mut, sich bei uns zu bewerben, denn wir sind offen für sie."